Montag, 1. März 2010

Montag, den 1. März 2010 – Haridwar Tag 1 – das Fest Holy und das Kumbh Mela

Die Nacht im Bus war mehr schlecht als bequem. Während der Fahrt stiegen immer wieder Reisende hinzu oder verließen den Bus. Manche schliefen dabei auf dem Gang, sodass ich das Gefühl hatte, es würde enger werden. Einer der Reisenden hatte keine Probleme damit, sich einfach auf die Erhöhung zu legen, auf der ich meine Beine gelagert hatte. Die Füße fanden dann neben meinem Körper auf meinem Sitz ihren Platz. Es war ungewohnt, aber man arrangierte sich irgendwie. Wir kamen bereits gegen 5 Uhr morgens in Haridwar an und nachdem ich auf Toilette war, fand mich bereits der erste Vermittler. Ich dachte es wäre ein Rikscha-Fahrer, der mich in die Stadt bringen wollte, aber das wurde mir erst klar, als er mit mir zu einem Rikscha-Fahrer ging und wir dort einstiegen. Vom Busbahnhof aus fuhren wir ca. 2 km nach Haridwar zu einem Hotel rein, das für meine Verhältnisse viel zu teuer war. Liegt wohl an dem Kumbh Mela Festival. Als ich den Fahrer für seine kurze Fahrt bezahlen wollte, weil ich mich selber umgucken wollte, verlangte dieser ganze 60 Rs für diese kurze Fahrt. Ich war empört und vor allem grinste dieser noch recht frech. Ich bin nachher mit 40 Rs davon gekommen, kam mir jedoch immer noch verarscht vor. Von dort machte ich mich mit dem Reiseführer auf den Weg, um andere Hotels zu finden, die hoffentlich günstiger waren, aber darin hatte ich nicht viel Glück.
Letztendlich ging ich zum Zugbahnhof und gab dort vorerst meinen großen Rucksack ab. Dort lernte ich eine Italienerin kennen, die Lehrerin ist, mit der ich anschließend etwas durch die Stadt ging. Eigentlich sollte heute das Fest Holy stattfinden, in dem Personen mit Farben beschmiert werden und sich eines schönen Festes erfreuen. Aber die Straßen waren draußen noch viel zu leer und ich war verwundert. Ich unterhielt mich mit der Italienerin über vieles, wie das Verarschen von heute Morgen und den Vorfall mit dem kleinen frechen Kind damals nach der Hochzeit. Sie gab mir Tipps, dass ich mich bei solchen Kindern einfach durchsetzen müsse, ohne Rücksicht auf die Eltern und bei dem Verarschen, meinte sie, dass die Rikscha-Fahrer alle eine Nummer haben, welches quasi die Taxi-Lizenz ist. Damit könne man dann mit der Polizei drohen oder einfach zur Polizei gehen, dann würden die meisten einfach kulanter werden. Das waren wertvolle Informationen für mich, die ich bisher so noch nicht gehört hatte. Jedenfalls gingen wir auf der Suche nach einem Restaurant in die Stadt und drehten nachher schnell um, weil die ersten Holy-Feiernden erwacht waren und mit Farbe um sich warfen und schossen.
Wieder zurück in der Nähe des Bahnhofs aß ich mir einen Paratha, aber der war wirklich nicht lecker. Dafür sprach ich dort mit einem anderen Ausländer, der mir entgegen kam und fand dadurch eine günstige Übernachtungsmöglichkeit in einem Mehrbettzimmer für 150 Rs. Mit der Italienerin ging ich wieder etwas Stadteinwärts, weil sie dort noch etwas essen wollte und der Koch wurde in der Zwischenzeit von anderen Indern eingefärbt, so wie er auch die anderen einfärbte. Er wollte mich bei dem Versuch gleich mitfärben, und ich ließ es im Gesicht zu. Es gibt wohl zwei verschiedene Färbematerialien. Die einen gehen nach dem Waschen wieder aus den Klamotten raus und die anderen Farben bleiben für immer in den Klamotten. Bei mir war es eher so eine Art Kreide, die auswaschbar ist. Nach dem Frühstück gingen wir beide zurück zum Bahnhof, wo ich meinen Rucksack abholte und meine Wasserflasche erneut auffüllte. Beim Rucksack abholen wurde ich direkt wieder eingefärbt und man tanzte mit mir, weil man meinte, da ich ja schon Farbe im Gesicht hatte, dass ich ja auch Holy feiern würde. Es war sehr interessant.
Danach ging ich zum besagten Hotel, wo ich mir eines der Betten mit abschließbarem Bettkasten aussuchte und nachdem ich mich dort nach einer kurzen Dusche etwas ausgeruht hatte, zog ich mit den richtigen Klamotten los, um die Stadt zu erkunden. Dabei war es bereits nach 13 Uhr und ich dachte eigentlich, dass das Fest Holy nun vorbei sei und ein Hotelportier bestätigte mir das. Also holte ich daraufhin meinen kleinen Rucksack, um sowohl Kamera und andere Sachen bei mir zu haben. Um die Ecke vom Hotel aß ich zunächst noch eine Reismahlzeit, die sehr lecker war und nur 15 Rs kostete. Der Mann hatte sich verplappert und ein Raufsetzen des Preises auf 20 Rs funktionierte bei mir somit nicht mehr. Die Menschenmassen liefen in bunten Farben über die Straße und viele kamen mir auch auf Motorrädern zu zweit oder dritt entgegen. Ich überlegte, wie ich hier am besten wieder wegkäme und da das Touristenbüro erst morgen wieder aufmacht, lief zunächst zur Busstation, um mich dort nach den Abfahrtzeiten nach Shimla zu erkundigen. Auf dem Weg dorthin hielten einige Mopedjungs extra an, um mich noch einzufärben, sodass die Duscherei heute Morgen nicht viel gebracht hatte. Am Busbahnhof bekam ich die gewünschten Abfahrtzeiten und machte mich von dort wieder Richtung Zugbahnhof auf. Dort füllte ich noch einmal meine Flasche auf und ging weiter Richtung Stadt und dann Richtung Ganges, wo ich auf dem Weg zwei Deutsche aus Leipzig traf, die total bunt aussahen. Auf dem Weg zum Ganges konnte ich weiteren Färbungen nicht entkommen.
Der Ganges war hier im Gegensatz zu Varanasi deutlich schneller sowie klarer und sehr viele Leute wuschen sich bereits im Ganges oder trockneten nach dem Waschen dort ihre Klamotten. Ich lief auf der rechten Seite flussaufwärts, um zum heiligen Waschungsghat Har-Ki-Pauri zu gelangen. Nachdem man meine Tasche kontrolliert wurden, konnte ich problemlos über die Brücken gehen und mir dort alles in Ruhe angucken. Dort entdeckte ich auch eine große Shiva-Statue, die ich natürlich auch von vorne sehen wollte, sodass mein nächstes Ziel feststand. Gesagt getan stand ich vor der Statue, hatte meine Fotos gemacht und lief über andere Wege langsam zurück zur Brücke, die ich vorhin als erstes überquert hatte. Dort fand ich ein französisches Ehepaar, welches am Ganges rumsaß und das ich bat, auf meine Sachen aufzupassen, während ich mich im Ganges badete. Ich stellte fest, dass das Wasser recht kühl war und da der Sonnenuntergang nicht mehr weit weg war, konnten meine Sachen auch nicht mehr richtig trocknen. Er machte ein paar Fotos von mir als Beweis und nachdem ich wieder angezogen war, liefen wir gemeinsam durch Haridwar, um uns einen Chai-Tee zu trinken. An der Hauptstraße verabredeten wir uns zum Essen in einem Restaurant gegen 19.30 Uhr. Somit hatte ich genau eine Stunde, um noch einmal ins Hotel zurück zu kehren, denn ich wollte meine feuchte Badehose loswerden und musste zudem dringend das stille Örtchen aufsuchen. Der Weg zum Hotel war weiter als ich mir ausgemalt hatte und auf dem Weg gabelten mich die beiden Deutschen von heute Mittag wieder auf, die mich zum Hotel begleiteten.
Im Anschluss gingen wir drei gemeinsam zum verabredeten Restaurant und da die Franzosen noch nicht da waren, setzten wir uns schonmal rein. Beide kommen aus Leipzig und sind bei der Studentenorganisation AIESEC. Ich war erstaunt und erfreut, schließlich hatte ich dort auch mal in Köln mitgearbeitet. Frank war der Ältere von beiden und hatte bereits ein Praktikum in Varanasi gemacht. Die beiden haben sich bei AIESEC kennengelernt und weil Indien auf ihrer Reiseliste stand, war der gemeinsame Urlaub vorprogrammiert. Die Franzosen kamen etwas später und setzten sich an einen anderen Tisch, weil unserer etwas klein war. Wir bestellten uns 2 Mal Thali, Frank hatte keinen großen Hunger und war mit seinem Lassi (Joghurtgetränk) zufrieden. Ich bekam zum Essen auch mein gewünschtes heißes Wasser und nach dem Essen wurden wir schnell von unserem Platz vertrieben, weil der Platz für andere frei werden musste. Schade, dass man nicht mal mehr gemütlich so dasitzen kann. Danach ging ich mit den beiden noch zu deren Hotel, weil dort angeblich ein Computerraum mit der Möglichkeit Daten zu kopieren war. Der eine Computerraum wurde zu gemacht und der andere im Hotel hatte nur einen Rechner mit funktionierendem Internet. Aber ich konnte einen der anderen Rechner nutzen, um meine SD-Karten auf meine Festplatte zu entleeren. Mit dem Hotelinhaber Amit Oberoi unterhielt ich mich über seine schlechte Internetkonstruktion. Er hatte einen Rechner, der das Internet für die anderen Rechner freigeben sollte, aber das klappte seit heute nicht mehr, sodass dieser Rechner der einzige Internet-fähige PC war. Ich empfahl ihm, sich einen Router anzuschaffen und erklärte ihm die Vorteile. Er schien mit der Lösung zufrieden zu sein und ich musste für die kurze Nutzung des Rechners nichts bezahlen. Im Anschluss tauschten wir die E-Mailadressen aus und ich begleitete daraufhin die beiden Deutschen noch zu ihrem Hotel.
Von dort lief ich noch einmal zum Zugbahnhof zurück, weil ich wusste, dass der Zug der Italienerin erst sehr spät ging und ich traf sie sowie das französische Ehepaar dort im Warteraum an. Mit diesem unterhielt ich mich zuerst und er war noch etwas empört vom Restaurant, weil die beiden den Tisch für andere Gäste wie wir zuvor freimachen sollten, er aber darauf bestand, zu warten, bis seine Frau von der Toilette zurückkehrte. Dass sie eine Toilette draußen aufsuchen musste, wusste er zu dem Zeitpunkt nicht. Nicht jedes Restaurant besitzt eine Toilette in Indien, vor allem, weil diese Restaurants meist recht klein sind. Anschließend unterhielt ich mich noch ganz kurz mit der Italienerin und ging anschließend zurück zum Hotel. Dort fand ein auch dort übernachtender Mann heraus, dass ich Deutscher war und schon begann er mit mir über eine Stunde lang in Deutsch zu quatschen. Er hatte jahrelang bei McDonalds in Deutschland gearbeitet und er bereist momentan Indien, weil er mal etwas Urlaub machen wollte. Er selber kommt aus Bangladesch und besitzt dort ein großes Restaurant. Ich war erstaunt wieder jemanden mit Deutschlanderfahrung zu finden, jedoch war es schwer mich mit meinem Müdigkeitsgrad zu konzentrieren. Nach Mitternacht konnte ich dann endlich schlafen, als seine Frau ihn auch darauf hinwies, dass ich sicherlich müde seie.

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