Sonntag, 21. März 2010

Sonntag, den 21. März 2010 – Pushkar Tag 2, Ausflug zum Tempel und plötzliche Kamelwanderung

Gemütlich bis 10 Uhr ausgeschlafen startete ich schön frisch in den Tag hinein. Meine Sachen oben auf dem Balkon waren bereits trocken, sodass ich diese wieder wegpacken konnte. Anschließend ging ich zum Thali-Restaurant, wo ich mir gemütlich ein Thali zum Frühstück holte. Danach guckte ich mir Pushkar und den Basar intensiver an. Da meine anderen Postkarten mit dem Tagebuch weg waren, beschloss ich hier in Pushkar nach neuen Postkarten zu schauen. Ich bedauerte den Verlust der Postkarten sehr, weil eine sehr schöne Postkarte für meine Schwester dabei gewesen war. Ich fand genau zwei Läden mit Postkarten und kaufte mir ein paar neue Postkarten, wofür mindestens eine Stunde drauf ging. Glücklicherweise hatte ich genügend Zeit, denn allzu viel zu sehen gab es in Pushkar nicht. Es war eher ein Ort für Ruhe und Entspannung für mich, was nach den Strapazen der letzten Woche echt gut tat. Nach längerer Suche fand ich im zweiten Laden sogar die schöne Postkarte von Ladakh wieder, worüber ich mich sehr freute. Anschließend schlenderte ich weiter durch die Stadt und traf die beiden deutschen Mädels von gestern Nacht wieder, die in einem Café etwas aßen. Nach einem kurzen Gespräch mit diesen ging ich zum etwas außerhalb gelegenen Tempel auf einem Berg.
Der Weg dahin war unter der Mittagshitze sehr anstrengend und so teilte ich mir das kurz vor dem Ortsausgang frisch aufgefüllt Wasser für den Weg ein. Auf dem Weg nach oben machte ich neben den Fotos der Umgebung auch von den dort heimischen Pflanzen, die mich faszinierten.


Auf dem Weg nach oben traf ich ein Ehepaar mittleren Alters, wo die Frau starke Probleme mit dem Aufstieg hatte und sich im Schatten eines Vorhangs ausruhte. Ich bot ihr mein Wasser an, welches sie dankend annahm. Oben am Tempel wollte ich es auffüllen, aber durch die ganzen Wespen am Wasser und die Affen drum herum, traute ich mich nicht an den Wasserhahn. Nach recht kurzer Zeit und einer kleinen Pause hatte ich den Berghügel erkundet und die Umgebung ausreichend genossen.

Zurück am noch geschlossenen Tempel hielt es sich im Schatten deutlich besser aus. So kam ich dort mit ein paar Leuten ins Gespräch, unter anderem auch mit Cheeku einem Agenten wie ich später erfuhr. Der Tempel öffnete kurze Zeit später, obwohl wir dafür normalerweise noch 1-2 Stunden hätten warten müssen. Im Tempel war es durch den vom großen Dach gespendeten Schatten kühler als draußen und man hatte eine schöne Aussicht auf Pushkar und den trockenen See.
Ich unterhielt mich weiter mit Cheeku über meine Erfahrungen und Erlebnisse in Indien und was ich noch alles in Indien sehen bzw. unternehmen wollte.
So kamen wir auch auf die von mir angedachte Kameltour, die aber überall in Pushkar angeboten werden, jedoch für mein noch verbleibendes Budget zu teuer sind. Er bot mir eine geführte Kameltour mit Übernachtung vom Abend bis nächsten Morgen für 400 Rs an. Das konnte ich mir leisten und so nahm ich das Angebot, nachdem er die Tour mit dem Kamelführer abgeklärt hatte, an. Daraufhin ging ich möglichst zügig zurück zum Hostel.
Auf dem Weg nach unten traf wieder das Ehepaar, welches sich noch einmal herzlichst für das gespendete Wasser bedankte. Der Mann war bis zum Tempel raufgegangen, während seine Frau im Schatten gewartet hatte. Er hatte vom Laden am Tempel neues Wasser für sie mitgebracht. Vor Pushkar spielten einige Kinder, die mich scheinbar interessant fanden und plötzlich neben mir herliefen und mich und meine Tüte, in der der neue Reisepass und andere Zettel drin waren, anpackten. Daraufhin wurde ich laut, sodass sie Abstand zu mir gewannen. Ich war nicht sicher, was diese Kinder von mir und meinen Sachen wollten und nochmal etwas verlieren wollte ich nicht. In Pushkar füllte ich an der gleichen Stelle erneut meine Wasserflasche auf und im Hostel packte ich meine Sachen und versuchte auszuchecken. Leider waren sowohl der Hausherr als auch dessen Sohn/Neffe von heute Morgen nicht da. Seine Mutter sagte mir, dass ich die aktuelle Nacht auch noch bezahlen müsse, weil ich nicht vor 10 Uhr morgens ausgecheckt hatte. Ich war empört, denn schließlich wollte ich die Nacht nicht im Hostel bleiben, sondern die Kameltour machen. Daher wollte ich nicht noch weitere 125 Rs für ein Hostel-Zimmer bezahlen, was ich nicht nutzen wollte bzw. konnte. Nach längerer Verhandlung erließ man mir die Schuld für das Hostel-Zimmer und ich bezahlte 150 Rs, um das Thema auch vernünftig abgegolten zu haben.
Danach zog ich mit meinem Rucksack durch die Gegend, begab mich noch einmal in das leckere Thali-Restaurant für ein Abendessen und ging von dort aus zum Internetcafé. Dort überprüfte ich meine E-Mails und meldete mich kurz bei meinen Eltern, weil es mir wichtig war, dass sie wussten, wie es mir geht und das alles in Ordnung ist. Dann wartete ich vor meinem Hostel auf Cheeku, der kurze Zeit später eintraf und mich bis zum mit dem Kamelführer verabredeten Punkt auf seinem Moped mitnahm. Dharmu wartete dort bereits mit seinem Kamel auf uns. Meinen großen Rucksack hätten wir an das Kamel hängen können, doch irgendwie war mir unwohl bei der Sache, den schweren Rucksack die ganze Zeit an der Trageschlaufe am Kamel aufgehängt zu sehen. Somit nahm Cheeku meinen Rucksack mit in seinen Büroraum, den ich mir dort abholen kann, wenn ich morgen von meiner Kameltour zurückkomme.
Dann ging die Kameltour endlich los und ich freute mich riesig wie ein kleines Kind. Mit dem Kamel ritten wir zunächst die Hauptstraße/Ortsumgehungsstraße entlang, auf der alle Busse und LKWs fuhren und der große Busbahnhof liegt. Dann machte die Straße einen Knick und wir ritten über einen großen Platz, der wie ein Stadion aussah. Dharmu erklärte mir, dass auf diesem Platz im Spätherbst die größte Kamelmesse der hiesigen Umgebung stattfindet. Diese sollte ich mir unbedingt einmal angucken. Danach ritten wir in die Steppe an dem Berg mit dem Tempel vorbei, an dem ich noch ein paar Stunden zuvor war. Vor uns ritten zwei weitere Kamele mit zwei jungen Personen drauf und Dharmu ließ das Kamel traben, um aufzuschließen.




Dharmu kannte sich durch die vielen geführten Kameltouren ganz gut mit Ausländern aus und hatte bereits aus der Entfernung erkannt, dass es sich bei den beiden Personen auf den Kamelen um Südkoreaner handelte. Anschließend ritten die drei Kamele gemeinsam bis zu einer etwas größeren Ebene, auf der sich kleine Sanddünen befanden und wir eine etwas größere Pause einlegten.
In unserer Pause kamen ein paar Kinder aus der näheren Umgebung und spielten uns etwas auf einem selbstgebauten Seiteninstrument vor und wollten anschließend etwas Geld dafür haben. Ich hatte dieses Mal jedoch nichts übrig. Danach setzten wir unsere Tour getrennt von den Südkoreanern fort und begegneten zwei anderen Kamelen, auf denen zwei deutsche Mädchen saßen. Mit denen unterhielt ich mich maximal eine Minute, denn zu einer größeren Unterhaltung schienen sie keine Lust zu haben. Deshalb unterhielt ich mich viel lieber mit Dharmu über Kultur, Sprache, Familie und andere Sachen, denn das machte bei so einem gesprächigen Kamelführer viel mehr Spaß.
Die deutschen Mädels ritten für die Nacht zum Nachbarn und ich blieb die Nacht bei Dharmu und seiner Familie, die aus seinen zwei älteren verheirateten Brüdern Rahgu und Balu und deren Frauen, der Mutter der drei Brüder, einer Tochter und einem Baby bestand. Im Haus der Familie bekam ich zunächst etwas zu trinken und konnte mir vom Dach aus den Sonnenuntergang angucken.

Anschließend konnte ich entscheiden, ob ich die Nacht lieber auf dem Dach oder unten auf der Terrasse verbringen wollte. Ich entschied mich für die Terrasse, weil ich so bei der Familie schlief und ich schließlich viel lieber in Gesellschaft bin. Die Betten bestanden aus einfach bespannten Holzrahmen, wovon eins Dharmu und eins ich benutzte. Auf den Betten lagen eine Decke als Liegeuntergrund und eine zum Zudecken. Ich fand die Decken etwas zu dick für die Nacht, weil es doch tagsüber so richtig heiß ist, sollte aber später den Grund für diese dicken Decken erfahren. Nach dem Sonnenunterganggucken unterhielt mich viel mit Dharmu und Rahgu (der Älteste der drei), wobei Rahgu etwas schlechter Englisch sprach als Dharmu. Nach einer Weile kam Balu mit dem Moped und Annie hinten drauf nach Hause. Balu sprach wie Dharmu sehr gut Englisch. Annie ist eine sehr freundliche 70 jährige Australierin, die die Familie seit langer Zeit kennt und in Pushkar als „Mom“ (Mama) bekannt ist. Sie ist sehr nett und unterhielt sich etwas mit mir. Sie erzählte mir von ihren Zukunftsplänen, dann das sie mal in Indien und mal auf Bali lebt, sowohl hier in Indien als auch auf Bali alles viel günstiger als in Australien ist und sie als Beruf/Hobby Hochzeiten gestaltet, indem diese von ihr geplant, vorbereitet und durchgeführt werden.
Sie blieb zum Abendessen, welches von der Mutter der drei Söhne und den beiden Frauen gemacht wurde. Beim Abendessen aßen nur Annie und ich, die Familie aß später. Anschließend wurde Annie wieder ins Hotel nach Pushkar zurückgefahren und ich hatte einen neuen Plan für die nächsten zwei Tage. Mit der Familie unterhielt ich mich noch lang in den Abend hinein und im Vergleich zum Tag wurde es am Abend deutlich kühler. Als die Familie aß, aß ich auch noch ein weiteres Mal mit und ich muss sagen, dass es wirklich sehr lecker war. Danach quatschten die anderen weiter, während Dharmu und ich uns schlafen legten. Ich hatte beschlossen, morgen nicht zurück nach Pushkar zu gehen, sondern noch ein Weilchen länger bei der so netten Familie zu bleiben und die Zeit zu genießen. Mit diesem glücklichen Gefühl eines Zuhauses schlief ich ein.

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