Die Nacht im Zug habe ich nicht sonderlich gut geschlafen. Ich wachte immer wieder auf, weil ich nicht wusste, wann wir ankommen und es nicht so wie in China ist, dass man von jemanden geweckt wird, wenn man aussteigen muss. Ich war jedoch viel zu früh wach, denn wir hatte ja eine Verspätung von guten 2 Stunden und die holt man hier in Indien nicht mehr wirklich auf. So kamen wir in Agra erst gegen 10 Uhr anstelle der angestrebten 7-8 Uhr morgens an. Damit war es nix mit möglichst früh am Taj Mahal zu sein. Die beiden Franzosen fuhren mit einer Rikscha zu einem gewünschten Hotel und ich versuchte irgendwie meinen Rucksack irgendwo zwischen zu lagern sowie mich nach den Fahrmöglichkeiten nach Haridwar zu erkundigen. Leider hatte ich da nicht sonderlich viel Erfolg. Am Bahnhof versuchte mich ein Mann abzuwerben und bot mir Fahrhilfe an, die natürlich kostenpflichtig wäre. Ich lehnte ab. Von der Agra Fort Railway Station lief ich ein ganzes Weilchen bis zur Busstation, wo ich mich nach einer Fahrmöglichkeit nach Haridwar erkundigte. Leider waren deren Informationen sehr ungenau und nicht wirklich hilfreich. Also lief ich weiter Richtung Touristenbüro und wimmelte auf dem Weg einige Rikscha-Fahrer ab.
Nach einem guten Fußmarsch kam ich gegen 11 Uhr am Touristenbüro an, welches zunächst unbesetzt war. Nachdem ich wohl durch mein Klopfen jemanden geweckt hatte, bekam ich neben einer Karte für Agra auch alle Auskünfte, die ich benötigte inklusive der Zeiten für meine Weiterfahrt. Angeblich sollte wohl auch ein Bus zum Inter State Bus Terminal (ISBT) fahren. Vom Touristenbüro lief ich wieder Richtung Busbahnhof. Auf dem Weg kaufte ich mir noch sehr leckeren Reis mit sehr leckerem Fleisch als Mittagssnack und von dort nahm ich nach Verhandlung eine Fahrrad-Rikscha für 10 Rs zum Busbahnhof, was deutlich schneller als Laufen war. Am Busbahnhof versicherte man mir, dass es keinen Bus zum ISBT geben würde und so lief ich von dort zurück zum Zugbahnhof.
Auf dem Weg machte ich Stopp in einem Hotel, um dort meinen Rucksack abzugeben, aber dieser konnte mir nur ein Zimmer für 250 Rs und mehr zur Aufbewahrung meines Rucksacks anbieten. Das war mir zu teuer und nach etwas Nachfragen erfuhr ich, dass man den Rucksack am Bahnhof für wenig Geld sicher abgeben konnte. Gesagt getan hatte ich meinen Rucksack mit einer Kette provisorisch verschlossen am Bahnhof für 10 Rs abgegeben und mich für den Tag in Agra entsprechend in kurze Klamotten gekleidet. Von dort zog ich als erstes Richtung Taj Mahal und unterwegs am Roten Fort von Agra wurde mir von einem hinter mir laufenden Affen die Tüte mit Bananen aufgerissen und diese intelligenten Tiere schnappten sich sofort einen Teil der Bananen. Ich konnte noch 3 Bananen retten und verspeiste diese sofort. Vor Affen habe ich einfach großen Respekt, da diese sehr gefährlich werden können, wenn man nicht weiß, wie man mit diesen umgehen muss.
Am Taj Mahal kam ich leider viel später als der ursprünglich geplanten 10 Uhr an. Es war bereits 12 Uhr und ich bezahlte 750 Rs für das Eintrittsticket, während Inder dafür nur 20 Rs bezahlen. Ich wurde beim Einlass trotz des hohen Preises nicht bevorzugt behandelt, sondern musste mich wie jeder andere in die wirklich lange Schlange in der prallen Sonne anstellen. Zuvor hatte ich noch meinen kleinen Rucksack in einer Aufbewahrstation für weitere 10 Rs abgegeben, weil man wohl keine Rucksäcke mit ins Taj Mahal mitnehmen darf. Nach ca. 15 Minuten Warten empfahl mit ein Inder mitzukommen, da wohl ein Seiteneingang aufgemacht worden war und dort weniger Leute anstehen würden. Ich folgte dem Inder und den anderen Massen und unterhielt mich prächtig. Auch am Seitentor stand ich etwas länger an, jedoch war die Schlange nur ein Viertel so lang wie die andere. Frauen hatten einen eigenen Eingang und weil weniger Frauen das Taj Mahal besuchen, kamen diese auch viel schneller als die Männer durch. Endlich im Taj Mahal guckte ich mir alles so gut es ging an und ich machte wirklich viele Fotos. Ich muss auch zugeben, dass ich ein wenig erschöpft war, sodass ich mich im Taj Mahal ausruhte.
Im Taj Mahal selbst war es im Gegensatz zu draußen angenehm kühl. Das Taj Mahal und das Gelände darum waren sehr voll mit Touristen und ich war froh, dass ich meine Wasserflasche mehrfach auffüllen konnte. Nach 15 Uhr verließ ich abschließend das Taj Mahal und machte mich auf den Weg zum Roten Fort von Agra. Kurz vor dem Eingang zum Fort traf ich die Franzosen aus dem Zug auf einer Fahrrad-Rikscha an. Sie hatten ein Hotel gefunden und waren bereits früh im Taj Mahal gewesen und zu dem Zeitpunkt war die Schlange vor dem Taj Mahal wohl nicht so groß wie bei mir. Das Fort wollten sie sich morgen angucken. Ursprünglich hatte ich mir vorgestellt den Sonnenaufgang im Taj Mahal sehen zu können, aber aufgrund der späten Öffnungszeit wäre das so oder so nicht möglich gewesen. Im Fort bezahlte ich anstelle der verlangten 300 Rs nur 250 Rs, weil ich die Karte vom Taj Mahal vorlegte. Danach ging ich gespannt ins Fort und guckte mir alles soweit an.
Als erstes ging es steil nach oben und dort kam ich auf einen riesigen freien Platz. Ich ging weiter durch das Tor und kam in einen sehr großen Innenhof, in dem ich mir alles anguckte und mich ein wenig ausruhte. Danach guckte ich mir eine Art Tempel auf der rechten Seite an, in dem eine Treppe war, die ich natürlich hochging. Dort kam ich in einen weiteren Gebäudeteil, der groß war, wie eine Art kleiner Garten. Es war überwältigend und ich hatte am Ende des „Hofes“ eine schöne Aussicht auf das Taj Mahal. Eine gute Kamera hätte es hier definitiv getan. Dann erkundete ich alle möglichen Weg und es wurde immer besser. Meine Entdeckerseele fing Feuer und ich konnte nicht mehr aufhören alles noch nicht erkundete zu besichtigen und zu fotografieren. An einer Stelle konnte man sogar an einem Fenstersims ohne Gitter stehen. Ein falscher Schritt und man wäre viele Meter in die Tiefe in einen kleinen Wald gefallen, der wohl der Garten oder ähnliches vom Fort war. Außerdem konnte man von einem Gang, der wie eine Veranda war, ein großes Wespennest oder ähnliches sehen. Sehr toll. Ich erkundete weiter das Fort und kam letztendlich an dem großen Platz neben dem zu Beginn durchschrittenen Tor aus. Damit hatte ich also einen weiteren Teil erforscht, ohne es zu ahnen. Danach erkundete ich noch den größtenteils zerstörten Teil des Forts, der auch zugänglich war und als ich der Meinung war, alles gesehen zu haben, was möglich war, verließ ich das Fort. Vom Eingang ging ich in den neben dem Fort angrenzenden Park und ruhte mich dort etwas auf der Wiese aus. Zudem genoss ich den Sonnenuntergang, machte Fotos und übte ein paar Handstände.
Als ich davon genug hatte, lief ich vom Fort noch etwas durch die Gegend, kam wieder am Busbahnhof an und kaufte mir um die Ecke einige lokale Abendsnacks, weil dort so viele Leute standen. Auf dem Weg dahin hatte ich ab und an mal nach einigen Snacks Ausschau gehalten, aber die Leute wollten mich nach meinem Gefühl mit den Preisen nur übers Ohr hauen. Der lokale Abendsnack war sehr günstig und hier konnte ich mir auch mit dem Preis sicher sein, weil eben so viele hier etwas aßen. Danach ging ich langsam Richtung Zugbahnhof zurück und aß mir dort noch 2 leckerer Paratha, die aber nicht mit denen aus Khajuraho vergleichbar waren. Da ich noch Zeit hatte, ging ich vom Bahnhof noch einmal zum Fort, weil ich es auch in beleuchtetem Zustand fotografieren wollte. Nachdem dies getan war, sah ich, wie mehr und mehr laute Musik aus Lautsprechern ertönte und die Leute dazu einfach auf der Straße tanzten. Ich hatte die Vermutung, dass das Fest „Holy“ begonnen hat. Außerdem viel mir nicht weit vom Fort der groß aufgestapelte Holzhaufen auf, der wohl später angezündet wird.
Danach ging ich zurück zum Bahnhof, holte dort meinen Rucksack ab und zog mir noch schnell meine lange Hose an. Danach ging ich zu den vielen Auto-Rikschas und versuchte möglichst günstig eine Auto-Rikscha zum ISBT zu bekommen. Nach mehrmaligem fragen, war der günstigste Preis 80 Rs. Ich hatte eigentlich eher mit 50 Rs gerechnet, aber der Beginn des Holy-Festes in Indien schien die Preise für die Fahrt nach oben zu treiben. Bevor ich mit der Rikscha zum ISBT fuhr, hatte ich noch ein paar Fotos und Videoaufnahmen der tanzenden Leute gemacht, die davon sehr begeistert schienen. Von der Fahrt mit der Auto-Rikscha machte ich auch ein Video, wobei mein Fahrer ein wirklich angenehmer Fahrer war, da ich mich nicht erinnern konnte, ihn überhaupt einmal hupen gehört zu haben. Normalerweise hupen die Inder immer wie verrückt. Pünktlich kam ich am ISBT an, kaufte mir dort eine Nachtbusfahrkarte nach Haridwar und überbrückte die Zeit bis zur Abfahrt. Ich hatte mich im Bus direkt am Eingang in Fahrtrichtung links hingesetzt, weil dort am meisten Freiraum für meine Beine und meinen Rucksack war, was ein Fehler sein sollte.
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