Als ich im Bus aufwachte, fragte ich mich, wann wir denn in Ranakpur ankommen. Oder waren wir vielleicht schon daran vorbeigefahren? Es nämlich bereits später als die ungefähre Ankunftszeit in Ranakpur. Ich ging zum Schaffner, der neben dem Busfahrer schlief und er sagte mir, dass wir schon lange Ranakpur passiert hatten und gleich in Udaipur ankommen würden. Auf die Frage, warum er mir nicht Bescheid gesagt hatte, bekam ich keine Antwort. Also fuhr ich bis Udaipur und wartete dort auf den ersten Bus zurück nach Ranakpur, welcher mit Verspätung gegen 8 Uhr ankam. Das Ticket für die letzte Busfahrt musste ich nicht nachbezahlen, obwohl ich weiter als die Gültigkeit des Tickets gefahren war. Dafür musste ich jetzt erneut ein Ticket nach Ranakpur lösen. Mit mir stiegen viele Leute mit sehr schön gebundenen roten Turbanen ein, die ich von der Machart her total toll fand.
Endlich in Ranakpur angekommen, erkundigte ich mich zunächst nach einer Unterkunft, was überhaupt nicht einfach war. Die Unterkünfte in der näheren Umgebung kosteten mindestens 300 Rs und waren mir zu teuer. Im Tempel konnte ich nicht übernachten und die nächste angeblich günstige Übernachtungsmöglichkeit, die man mir empfahl, lag ein paar Orte weiter. Das Taxi vor dem Tempel wollte ein Vielfaches des Buspreises haben und es fand sich leider auch kein Auto, das mich mitnehmen wollte. Also fuhr ich mit dem nächsten Bus, der eine Stunde auf sich warten ließ, zum empfohlenen Nachbarort Sadri. Meinen großen Rucksack nahm ich mit, da ich den nirgends zwischenlagern konnte. Ca. 30 Minuten später und 10 Rs weniger kam ich in Sadri an. Dort suchte ich nach der empfohlenen Unterkunft und als ich diese fand, waren dort zwar bewohnte Zimmer aber kein Hausverwalter. Der sei angeblich woanders. Ein Mann, der mir helfen wollte, nahm mich auf seinem Moped wiederum einen Ort weiter zu einem Hotel mit, dass mir auch zu teuer war. Also wartete ich an der Straße auf den nächsten Bus nach Ranakpur, weil der Mann mit seinem Moped schon weg war und ich nicht nach Sadri zurücklaufen wollte. Das Hotel war zwar “nur“ ungefähr einen Kilometer weit von Sadri weg, aber mit dem schweren Rucksack in der brütenden Hitze zu Laufen macht echt keinen Spaß. Alle Busse die ich sah, fuhren an mir vorbei, obwohl ich am Straßenrand immer wieder aufstand, um die Busse mit Handzeichen anzuhalten. Also blieb mir nachher nichts anderes übrig als doch den Weg zurück zu laufen. Unterwegs hatte ich das Glück, dass ein Junge mit seinem kleinen Moped anhielt und mich fragte, ob er mir helfen könne und so nahm er mich freundlicherweise bis zur Busstation mit. Auf meine Frage, was er von mir an Geld für die Mitnahme bekommt, sagte er ein einfaches „Nichts“. An der Busstation wartete ich noch weitere 30-60 Minuten auf den nächsten Bus nach Ranakpur und kam dann pünktlich zur Mittagszeit zum Mittagessen am Jain Tempel an. Die ganze Fahrerei lehrte mich, dass ich mir später doch ein Hotelzimmer in Udaipur suchen werde, da die Unterkünfte in Kumbhalgarh wohl ähnlich teure Preise wie in Ranakpur haben und ich am Abend so oder so nur noch mit einem privaten Taxi dort hinkommen würde.
Zurück am Tempeleingang begab ich mich zum Eintrittskartenschalter, wo ich meinen Rucksack abstellen konnte, um anschließend zum Mittagessen ins Tempelrestaurant zu gehen. Das Tempelrestaurant bot Nachfüll-Thali zu einem sehr günstigen Preis an, was ich natürlich ausnutzte, bis ich satt war. Leider machte mir der wenige Schlaf der letzten Tage sehr zu schaffen, sodass sich mein Magen schon sehr bald rebellierend und aufmüpfig zurückmeldete. Nach dem gemütlichen Mittagessen wollte ich den bereits von außen imposant aussehenden großen Jain Tempel angucken, beschloss aber vorerst eine kurze Pause auf einer Bank im Schatten der Bäume zu machen.
Dort schlief ich dann prompt ein und wusste anschließend nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Nachdem mir meine Wasserflasche mit lokalem nichtgefilterten Wasser von einem der Sicherheitsleute aufgefüllt worden war, zog ich meine Schuhe aus und ging mit Kamera, Kameraticket und Wasserflasche zum Tempel. Die Wasserflasche durfte ich gleich wieder wegbringen, da keine Getränke im Tempel erlaubt sind. Das blöde war dabei, dass ich die heißen Treppen noch einmal runter und wieder rauflaufen musste und der ausgelegte Teppich nicht wirklich gegen die aufgeheizten Steine half. Im Tempel war es dagegen durch den vielen weißen Marmor und den Schatten sehr kühl.
Im Tempelinneren wusste ich nicht, wo ich mit dem Fotoschießen anfangen sollte und wo ich aufhören sollte, da einfach alles wunderschön war.
Leider hatte ich durch die fehlende Festplatte nun nur noch begrenzte Speicherkapazität für Fotos, machte aber dennoch neben den Fotos auch Videos und genoss die Kühle im Tempelinneren. Im Zentrum des Tempels durften keine Fotos gemacht werden, damit die heilige Städte nicht entweiht wird. Als Vorsichtsmaßnahme standen dafür in alle Himmelsrichtungen Aufpasser herum. In der Tempelmitte befanden sich ähnliche Abbildungen wie bei den Tempeln in Khajuraho, doch lange nicht so zahlreich. Nachdem ich mir genügen ausgeruht und mir alles Interessante angeguckt hatte, ging ich wieder raus, um mir noch die drum herum stehenden Tempel anzugucken. Diese sind im Gegensatz zum großen Jain Tempel nicht so interessant, weil sie einfach deutlich kleiner sind. Dennoch guckte ich mir alle in Ruhe an.
Der Jain Tempel von einem der kleineren Tempel aus fotografiert:
Nach der ausführlichen Besichtigungstour überlegte ich, ob ich überhaupt noch bis zum Abendessen im Tempel bleiben wollte, weil es meinem Magen nach und nach schlechter ging und ich mich immer müder fühlte. Nachdem ich erneut die Toilette aufsuchen musste und ich mich im Anschluss zum Händewaschen fast mit einem Affen anlegen musste, weil dieser das Waschbecken blockierte und verteidigte, beschloss ich mit dem nächsten Bus nach Udaipur zu fahren.
An der Bushaltestelle verteilte ein Inder ziemlich ruhig und in entspannter Art und Weise Brot an Affen, die ganz nah an ihn herankamen und sich das Brot nahmen. Ich war fasziniert, mit welcher Ruhe er das machte. Der Bus ließ noch ein Weilchen auf sich warten und so genehmigte ich mir 2 Becher heißes Wasser und eine Kleinigkeit zu essen im Imbissladen an der Busstation. Als der Bus doch plötzlich kam, füllte mir der Wirt das heiße Wasser in einen Plastikbecher um, den ich mit in den Bus nahm. So fuhr ich mit dem Bus bis Udaipur und der Weg dauerte recht lange. Im Dunkeln in Udaipur angekommen suchte ich nach einer Unterkunft. Alle Hotels die ich anfragte waren mir zu teuer. Letztendlich fand ich ein Touristenhotel, an dessen Rezeption ein alter und freundlicher Mann saß. Dieser konnte mir nach kurzem Verhandeln und Rücksprache mit dem Chef das Zimmer für 200 Rs pro Nacht anbieten. Daraufhin buchte ich das Zimmer direkt für 3 Nächte, bezahlte im Voraus 600 Rs und ging auf mein Zimmer. Der alte Mann sagte mir, dass der Bedienstete mir Essen besorgen könne, doch darauf hatte ich momentan überhaupt keine Lust. Ich wollte nur noch schlafen. Das Zimmer war in Ordnung, nachdem eine Glühbirne ausgetauscht war und es endlich Licht im Zimmer gab. Angeblich gab es auch eine heiße Dusche, doch das Wasser wurde beim Duschen einfach nicht wärmer als die Umgebungstemperatur. So genoss ich die warme und erfrischende Dusche. Endlich im Bett empfand ich das Hotel als sehr laut, da es direkt an einer Hauptstraße lag, die zum Bus- und Zugbahnhof führte. Ich schloss das Fenster am Ende des Ganges und legte mich wieder hin. Mein Gefühl sagte mir, dass außer mir keiner in dem Hotel ist und schlief froh über ein Bett wie ein Stein ein.
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