Sonntag, 28. Februar 2010

Sonntag, den 28. Februar 2010 – Agra, Taj Mahal und Agra Fort

Die Nacht im Zug habe ich nicht sonderlich gut geschlafen. Ich wachte immer wieder auf, weil ich nicht wusste, wann wir ankommen und es nicht so wie in China ist, dass man von jemanden geweckt wird, wenn man aussteigen muss. Ich war jedoch viel zu früh wach, denn wir hatte ja eine Verspätung von guten 2 Stunden und die holt man hier in Indien nicht mehr wirklich auf. So kamen wir in Agra erst gegen 10 Uhr anstelle der angestrebten 7-8 Uhr morgens an. Damit war es nix mit möglichst früh am Taj Mahal zu sein. Die beiden Franzosen fuhren mit einer Rikscha zu einem gewünschten Hotel und ich versuchte irgendwie meinen Rucksack irgendwo zwischen zu lagern sowie mich nach den Fahrmöglichkeiten nach Haridwar zu erkundigen. Leider hatte ich da nicht sonderlich viel Erfolg. Am Bahnhof versuchte mich ein Mann abzuwerben und bot mir Fahrhilfe an, die natürlich kostenpflichtig wäre. Ich lehnte ab. Von der Agra Fort Railway Station lief ich ein ganzes Weilchen bis zur Busstation, wo ich mich nach einer Fahrmöglichkeit nach Haridwar erkundigte. Leider waren deren Informationen sehr ungenau und nicht wirklich hilfreich. Also lief ich weiter Richtung Touristenbüro und wimmelte auf dem Weg einige Rikscha-Fahrer ab.
Nach einem guten Fußmarsch kam ich gegen 11 Uhr am Touristenbüro an, welches zunächst unbesetzt war. Nachdem ich wohl durch mein Klopfen jemanden geweckt hatte, bekam ich neben einer Karte für Agra auch alle Auskünfte, die ich benötigte inklusive der Zeiten für meine Weiterfahrt. Angeblich sollte wohl auch ein Bus zum Inter State Bus Terminal (ISBT) fahren. Vom Touristenbüro lief ich wieder Richtung Busbahnhof. Auf dem Weg kaufte ich mir noch sehr leckeren Reis mit sehr leckerem Fleisch als Mittagssnack und von dort nahm ich nach Verhandlung eine Fahrrad-Rikscha für 10 Rs zum Busbahnhof, was deutlich schneller als Laufen war. Am Busbahnhof versicherte man mir, dass es keinen Bus zum ISBT geben würde und so lief ich von dort zurück zum Zugbahnhof.
Auf dem Weg machte ich Stopp in einem Hotel, um dort meinen Rucksack abzugeben, aber dieser konnte mir nur ein Zimmer für 250 Rs und mehr zur Aufbewahrung meines Rucksacks anbieten. Das war mir zu teuer und nach etwas Nachfragen erfuhr ich, dass man den Rucksack am Bahnhof für wenig Geld sicher abgeben konnte. Gesagt getan hatte ich meinen Rucksack mit einer Kette provisorisch verschlossen am Bahnhof für 10 Rs abgegeben und mich für den Tag in Agra entsprechend in kurze Klamotten gekleidet. Von dort zog ich als erstes Richtung Taj Mahal und unterwegs am Roten Fort von Agra wurde mir von einem hinter mir laufenden Affen die Tüte mit Bananen aufgerissen und diese intelligenten Tiere schnappten sich sofort einen Teil der Bananen. Ich konnte noch 3 Bananen retten und verspeiste diese sofort. Vor Affen habe ich einfach großen Respekt, da diese sehr gefährlich werden können, wenn man nicht weiß, wie man mit diesen umgehen muss.
Am Taj Mahal kam ich leider viel später als der ursprünglich geplanten 10 Uhr an. Es war bereits 12 Uhr und ich bezahlte 750 Rs für das Eintrittsticket, während Inder dafür nur 20 Rs bezahlen. Ich wurde beim Einlass trotz des hohen Preises nicht bevorzugt behandelt, sondern musste mich wie jeder andere in die wirklich lange Schlange in der prallen Sonne anstellen. Zuvor hatte ich noch meinen kleinen Rucksack in einer Aufbewahrstation für weitere 10 Rs abgegeben, weil man wohl keine Rucksäcke mit ins Taj Mahal mitnehmen darf. Nach ca. 15 Minuten Warten empfahl mit ein Inder mitzukommen, da wohl ein Seiteneingang aufgemacht worden war und dort weniger Leute anstehen würden. Ich folgte dem Inder und den anderen Massen und unterhielt mich prächtig. Auch am Seitentor stand ich etwas länger an, jedoch war die Schlange nur ein Viertel so lang wie die andere. Frauen hatten einen eigenen Eingang und weil weniger Frauen das Taj Mahal besuchen, kamen diese auch viel schneller als die Männer durch. Endlich im Taj Mahal guckte ich mir alles so gut es ging an und ich machte wirklich viele Fotos. Ich muss auch zugeben, dass ich ein wenig erschöpft war, sodass ich mich im Taj Mahal ausruhte.
Im Taj Mahal selbst war es im Gegensatz zu draußen angenehm kühl. Das Taj Mahal und das Gelände darum waren sehr voll mit Touristen und ich war froh, dass ich meine Wasserflasche mehrfach auffüllen konnte. Nach 15 Uhr verließ ich abschließend das Taj Mahal und machte mich auf den Weg zum Roten Fort von Agra. Kurz vor dem Eingang zum Fort traf ich die Franzosen aus dem Zug auf einer Fahrrad-Rikscha an. Sie hatten ein Hotel gefunden und waren bereits früh im Taj Mahal gewesen und zu dem Zeitpunkt war die Schlange vor dem Taj Mahal wohl nicht so groß wie bei mir. Das Fort wollten sie sich morgen angucken. Ursprünglich hatte ich mir vorgestellt den Sonnenaufgang im Taj Mahal sehen zu können, aber aufgrund der späten Öffnungszeit wäre das so oder so nicht möglich gewesen. Im Fort bezahlte ich anstelle der verlangten 300 Rs nur 250 Rs, weil ich die Karte vom Taj Mahal vorlegte. Danach ging ich gespannt ins Fort und guckte mir alles soweit an.
Als erstes ging es steil nach oben und dort kam ich auf einen riesigen freien Platz. Ich ging weiter durch das Tor und kam in einen sehr großen Innenhof, in dem ich mir alles anguckte und mich ein wenig ausruhte. Danach guckte ich mir eine Art Tempel auf der rechten Seite an, in dem eine Treppe war, die ich natürlich hochging. Dort kam ich in einen weiteren Gebäudeteil, der groß war, wie eine Art kleiner Garten. Es war überwältigend und ich hatte am Ende des „Hofes“ eine schöne Aussicht auf das Taj Mahal. Eine gute Kamera hätte es hier definitiv getan. Dann erkundete ich alle möglichen Weg und es wurde immer besser. Meine Entdeckerseele fing Feuer und ich konnte nicht mehr aufhören alles noch nicht erkundete zu besichtigen und zu fotografieren. An einer Stelle konnte man sogar an einem Fenstersims ohne Gitter stehen. Ein falscher Schritt und man wäre viele Meter in die Tiefe in einen kleinen Wald gefallen, der wohl der Garten oder ähnliches vom Fort war. Außerdem konnte man von einem Gang, der wie eine Veranda war, ein großes Wespennest oder ähnliches sehen. Sehr toll. Ich erkundete weiter das Fort und kam letztendlich an dem großen Platz neben dem zu Beginn durchschrittenen Tor aus. Damit hatte ich also einen weiteren Teil erforscht, ohne es zu ahnen. Danach erkundete ich noch den größtenteils zerstörten Teil des Forts, der auch zugänglich war und als ich der Meinung war, alles gesehen zu haben, was möglich war, verließ ich das Fort. Vom Eingang ging ich in den neben dem Fort angrenzenden Park und ruhte mich dort etwas auf der Wiese aus. Zudem genoss ich den Sonnenuntergang, machte Fotos und übte ein paar Handstände.
Als ich davon genug hatte, lief ich vom Fort noch etwas durch die Gegend, kam wieder am Busbahnhof an und kaufte mir um die Ecke einige lokale Abendsnacks, weil dort so viele Leute standen. Auf dem Weg dahin hatte ich ab und an mal nach einigen Snacks Ausschau gehalten, aber die Leute wollten mich nach meinem Gefühl mit den Preisen nur übers Ohr hauen. Der lokale Abendsnack war sehr günstig und hier konnte ich mir auch mit dem Preis sicher sein, weil eben so viele hier etwas aßen. Danach ging ich langsam Richtung Zugbahnhof zurück und aß mir dort noch 2 leckerer Paratha, die aber nicht mit denen aus Khajuraho vergleichbar waren. Da ich noch Zeit hatte, ging ich vom Bahnhof noch einmal zum Fort, weil ich es auch in beleuchtetem Zustand fotografieren wollte. Nachdem dies getan war, sah ich, wie mehr und mehr laute Musik aus Lautsprechern ertönte und die Leute dazu einfach auf der Straße tanzten. Ich hatte die Vermutung, dass das Fest „Holy“ begonnen hat. Außerdem viel mir nicht weit vom Fort der groß aufgestapelte Holzhaufen auf, der wohl später angezündet wird.
Danach ging ich zurück zum Bahnhof, holte dort meinen Rucksack ab und zog mir noch schnell meine lange Hose an. Danach ging ich zu den vielen Auto-Rikschas und versuchte möglichst günstig eine Auto-Rikscha zum ISBT zu bekommen. Nach mehrmaligem fragen, war der günstigste Preis 80 Rs. Ich hatte eigentlich eher mit 50 Rs gerechnet, aber der Beginn des Holy-Festes in Indien schien die Preise für die Fahrt nach oben zu treiben. Bevor ich mit der Rikscha zum ISBT fuhr, hatte ich noch ein paar Fotos und Videoaufnahmen der tanzenden Leute gemacht, die davon sehr begeistert schienen. Von der Fahrt mit der Auto-Rikscha machte ich auch ein Video, wobei mein Fahrer ein wirklich angenehmer Fahrer war, da ich mich nicht erinnern konnte, ihn überhaupt einmal hupen gehört zu haben. Normalerweise hupen die Inder immer wie verrückt. Pünktlich kam ich am ISBT an, kaufte mir dort eine Nachtbusfahrkarte nach Haridwar und überbrückte die Zeit bis zur Abfahrt. Ich hatte mich im Bus direkt am Eingang in Fahrtrichtung links hingesetzt, weil dort am meisten Freiraum für meine Beine und meinen Rucksack war, was ein Fehler sein sollte.

Samstag, 27. Februar 2010

Samstag, den 27. Februar 2010 – Varanasi Tag 2 – Bootstour und Geburtstag meiner Schwester sowie die Abreise nach Agra

Wir standen heute Morgen wieder sehr früh auf. Gegen 5 Uhr waren wir alle wach und pünktlich gegen 5.40 Uhr waren wir unten am Eingang versammelt, schließlich hatten wir für 5.45 Uhr eine Bootsfahrt gebucht. Dennoch warteten wir und mit einer ganzen Weile Verspätung kamen noch 3 Französinnen, die auch mit auf diese Bootsfahrt gingen. Wir folgten gemeinsam dem Bootsfahrer und stiegen in das Boot. Danach ruderte er gemütlich auf dem Ganges flussaufwärts. Wir waren in unserer Gegend die einzigen, aber weiter den Fluss hoch waren noch mehr Boote unterwegs. Die Ghats waren bereits sehr belebt, denn viele meditierten oder wuschen sich im Ganges. Vom Fluss aus konnte man wunderbare Bilder der Ghats und der Gebäude machen. An unserem Umkehrpunkt spielten einige Kinder Kricket am Ghat und einige Frauen wuschen Wäsche im Ganges. Auf der gegenüberliegenden Seite von Varanasi ging langsam die Sonne auf. Welch schöner Anblick. Als wir zurückfuhren, sahen wir auch ein paar Koreaner, die mit den Indern ins Wasser gehen wollten. Dort blieben sie aber nicht lange. Während wir zurückfuhren, kam ein Mann in einem Boot an uns heran und gab uns etwas in die Hand, was wir einfach ins Wasser setzen sollten. Ich riet Nessy davon ab, da er sicherlich im Anschluss dafür Geld haben wollte und so war es auch. Auf dem Wasser trieben auch einige aus Papier gefertigte kleine blütenähnliche Boote, die eine Kerze in sich trugen. Diese trieben zur Huldigung des Gottes Ganga im Wasser. Auf einem anderen Boot versuchte einer einmal das Boot durch Rudern zu steuern, stellte sich aber nicht sonderlich geschickt an. Dies versuchte ich auf unserem Boot wenig später auch und ich war deutlich erfolgreicher Man kann ja nur über andere lästern, wenn man es selber auch einmal probiert hat. :)
Wieder zurück an unserem Ablege-Ghat, schauten wir uns noch ein wenig um und gingen zu dem Marktplatz von gestern. Dort aßen Ido und ich etwas Leckeres zum Frühstück, nachdem wir kein anderes offenes Restaurant in der Gegend gefunden hatten. Sahar hatte keinen Hunger darauf und freute sich bald wieder zurück im Hotel zu sein, wo wir uns oben auf die Dachterrasse setzten und uns etwas unterhielten. Sahar bestellte sich etwas zu essen und wir anderen tranken etwas. So lernte ich auch die Französinnen vom Boot kennen, die am anderen Tisch saßen und eine kleine Rundreise in Indien machten. Aurélie schrieb mir ihre E-Mailadresse in mein Tagebuch, sodass ich sie bei einem Besuch in Frankreich auch mal kontaktieren könnte.
Danach zogen wir aus dem Mishra-Hotel aus und gingen Richtung Shiva-Hotel, wo wir auf dem Weg dahin Efrat aus Orchha trafen, die heute ihren Vater vom Flughafen abholen wollte. Nachdem Ido, Sahar und Nessy jeweils ihre Zimmer bezogen hatten, setzten diese sich oben auf die Dachterrasse und ich unterhielt mich mit Ido über Orte in Rajasthan, die diese bereits besucht hatten und die für mich wohl auch lohnenswert wären. Nessy war derweil im Internet und nachdem Ido und ich einen Chai-Tee getrunken hatten und es mittlerweile auch früh genug war, einmal in Deutschland per Skype anzurufen, machte ich mich auf die Suche nach einem Internetcafé, weil die Skype-PCs im Shiva-Hotel alle belegt waren. In der Gegend des Goldenen Tempels fand ich eine recht günstige Skype-Möglichkeit, die zudem auch schnelles Internet für nur 20 Rs bereitstellte. Hier konnte ich sowohl meine SD-Karten auf die Festplatte entleeren als auch mit meinen Eltern quatschen. Diese hörten sich nicht sonderlich wach an, da sie wohl gestern noch etwas länger in den Geburtstag meiner Schwester reingefeiert hatten, die somit auch zu Hause war. Was für ein Zufall.
Wir unterhielten uns eine gute Stunde und es war schön einmal die Stimmen der Familie alle beisammen zu haben. Nach dem Telefonat mit meiner Familie rief ich noch bei Siggi an, der meinte, dass er eigentlich gerade auf dem Weg nach Köln Anita abholen wäre. Da er aber noch etwas vergessen hatte, wäre er noch einmal zurückgekommen und just in dem Moment rief ich an. Es war kein Zufall sondern Schicksal, wie er meinte. Nach einem kurzen Gespräch mit Siggi telefonierte ich noch etwas mit ShaoYan in China und danach begab ich mich auch schon auf den Rückweg. Die vorher für mich so verwirrenden Gassen wurden bei jedem Mal einfacher und übersichtlicher für mich. Scheinbar kehrte mein Orientierungssinn zurück. Zurück auf der Dachterrasse war Nessy etwas bunt. Ein mit bunter Farbe gefüllter Wasserballon war auf die Dachterrasse geflogen und hatte ein paar Gäste etwas gefärbt. Diese Farben gehen nur sehr schwer wieder aus den Klamotten heraus, wie ich später erfuhr.
Am Tisch saßen noch ein paar andere Israelis, die mir zu meinem nächsten Reiseziel Agra ein paar Infos geben konnten. Danach ging ich mit Nessy und Ido noch zum Goldenen Tempel, wo keine Fotos gemacht werden durften, sodass ich alles, was ich nicht brauchte, im Hotel zurückließ. Nachdem wir auf Gegenstände kontrolliert worden waren, mussten wir drinnen bezeugen, dass wir „Gläubige“ wären und wir mussten uns dafür in eine Liste eintragen. Ido fand das komisch und wartete auf Nessy und mich. Wir mussten dafür etwas zum Beten kaufen und im Tempel wurden wir quasi nur so durchgeschoben, sodass wir vom Tempel selber kaum etwas sahen. Letztendlich mussten wir noch eine „Spende“ an Shiva richten und Nessy legte für mich wie schon zu Beginn etwas aus. Ich hatte nämlich kein Geld mitgenommen. Nach dieser Erfahrung, die man auch nur einmal macht, zeigte ich Nessy und Ido den Internetraum und von dort aus gingen wir noch eine Kleinigkeit speisen. Diese schien mir nicht sonderlich gut bekommen zu sein, da ich im Hotel zurück direkt die Toilette aufsuchen musste.
Danach packte ich meine Sachen und verabschiedete mich von Ido, Sahar und Nessy und wünschte ihnen auf ihrer Reise noch viel Spaß und viele tolle Erfahrungen. Mit gepackten Sachen lief ich bis zum Bahnhof, in der Sorge zu spät dort anzukommen. Eine Rikscha wollte ich nicht nehmen, egal wie viel Leute mich fragten oder es mir anboten. Im Bahnhof angekommen, musste ich warten, weil der Zug Verspätung hatte. So ging ich noch einmal zum Busbahnhof, um dort mein Wasser aufzufüllen und in naher Umgebung noch etwas Verpflegung in Form von Bananen und Keksen zu kaufen. Sobald ich vom Bahnhof aus rausging, sprachen mich wieder eine Menge Rikscha-Fahrer an, aber als ich von außen auf den Bahnhof zuging, sprach mich keiner an. Vor dem Bahnhof stand jedenfalls eine große Menge an Rikschas rum. Im Bahnhof schrieb ich fleißig an meinem Tagebuch weiter, wobei mich nur die Mücken etwas störten. Als mein Zug endlich eintraf, ging ich mit vielen Reisenden zum entsprechenden Gleis und stieg in den entsprechenden Zugabteil ein. Die deutschen Mädels, die ich morgens noch im Mishra-Hotel auf der Dachterrasse gesehen hatte, waren auch in meinem Zugabteil, doch mit denen unterhielt ich mich überhaupt nicht. Ich quatschte eher mit den zwei Franzosen, die zwei Betten im gleichen Abteil hatten. Nachdem ich später noch etwas mein Tagebuch weitergeschrieben hatte und auch noch etwas gelesen hatte, legte ich mich schlafen. Morgen wollte ich fit für Agra sein.

Freitag, 26. Februar 2010

Freitag, den 26. Februar 2010 – Varanasi Tag 1 – Hotelsuche, Ticketbeschaffung, Burning Ghats

Wir wachten etwas verspätet gegen 8 Uhr auf. Die Nacht haben wir recht gut geschlafen außer Ido, der sich eine richtige Erkältung eingefangen hat. Wir ließen unsere Sachen in den Zimmern und schlossen sie ab. Wir hatten bis 12 Uhr Zeit uns nach einem neuen Hotel umzugucken und nutzten die Zeit so gut es ging. Zuerst versuchten wir uns zu orientieren und gingen den kurzen Weg bis zur Hauptstraße. Von dort bahnten wir uns den Weg Richtung Norden und zu den Ghats, die zum Wasser herunterführende Treppen sind. In diesem Fall führten die Treppen (Ghats) zum heiligen Fluss Ganges. Auf den Straßen war so gut wie nichts los. Die Straßen waren quasi noch menschenleer. An einem etwas zentraleren Platz befand sich ein Markt, wo sich Nessy direkt Bohnen und Bananen holte, um diese zum Frühstück zu essen. Von dort orientierten wir uns weiter Richtung Ganges und fragten in vielen Hotels und Hostels nach den Preisen, die uns leider nicht zusagten. In einem Hostel, versuchten ein paar Chinesen dem Mann hinter dem Tresen verständlich zu machen, dass sie gerne mit einem Taxi zu einer Sehenswürdigkeit fahren wollen und sie wollten wissen, wie lange sie dahin fahren, um den Tag planen zu können. Leider konnten sie nicht sonderlich viel Englisch und ich fand es toll, dass ich ihnen mit meinem wenigen Chinesisch unter die Arme greifen konnte. Nachdem alles an der Stelle soweit geklärt war und dieses Hotel uns auch zu teuer war, gingen wir weiter. Man sagte uns, dass das Shanti-Hotel voll wäre und wohl auch sehr teuer wäre. Nach langem Suchen fanden wir vorerst ein sehr angenehmes Hotel das Mishra-Hotel. Hier mussten wir 450 Rs für ein Dreierzimmer bezahlen, wobei noch ein weiteres Bett aufgebaut werden sollte. Der Raum sah sehr sauber aus und war hell. Nessy bekam ein Zimmer für 150 Rs, was auch voll OK war. Glücklich ein neues Hotel zu haben, gingen wir zurück, wobei wir an den Ghats den Kanadier aus Orchha wiedertrafen. Dieser konnte uns zum Shanti-Hotel führen und nachdem wir uns dort die Zimmer angeguckt hatten, beschlossen die Israelis nach der einen Nacht im Mishra-Hotel morgen ins Shanti-Hotel umzuziehen, da dies noch günstiger war. Vom Shanti-Hotel aus liefen wir eine ganze Weile zurück zum ersten Hotel. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so weit gelaufen waren.
Dort angekommen nahmen wir unsere Sachen und gingen zur Hauptstraße zurück, die im Gegensatz zum Morgen nun voll und laut war mit dem dichten Verkehr. Nessy wollte nicht den ganzen Weg laufen und so beschlossen wir uns eine Rikscha zu nehmen. Nach einigem Verhandeln stiegen wir alle ein. Der Rikscha-Fahrer fuhr uns bis zur ersten Kreuzung und meinte dann, dass er nicht weiterfahren dürfe, weil es ein Fahrverbot für Auto-Rikschas geben würde. Daher hielt er an und verlangte die Begleichung der Rechnung von 40 Rs. Ich war empört, weil ich für das kurze Stück auch hätte laufen können. Nach einigem hin und her fuhr er doch an der Polizei vorbei in den verbotenen Bereich bis zu einem Platz, an dem mehrere Rikschas standen. Der alte Stadtkern von Varanasi ist für Autos und Auto-Rikschas (meist motorisierte Dreiräder) verboten zu befahren. Mit einem normalen Motorrad kommt man jedoch rein. Als wir ausstiegen verlangte der Rikscha-Fahrer dreiste 60 Rs, weil er meinte, dass er 20 Rs für das Parken an der Stelle bezahlen müsse. Wir waren verwirrt und wollten ihm nur 40 Rs geben. Also sprach ich einen nahestehenden Polizisten an, der mich nicht verstand. Der Rikscha-Fahrer war freute sich darüber, musste aber anschließend dem Polizisten erklären, was ich wollte. Nachdem er den Hintergrund erläutert hatte, wies der Polizist den Rikscha-Fahrer an, zu verschwinden, was dieser auch tat. Wir zogen von dort durch die sehr verwirrenden Gassen zu den Ghats.
Dort angekommen war die Orientierung etwas leichter und im Mishra-Hotel legten wir zunächst unsere Sachen ab. Im Anschluss buchten wir für den nächsten Morgen eine Bootsfahrt auf dem Ganges, da diese pro Person nur 50 Rs für 1 Stunde kostete und damit billiger als in dem anderen Hotel war. Nach der Buchung gingen wir in das Dachrestaurant und aßen uns erstmal etwas, schließlich war es schon später Mittag und wir hatte noch immer nichts gegessen. Die Preise auf dem Dachrestaurant waren etwas teurer, sodass ich mir eine einfache leckere Nudelsuppe holte. Nach dieser Stärkung trennten sich unsere Wege, da ich mich nach einer Fahrkarte nach Agrar erkundigen wollte. Ido wollte sich wieder ins Bett begeben, Nessy wollte etwas einkaufen und umherschlendern und Sahar wollte sich auf einen jüdischen Festtag namens Shabbat Zachor vorbereiten, weswegen er sich erkundigte, wo dies in Varanasi möglich sei.
Ich zog also Richtung Zugbahnhof los und trat unterwegs, weil ich nicht aufgepasst hatte, mit meinen Sandalen in einen der vielen herumliegenden Kuhhaufen. Endlich aus den vielen Gassen auf die Hauptstraße gelangt, ging ich zum Bahnhof. Auf dem Weg dahin sprach mich eine humpelnde Person in gutem Englisch an. Ich dachte, er wolle sich nur nett mit mir unterhalten und so wurde mein recht schneller Schritt durch sein Tempo verlangsamt. Wir unterhielten uns den ganzen Weg bis zum Busbahnhof, mit einem kleinen Zwischenstopp an einem Brunnen, um meine Füße und die Sandale vom Kuhdung zu befreien. Er erklärte mir, dass er einen deutschen Freund habe, der Arzt sei und dass ich mir am besten ein Busticket nach Agrar kaufen solle, weil das die beste Transportmöglichkeit sei. Außerdem würde ich durch seine Hilfe viel Zeit sparen und schneller zum Bahnhof finden. Am Busbahnhof füllte ich meine Wasserflasche auf und erkundigte mich nach Bussen, die jedoch zu ungünstigen Zeiten und nicht über Nacht fuhren. Er sagte, es würde reichen, wenn ich 30 Minuten vor Busabfahrt ein Ticket kaufen würde. Ich wollte damit noch warten und mich lieber noch einmal bei der Bahn nach Tickets erkundigen, auch wenn die Aussicht auf ein Ticket schlecht aussah. Also ging ich mit ihm im Schlepptau zum Bahnhof, wo er sich von mir trennen wollte und mich darum bat, ihm eine Rikscha zurück zu bezahlen. Ich sagte, ich hätte kein Geld mit, er war jedoch sehr hartnäckig. Ich sagte, er könne ja warten, bis ich vom Bahnhof zurück wäre, dann können wir gemeinsam zurücklaufen.
Im Bahnhof erkundigte ich mich am Touristenschalter nach Tickets, wo mir ein deutsches junges Pärchen weiterhalf und ein paar Tipps gab. Sie sagten mir, dass ich einen Zettel ausfüllen solle, mir draußen bei einem Mann die entsprechenden Daten besorgen solle und dann am Schalter nach dem Touristenkontingent fragen solle. Dies tat ich und siehe da, ich bekam für morgen Abend sogar noch einen Platz in einem Zug nach Agrar bestätigt. Jetzt musste ich nur noch das Ticket bezahlen. Da ich nicht ausreichend Kleingeld hatte, bezahlte ich den ersten Teil und wechselte draußen am Postschalter etwas Geld, um noch den Rest des Tickets bezahlen zu können. Dort am Postschalter gabelte mich der Typ von eben wieder auf und ich sagte, dass ich mich noch weiter um das Bahnticket kümmern müsse. Er wollte auf mich warten. Drinnen bezahlte ich das Ticket nach Agrar und danach versuchte ich mich geschickt vom Bahnhof zu entfernen, jedoch leider ohne Erfolg. Er spürte mich ziemlich schnell wieder auf und fragte mich erneut nach einer bezahlten Rikscha. Ich verwies ihn immer noch darauf, dass ich kein Geld mit hatte, schließlich wäre ich sonst nicht zum Bahnhof gelaufen, sondern hätte mir eine Rikscha genommen, was natürlich auch gelogen war. Er wollte, dass wir zu seiner Arbeitsstelle mit einer Rikscha fahren, die sein Chef bezahlen würde. Dort wollte er mir seine Arbeiten zeigen. Ich sagte, ich wollte laufen, schließlich wäre ich zum Laufen hier und so lief er bis zum Bharat-Mata-Tempel (Mutter-Indien-Tempel) mit.
Dort guckte ich mir die schöne Relieflandkarte von Indien an und nach kurzer Zeit gingen wir weiter in einen moslemischen Teil von Varanasi, wo er angeblich arbeite. Kurz vor dem Haus sagte er mir, dass ich bezeugen müsse, dass wir mit einer Auto-Rikscha gekommen seien. Ich verstand den Hintergrund erst später. Im Verkaufshaus, so wie eine Art Lagerverkauf, wurden mir hier sehr viele Schnitzereien aus Holz und Stein gezeigt, die ich mir in Ruhe anguckte. Mein Begleiter verwandelte sich plötzlich von der vorher netten und sehr höflichen Person in einen richtigen Geschäftsmann. Er fragte den Inhaber des Ladens nach 80 Rs für die angeblichen Fahrtkosten der „Auto-Rikscha“, die er für mich ausgegeben hatte, was ja nicht stimmte. Auch wenn die Unterhaltung auf Hindi war, verstand ich den Kontext. Ich guckte mir alles in Ruhe an und wenn mir etwas gefiel, sollte ich es vorerst beiseite stellen. Ich wollte nichts kaufen und das hatte ich mir auch in den Kopf gesetzt. Um mir jedoch das Kaufen zu erleichtern, bot man mir leckeren Chai-Tee an, den ich während des Herumstöberns genoss. Später wurde mir immer unwohler in dem Laden, in dem ich mich befand und so fragte ich nach einer Toilette, die sich glücklicherweise am Ladeneingang befand. Ich zog mir meine Schuhe an und ging auf die Toilette, wo ich einen guten Ausblick auf den Raum mit den Personen hatte. Als gerade keiner von beiden guckte, stahl ich mich aus dem Haus und lief wieder zurück zur Straße, wo ich eigentlich hinwollte. Von dort setzte ich meinen Weg zurück zu den unteren Ghats fort, mit einem Zwischenstopp in einer Bank, um meine großen Geldscheine in kleinere zu wechseln.
Wieder zurück im alten Varanasi, wurden die Straßen wieder voller und mehr und mehr Touristengeschäfte erschienen auf der Bildfläche. Dort war ich nur kurze Zeit alleine, denn schon bald hatte mich wieder jemand im Visier und folgte mir bzw. wollte mich herumführen. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich alleine sein wollte, aber los wurde ich ihn dadurch leider nicht. Er erzählte mir von seinem Laden in dieser Ecke und ich sagte, dass ich mir den ja morgen angucken könne. Wir gingen bis zum Ganges, wo ich eine abendliche Zeremonie leider gerade verpasst hatte. Von dort lief ich gemütlich am Ganges Richtung Norden hoch, um langsam zurück zum Hotel zu gelangen. Auf dem Weg machte ich einige Male halt und so kamen auch zwei kleinere Kinder zu mir und unterhielten sich mit mir. Der eine sprach ein sehr gutes Englisch und meinte, wenn er mich störe, solle ich das sagen, dann würde er gehen. Er war natürlich auch nur darauf aus, mich für irgendwelche Führungen oder Bootsfahrten zu werben, aber als er merkte, dass dies nicht klappt, konnte ich ein wunderbares Gespräch mit ihm führen. Nach ca. 100 Metern gemütlichem Gehen verschwand er auch wieder mit seinem Freund, mein ursprünglicher Begleiter folgte mir jedoch weiterhin. Ich machte viele Fotos und kam zu dem Punkt, an dem keine Fotos erlaubt waren, weil dort heilige Verbrennungen von Toten stattfanden. Ich machte trotzdem Fotos und wurde daraufhin sofort von einer Person ermahnt und heftigst angeschnauzt. Ich erklärte ihm, dass ich keine Ahnung hatte und mir auch keine Bücher diesbezüglich durchgelesen hatte, ich aber gerne mehr darüber wissen wolle, falls er mir es erklären würde. Daraufhin wurde er freundlicher und erklärte mir einen kleinen Teil zu den Verbrennungen. Er sagte, dass hier keine Fotos erlaubt wären, um das gute Karma des Ortes nicht zu stören. Vor einiger Zeit hätte wohl ein Tourist Fotos von einer Verbrennung gemacht und als die Familie dies mitbekam, wurde dieser zusammengeschlagen, die Kamera wurde zerstört und er kam für 6 Monate ins Gefängnis. Daher muss man immer vorsichtig sein. Ich sagte, dass ich keine direkten Bilder von der Verbrennung sondern von der Umgebung gemacht habe, was der Wahrheit an dieser Stelle entsprach.
Er führte mich zu einer anderen Person, die mir mehr über die Verbrennungen erzählen konnte und dies innerhalb der nächsten Stunde ausführlichst am Burning Ghat Manikarnika tat:
Er arbeitet hier schon seit langer Zeit und versucht dadurch sein Karma zu verbessern. Im Leben der Inder gibt es 3 wichtige Lebensabschnitte, die Geburt, die Hochzeit/Ehe und den Tod. Dabei durchläuft ein jeder einen Kreislauf, der bedeutet, dass man aus den Fünf Elementen entsteht und zu diesen zurückkehrt. Falls eine Person hier in Varanasi stirbt, wird diese Person gründlich gereinigt und anschließend in ein langes weißes Lacken eingewickelt. Dabei zeigen die Familienangehörigen keine Trauer, das dürfen sie erst später. Einer in der Familie, meist der Älteste, kann sich als Repräsentant des Toten und der Familie bei der Verbrennung stellen. Hierzu muss er sich komplett rasieren und wird daraufhin weiß eingekleidet. Der Tote wird dann auf eine Trage aus Holz gelegt und zum Verbrennungsort am Ganges getragen. Dabei läuft die Familie hinterher und es wird die ganze Zeit wiederholt der Text “Ram nam satya hai” – alles ist vergänglich, nur der Name des Herrn ist Wahrheit – gesprochen.
Am Ganges angekommen, wird der Tote zunächst im Ganges gebadet und danach zum Trocknen beiseitegelegt. Der Repräsentant geht in der Zeit zur Polizei, um dort alle Formalitäten des Toten zu klären. Wenn die Zeit für die Verbrennung gekommen ist, wird der Tote auf einen Holzstapel mit dem Gesicht nach oben gelegt und darüber wird der Holzstapel fortgesetzt. Das Holz kommt von ca. 300 km flussaufwärts nach Varanasi und ist sehr teuer, so dass eine Verbrennung bis zu 30.000 Rs kosten kann. Ein Kilo Holz soll 150 Rs kosten und ca. 200 Kilo Holz sind pro Verbrennung notwendig. Dieses spezielle Holz ist sehr hartes öliges Holz, das sehr gut für die Verbrennung ist, weil es sehr heiß wird und lange brennt. Dann geht der Repräsentant zum ewigen heiligen Feuer von Shiva, der obersten Gottheit im Hinduismus. Shiva hat vor sehr langer Zeit das Feuer entzündet und seit dem brennt das Feuer kontinuierlich. Der Dreizack am Feuer zeigt, dass Shiva hier vertreten ist. Um das Feuer nicht ausgehen zu lassen, ist immer eine Person dafür zuständig, Holz nachzulegen, um das Feuer intakt zu halten. Der Repräsentant nimmt Stroh bzw. Holz, um das Feuer von Shiva auf den Verbrennungsstapel zu übertragen.
Anschließend wohnt man der Verbrennung bei, bis diese abgeschlossen ist. Dabei sind die Anwesenden alle glücklich und unterhalten sich froh und angeregt. Der Tote liegt mit dem Kopf bei der Verbrennung nach oben, um in das Nirvana aufsteigen zu können und dazu ist auch ein gutes Karma an der Feuerstelle notwendig, weswegen keiner Trauer zeigen darf. Nach der Verbrennung gehen manche Repräsentanten mit einem Krug zum Ganges, füllen diesen mit Wasser und zerschlagen diesen über der Verbrennungsstelle. Knochen die übrig bleiben werden ggf. in den Ganges geworfen. Danach gehen die Angehörigen von der Feuerstelle weg und der Repräsentant wäscht sich irgendwo im Ganges. Zu Hause darf dann getrauert werden, wenn die Verbrennungszeremonie vorbei ist.
Er erzählte mir auch, dass über dem Feuer in dem Gebäude viele Leute versorgt werden, die einfach auf ihren Tod warten. Jeder wer will, kann in Varanasi verbrannt werden. Dies nutzen wohl Leute aus aller Welt und sowohl reiche als auch arme Leute erhalten hier eine Verbrennung. Ich glaube, dass die Kosten für die Verbrennung trotzdem eine Rolle spielen und damit eine Verbrennung bei armen Leuten anders ausfällt als bei reichen Leuten.
Nachdem ich alles soweit verstanden hatte, wollte ich zurück zum Hotel gehen, jedoch suchte mich mein letzter Begleiter wieder auf und folgte mir weiterhin. Als ich ihm zu verstehen gab, dass ich noch nicht zurück ins Hotel wollte – ich hatte ihm mein Hotel von gestern als aktuellen Aufenthaltsort genannt – sagte er, dass es schon recht spät wäre. Nach kurzer Zeit verstand er, dass ich noch weiter herumlaufen wollte und keine Lust hatte weiterhin mit ihm umherzulaufen und plötzlich verschwand er auch. Ich ging noch etwas weiter die Ghats Richtung Norden hoch und traf auf zwei Jugendliche, die unbedingt wollten, dass ich Fotos von ihnen machte. Warum auch immer, ich machte diese Fotos und löschte sie anschließend wieder. Als ich auf dem Rückweg zu meinem Hotel wieder an ihnen vorbeikam, fragten sie mich nach Geld und ich sagte ihnen, dass ich keines mithätte. Von dort ging ich direkt ins Hotel zurück.
Im Zimmer schien keiner zu sein, doch nach mehrmaligem Klopfen machte mir Ido auf, der geschlafen hatte, jetzt aber besser aussah. Von dort suchte ich Nessy, die gerade von der Dachterrasse herunterkam, als ich mich mit einem deutschsprachigen Mädel unterhielt, die ich bereits mittags schon auf der Dachterrasse mit ihrem asiatischen Freund gesehen hatte. Sie heißt Steffi und kommt aus Wien. Ich unterhielt mich kurz mit Nessy und folgte Steffi dann auf die Dachterrasse zur ihren Freunden, wo wir uns weiter unterhielten. Der Asiate ist Japaner und reist seit 13 Monaten durch Asien und die beiden haben sich in Japan kennengelernt und jetzt in Indien wiedergetroffen. Mit ihm konnte ich auch etwas über China reden, da er bereits dort herumgereist war. Als Steffi sich etwas zu essen bestellte, bestelle ich gleich mit, schließlich hatte ich noch nichts zu Abend gegessen. Gegen kurz vor Mitternacht ging ich runter, um Geld zu holen, wo mir Sahar die Tür öffnete, der von seinem Fest Shabbat Zachor wieder zurück war. Er sagte, er hatte köstlichst gespeist und sehr viel getrunken, was wohl der Hauptgrund des Festes war. Mit dem Geld in der Hand bezahlte ich meine Rechnung und am Tisch erfuhr ich, dass Steffi eigentlich schon bezahlt hatte. So holte ich das Geld vom Kassierer zurück und gab es Steffi, der ich im Anschluss eine gute Nacht wünschte. So ging ich runter ins Zimmer, wo wir uns recht schnell Schlafen legten, nachdem ich mir noch eine schöne warme Dusche gegönnt hatte.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Donnerstag, den 25. Februar 2010 – Anstrengende Busreise nach Varanasi

Wir sind gegen kurz vor 5 Uhr aufgestanden, haben uns recht zügig fertig gemacht und waren gegen 5.15 Uhr auf dem Weg zum Busbahnhof. Schließlich hatte der Ladeninhaber vom Vortag gesagt, dass wir ca. 30 Minuten vor Eintreffen des Busses da sein sollten. Das Hotel hatten wir gestern Abend noch bezahlt, damit wir heute Morgen damit keine Probleme mehr hatten. Wir kamen gegen 5.30 Uhr pünktlich am Busbahnhof an und der Ladenbesitzer war bereits da, hatte aber noch nichts aufgebaut. Er sagte, wir sollten etwas Geduld haben, der Bus käme auf jeden Fall. Wir genehmigten uns einen morgendlichen Chai-Tee und wir kauften uns etwas Verpflegung für die Busreise, als der Bus angekommen war. Ich entdeckte Kokosnusskekse, die sogar in einer Vorratspackung für nur 10 Rs verkauft wurden. Davon kaufte ich mir eine Packung und ich kaufte mir eine Ausgabe des Kamasutra-Buches. Es gab noch eine günstigere Buchversion als die für 40 Rs, aber die schienen mir qualitativ nicht gut. Die Busfahrt kostete ca. 270 Rs und sollte wohl den ganzen Tag dauern. Mit uns reiste ein Franzose von Khajuraho nach Varanasi. Der Busschaffner meinte, dass es hinten wohl etwas holprig werden würde, was ich aber erst später verstehen sollte. Dafür hatte ich hinten meine entsprechende Beinfreiheit. Die anderen Reisenden, die während der Fahrt noch hinzustiegen, setzen sich möglichst weit vorne hin, was uns zunächst hinten viel Freiraum ließ.
Ca. alle zwei Stunden machten wir einen etwas längeren Stopp, sodass wir uns etwas zu essen kaufen konnten. Die Busfahrt war nicht sonderlich spannend. Ich las viel auf der Busfahrt, was sehr anstrengend war, da ich für 1 Seite so lange wie unter normalen Umständen für 4 Seiten brauchte. Die Busfahrt war eben sehr holprig und wir fuhren nicht auf den besten Straßen. Mir kam es vor als ob der Fahrer absichtlich die Straßen mit den meisten Unebenheiten und Schlaglöchern wählte. Teilweise hoben wir hinten auf den Sitzen einen halben Meter ab bzw. standen, falls wir es rechtzeitig bemerkten. Auf der Fahrt hörte ich noch einiges an Musik oder schlief, sofern ich es konnte.
Gegen Abend ca. 20-21 Uhr kamen wir in Varanasi an und wir waren von der Fahrt geschlaucht. Der Franzose hatte eine ungefähre Vorstellung, wo er hin wollte und er informierte uns, dass wir das den Rikscha-Fahrern nicht sagen sollten, da diese versuchen eine Provision für das Auffinden des Hotels beim Hotel selber abzusahnen, die wir natürlich draufzahlen müssen. Wir hängten uns an den Franzosen, der nur eine Gegend angab, sodass wir mit zwei Rikschas zu der gewünschten Stelle gefahren wurden. Zwischendurch hielten die Rikscha-Fahrer an und fragten, ob wir wirklich schon ein Hotel hätten, ansonsten hätten sie da etwas für uns. Ja wir waren uns sicher, ein Hotel zu haben, auch wenn das gelogen war. Nachdem wir angekommen waren und der Franzose die Gegend kurz überprüft hatte, bezahlten wir die Rikscha-Fahrer und machten uns auf den Weg. Das vom Franzosen gewünschte Hotel war voll. Wir machten uns auf die Suche nach einem anderen Hotel und komischerweise hatte der Hotelinhaber direkt jemanden für uns an der Hand, der uns zu einem anderen Hotel führen konnte, obwohl wir das nicht wollten. Ich hängte mich an den Typen, während der Franzose es woanders versuchte. Letztendlich war es etwas chaotisch, da ich später mit Ido mir das andere Hotel anguckte, der Franzose wohl zwischenzeitlich etwas gefunden hatte und wir damit von ihm getrennt waren. Wir kamen für einen angemessenen Preis von 450 Rs für das Dreierzimmer und Nessy mit 200 Rs für das Einzelzimmer in einem Hotel unter. Der Führer wollte etwas Geld von uns habe, aber wir wollten ihm nichts geben. Nach einem kleinen Abendsnack legten wir uns zum Schlafen hin. Ido nahm noch eine Tablette gegen eine Erkältung ein, da es ihm nicht sonderlich gut ging. Morgen wollten wir dann nach einer neuen Unterkunft suchen, dem Shanti-Hostel, welches Ido und Sahar sich vorher ausgeguckt hatten.

Da an diesem Tag nicht sonderlich viel passiert ist, möchte ich hier noch etwas von dem Hochzeitsgespräch mit dem jüngeren Bruder erzählen. Wie ich vorher schon erwähnt hatte, unterhielten wir uns auch über das Kastensystem in Indien, welches nach wie vor eine große Bedeutung in Indien besitzt. In Indien gibt es 4 verschiedene Kasten mit entsprechenden Unterkasten: Hinduismus (1. Brahmanen, 2. Kshatriyas, 3. Vaishyas, 4. Shudras), Buddhismus, Muslime und Christen. Vivek und seine Frau gehören der obersten Kaste den Brahmanen an, die auch nur untereinander heiraten dürfen. Es besteht immer noch der Glaube, dass man die unterschiedlichen Kasten nicht miteinander mischen darf/sollte. Es ist auch nicht erlaubt bzw. gern gesehen, wenn Personen des Hinduismus mit anderen Religionen in dem Fall auch Kastenarten heiraten, was aber vorkommt. Falls ein/e Inder/in eine/n Christen/in heiratet, gehört er nicht mehr dem Hinduismus bzw. dieser Kaste an.
Das Kastensystem wirkt sich auch auf die Berufswahl und die Einstellungsmöglichkeiten aus. Dem Entsprechend stehen den oberen Klassen bessere Berufsmöglichkeiten zur Auswahl, was alleine durch die entsprechende Schulbildung unterstützt wird. Denn diese Leute haben ausreichend Geld, um ihren Kindern eine Privatschule zu finanzieren, sodass diese sehr gutes Englisch als 1. Sprache lernen und Hindi als 2. Sprache. Ich war sehr überrascht das zu hören. Dennoch will der jüngere Bruder der Braut später etwas an dem Kastensystem bzw. -wesen ändern und er erhofft sich dies, indem er als erstes für neue bzw. mehr Arbeitsplätze sorgt. Das ist natürlich ein großes Vorhaben, wenn er für möglichst jeden einen Arbeitsplatz schaffen möchte, wenn man die Bevölkerungsdichte Indiens betrachtet. Wenn er seine Träume in dieser Beziehung umsetzen kann, ist das natürlich super. Dies soweit zum Kastensystem/-wesen.

Mittwoch, 24. Februar 2010

Mittwoch, den 24. Februar 2010 – Khajuraho Tag 2

Wir wachten morgens recht spät auf. Gelegentlich war wohl immer mal einer von uns Dreien wach, da sich aber kein anderer regte, schliefen wir weiter, bis Ido gegen 11 Uhr den Anfang machte, aufzustehen. Draußen ging der Markt weiter und nachdem wir uns für den Tag fertig gemacht hatten, zogen wir erneut zum Busbahnhof los, um noch einmal nach den Fahrmöglichkeiten zu fragen. Leider hatten wir genau den gleichen Erfolg wie am Vortag. Als wir über den Markt zurück zur Stadtmitte gehen wollten, folgte uns ein Ladenbesitzer. Wir versuchten ihn zu ignorieren, aber er war hartnäckig. Letztendlich erwies er sich als hilfreich, denn er wollte uns nur mitteilen, das sehr früh morgens ein direkter Bus nach Varanasi fahren würde. Auch wenn andere etwas anderes sagen würden, er weiß es, weil er jeden Morgen da wäre. Wir fragten, warum er uns das erzähle. Er meinte, dass er nur helfen wolle und wenn wir morgens kämen, würde er sich freuen, falls wir etwas bei ihm kaufen würden. Wir sagten, dass wir das tun werden, falls wir uns entscheiden den Bus am Morgen zu nehmen. Wir bedankten uns und gingen zum Touristenbüro. Dort erhielten wir alle notwendigen Informationen über unsere Weiterreise nach Varanasi. Die Option, mit dem Bus in eine Nachbarstadt zu fahren und dort mit dem Zug weiterzufahren, verwarfen wir, da wir bereits erfolglos probiert hatten, uns ein Ticket für den Zug nach Varanasi zu sichern. Also beschlossen wir den Morgenbus zu nehmen. Wir erfuhren auch, dass der Ticketschalter am Busbahnhof die Leute betrügt, da die immer 10 Rs auf den eigentlichen Buspreis aufschlagen, denn die Buspreise sind staatlich festgelegt. Ido und Sahar erkundigten sich zudem nach Möglichkeiten von Varanasi aus nach Nepal zu reisen. Der Angestellte im Touristenbüro war sehr hilfreich, denn er gab ausreichende Informationen über die Weiterreise und bezüglich des Visums. Denn wer in Indien einreist und wieder ausreist, muss 2 Monate warten, bis er wieder nach Indien einreisen darf. Wer jedoch nach Nepal reist, muss nicht zwangsläufig 2 Monate warten. Wenn man früher wieder nach Indien einreist, muss man sich einfach neu registrieren, so wie man es am ersten Einreisetag z. B. am Flughafen gemacht hat und schon wäre alles in Ordnung. Diese Informationen waren natürlich sehr hilfreich, auch wenn der Angestellte dafür mit der entsprechenden Regierungsstelle sprechen musste.
Von dort wollten wir etwas essen gehen, doch zunächst suchten wir nach einer gutem Geldwechselbüro, wo die Israelis ihre Amerikanischen Dollar Schecks eintauschen konnten. Der erste Laden konnte uns kein gutes Tauschgeschäft bieten. Ich kannte jedoch noch einen weiteren Laden, in dem wir nach einigem Verhandeln einen besseren Preis bekamen, der Ido und Sahar zusagte. Dort kaufte ich mir auch für 980 Rs eine 2 GB und eine 4 GB SD-Karte und einen Strom-USB-Anschluss für meinen iPod, weil ich von dem Ladegerät von Sahar begeistert war. Im Anschluss gingen wir wieder im gleichen Restaurant wie zuvor essen und ein Südkoreaner setzte sich alleine an einen Nachbartisch. Ich bat ihn zu uns rüber, damit er nicht so alleine sitzt und alleine Essen muss. Wir unterhielten uns ein wenig und nachdem er mit essen fertig war, verließ er uns auch bereits. Nach dem Essen gingen wir zurück ins Hotel und auf dem Weg ließ ich für 25 Rs meine Sandalen reparieren. Im Hotel testete ich sofort das Ladegerät und zu meiner Enttäuschung funktionierte es nicht. Schade. Ido, Nessy und ich, wir drei wollten uns noch weitere Tempel angucken und liefen so in den Westen zu den anderen Tempeln von Khajuraho. Dabei kamen wir wieder an dem Geschäft vorbei, wo ich meine Sachen gekauft hatte und ich tauschte das Ladegerät für 30 RS zurück, weil es zwar funktionsfähig war, aber wohl nicht mit meinem iPod kompatibel ist. Auf dem Weg zur ersten Tempelanlage mit drei kleinen Tempeln kamen wieder einige Leute auf uns zu und wollten uns Sachen verkaufen, unter anderem eine aus Messing oder ähnlichem Metall gold glänzende Figur, wo sich ein Mann an einer Frau von hinten vergnügte. Dies konnte man durch eine Fingerbewegung steuern. Wir fanden das abstößig, nur konnte der Verkäufer das einfach nicht nachvollziehen
Die Tempelanlage war interessant, bestand aus drei kleinen Tempeln und war schnell erkundet. Von dort zogen wir weiter Richtung Norden und sahen neben viel ländlicher Gegend noch einen weiteren alleinstehenden Tempel. Uns reizten mehr die Berge in der Ferne, doch in Anbetracht der späten Zeit, war es nicht möglich noch bis zu den kleinen Bergen zu laufen. Also gingen wir von dem Tempel zu den nahegelegenen See, der mehr als große Pfütze aufgefasst werden konnte. An diesem „See“ wurden Kuhfladen oder ähnliches getrocknet. Warum wusste ich nicht. Von dort gingen wir in einer großen Runde nordöstlich zurück in die Stadt und es war schön einfach mal so durch die Gegend zu laufen und dem Tourismusgeschäft der Stadt zu entkommen. So ist Khajuraho dann doch ein schönes Örtchen, wenn man sich nicht direkt in der Stadt aufhält.
Wieder zurück in der Stadt, wurde es bereits dunkel und im Hotelzimmer trafen wir Sahar an, der sich gut erholt hatte. Wir ruhten uns kurz aus und gingen im Anschluss etwas zu Abend essen. Ich wollte trotz des Eindrucks vom Vorabend mir noch einmal das Zelt-Restaurant angucken, wo wir uns letztendlich auch niederließen. Wir guckten uns die Karte mehrmals durch und fragten letztendlich einen neben uns sitzenden Heimischen, was er denn da esse. Er sagte, dass seien Paratha, die sich im Frühstücksmenü aufgelistet befänden. Wir waren verwundert. Er meinte, dass dieses Restaurant bekannt für seine guten Parathas wäre. Also bestellten wir alle bis auf Nessy unterschiedliche Paratha. Außerdem bestellte ich mir eine heiße Schokolade, die ausgesprochen gut schmeckte. Später kamen zwei kanadische Geschwister ins Restaurant, die ich bat, sich zu uns zu gesellen. Wir unterhielten uns prächtig und 2-3 Stunden vergingen wie im Flug, in denen ich noch zwei weitere Paratha und eine weitere heiße Schokolade neben zwei Chai-Tees bestellte. Ich probierte jedes Mal einen anderen Paratha und hätte noch mehr essen können, aber mein Gefühl sagte mir, dass es reicht. Das Abendessen kostete mich 90 Rs und ich gab dem Sohn des Chefs noch 10 Rs für den guten Service.
Auf dem Weg zurück fiel mir ein, noch ein Foto von dem Restaurant zu machen, also lief ich zurück, während ich versuchte meine Kamera aus dem Rucksack zu holen. Diese fiel mir bei dem Versuch, das im Laufen zu erledigen, auf den Boden und war nur noch schwer einsatzfähig. Ich konnte glücklicherweise noch ein Foto von dem Restaurantinhaber und gleichzeitigem Koch mit Sohn machen und von dem Zelt-Restaurant selbst. Danach lief ich so schnell ich konnte zum Hotel, wo ich noch die zwei kanadischen Geschwister verabschiedete und wir vier uns ins Hotel begaben. Dort fragten wir nach einer heißen Dusche, die ca. 15-20 Minuten auf sich warten ließ, da das heiße Wasser sich erst einmal vom Dach aus den Weg durch das Hotel in die unteren Regionen bahnen musste. Anschließend duschten wir alle, wobei Ido sich seine gemütliche 30-Minuten-Dusche genehmigte und dann gingen wir auch bereits zu Bett. Morgen müssen wir nämlich besonders früh aufstehen, da der Bus bereits gegen 6 Uhr morgens abfährt. Draußen hörte man noch etwas von der Kirmes, die heute jedoch früher als gestern aufhörte. Schien wohl der letzte Tag zu sein.

Dienstag, 23. Februar 2010

Dienstag, den 23. Februar 2010 – Abreise nach und Tag 1 in Khajuraho

Ich wachte morgens pünktlich mit dem Wecker auf. Die Mücken hatten mich nicht sonderlich belästigt, nur der wenige Schlaf machte mir etwas zu schaffen. Nachdem ich alles abschließend gut verstaut hatte, traf ich draußen Ido, Sahar und Nessy, mit denen ich zum Bahnhof gefahren werden wollte. Ido hatte bereits mit dem Hotelinhaber gesprochen und dieser wollte uns für 80 Rs zum Bahnhof bringen. Draußen war es auf den Straßen immer noch feucht. Entweder hat es die Nacht noch einmal geregnet oder das war von dem Sturm, als wir im Restaurant waren. Wir quetschten uns mit 4 Personen und unseren Rucksäcken in die kleine 3-Rad-Rikscha, die Israelis hinten und ich vorne neben den Fahrer. Am Bahnhof angekommen, kauften wir uns jeweils ein Zugticket nach Khajuraho. Der Zug sollte gegen 7.30 Uhr ankommen, hatte aber wie vermutet Verspätung. An dem Bahnhof wurde es allmählich voller und auch das britische Ehepaar, welches ich gestern Nachmittag noch in Didi's Café gesehen hatte, machte einen Trip nach Khajuraho. Diese unterhielten sich bis zur Zugeinfahrt mit einem Jungen vom Bahnhof, der uns zeigte, wo wir einsteigen mussten, um in Khajuraho auszukommen. Der Zug wird laut seiner Aussage später an einem anderen Bahnhof getrennt. Es war schon schwierig mit den Rucksäcken in den Zug zu kommen, aber einmal drin, ging es. Wir gingen einfach rein und guckten, wo wir unsere Rucksäcke abstellen konnten. Teilweise wurde uns von den Indern ein Platz angeboten, ich bestand darauf stehen zu bleiben. Die Zugfahrt bis Khajuraho dauerte ca. 4-5 Stunden, in denen wir uns ausgiebig mit den Indern unterhielten oder uns einfach nur ausruhten. Es war schon sehr interessant und die Leute waren sehr nett. Außerdem bekam ich von Ido lecker israelische Flips zum Naschen, die leider stark krümelten.
Als wir in Khajuraho ankamen und aus dem Zug ausstiegen, drängten sich uns viele Rikscha-Fahrer auf, die uns in die Stadt fahren wollten. Dabei unterboten sie sich alle gemeinsam. Wir konnten uns gemeinsam nicht beraten, da wir immer wieder durch die auf uns einredenden Fahrer getrennt wurden. Ich schnappte irgendwo das Angebot von 40 Rs auf und teilte es Ido mit, der mit seinem Fahrer kurz verhandelte und der dann auch zustimmte. Wir wurden also für 40 Rs nach Khajuraho gefahren. Dort empfahl man uns direkt ein Hotel und da wir kein entsprechendes Kleingeld hatten und der Fahrer das Hotel kannte, konnten wir den Fahrer später über das Hotel bezahlen, was sehr praktisch war. Das Hotel bot uns ein Doppelzimmer für 240 Rs an, das wir dann zu Dritt nutzen konnten. Nessy nahm sich ein Doppelzimmer für 150 Rs, da sie alleine war, gab man ihr hier den Einzelpersonenpreis. Nachdem wir unsere Sachen abgelegt hatten, zogen wir als erstes Richtung Busbahnhof los, um uns nach einer Fahrmöglichkeit nach Varanasi zu erkundigen. Dazu liefen wir einmal quer über den Marktplatz, der direkt neben unserem Hotel anfing. Die Nachfrage am Busbahnhof war nicht sonderlich erfolgreich, da es keine Möglichkeit gab über Nacht nach Varanasi zu fahren. Von dort zogen wir etwas durch die Stadt und aßen gegen ca. 14 Uhr in einem Restaurant für 80 Rs ein Wiederaufüll-Thali. Nessy genehmigte sich einen Salat, da sie Veganerin ist.
Nach dem leckeren Essen besuchten wir die Kamasutra-Tempelanlage, wo wir uns den restlichen Tag bis ca. 18 Uhr aufhielten. Dann wurde die Anlage geschlossen. Die Tempel waren gut restauriert und durften nur Barfuß betreten werden. Teilweise war der Marmor durch die Sonneneinstrahlung sehr heiß. Auf den Grünflächen fanden sich im hinteren Teil der Anlage riesige Kakteen und Ido meinte, dass in Israel noch größere ständen. Nach der Besichtigungstour gingen wir zurück zum Hotel, ruhten uns dort kurz aus und zogen wieder los. Die anderen wollten unbedingt ins Internet. Nachdem das erledigt war, stöberten wir noch etwas durch die Geschäfte und entdeckten dabei einen sehr ansprechenden Laden, der gute und scheinbar auch ehrliche Preise hatte. Ich überlegte, ob ich mir hier eine 2 GB SD-Karte kaufen würde, um noch mehr Fotos machen zu können. Ich entschied mich aber vorerst dagegen. Ido und Sahar kauften sich in dem Laden einige Kamasutra-Bücher für ihre Freunde als Geschenke. Im Anschluss gingen wir weiter, weil wir nach dem Touristenbüro suchten, es aber nicht fanden. Schließlich wollten wir wissen, wie wir von Khajuraho am besten und schnellsten weiter nach Varanasi kommen.
Auf dem Rückweg machten wir für einen kleinen Umtrunk noch einen Zwischenstopp in einem Deutschen/Schweizerischen Restaurant, wo am Nebentisch 4 Leute sich auf Deutsch unterhielten. Von dort ging Nessy nach Hause zurück und Ido, Sahar und ich suchten noch nach einem Restaurant. Das sehr lokal aussehende und gut besuchte Restaurant schien uns momentan nicht sonderlich attraktiv. Daher gingen wir an den westlichen Rand der Stadt und setzten uns in ein sehr leeres Restaurant. Der Besitzer verstand uns nicht wirklich, aber das Essen war gut und günstig. Danach gingen wir zurück zum Hotel und legten uns nach einer lauwarmen Dusche schlafen. Das einzige was noch störte war die Musik, der neben dem Hotel stattfindenden Kirmes. Der Markt selber hatte bereits geschlossen.

Montag, 22. Februar 2010

Montag, den 22. Februar 2010 – Ein abwechslungsreicher Tag in Orchha

Ich wachte recht spät auf, obwohl ich mich gegen 10 Uhr mit den Israelis an Didi's Café treffen wollte. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, ging ich zum Hotel der Isrealis und bezog dort mein Zimmer für die nächste Nacht, schließlich war es günstiger. Nachdem das erledigt war, traf ich drinnen nur noch Nessy an, auf die ich vor dem Eingang wartete. Dort lernte ich Efrat kennen, die auch aus Israel kommt, sodass wir dann zu dritt in Didi's Café gingen. Dort saßen bereits Ido und Sahar an einem Tisch und unterhielten sich mit anderen Reisenden. Ido ging es scheinbar nicht so gut, da er nur Schonkost zu sich nahm. Scheinbar hat es über Nacht seinen Magen erwischt. Wir drei setzten uns an einen Tisch zu einem Kanadier, der jetzt schon seit einiger Zeit durch Indien reist und dazu sein angespartes Geld seiner letzten Arbeit nutzt. Er sagte mir auch, dass ich es beim Reisen mal ruhiger angehen lassen solle, schließlich will man sich beim Reisen entspannen und nicht durch die Ortschaften fliegen. Nachdem wir alle bestellt hatten und die erste Bestellung einging, dachte ich, dass der Pfannkuchen mit Banane für mich wäre, aber Efrat hatte diesen bestellt. Dies fiel mir aber erst auf, als letztendlich meine Bestellung mit den Haferflocken und der Banane ankam. Ich entschuldigte mich vielmals bei Efrat und bestellte ihr noch einen Bananenpfannkuchen, den sie schließlich auch bekam. Der Kanadier gab mir noch ein paar Tipps zur Ortschaft Orchha und empfahl mir, nicht das Tagesticket für 250 Rs zu kaufen, da sich die Besichtigung des Forts nicht lohnen würde, denn andere Forts wie beispielsweise in Jodhpur wären deutlich imposanter. Er hat jedoch eine Besichtigungsrunde innerhalb der Fortmauer gedreht und das gleiche beschloss ich auch zu tun.
Nachdem ich bezahlt hatte, verließ ich meine neuen Bekanntschaften und ging Richtung Fort, wo an den Ticketschalter kam. Da ich kein Ticket haben wollte ging ich rechts an der Mauer entlang und hatte einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt. Es war unheimlich spannend auf der Mauer entlang zu laufen, vor allem, weil ich nicht wusste, ob es legal war, was ich dort tat. Als ich in der ersten Ecke der Mauer ankam, konnte ich von dort Tempel in der Ferne als auch einen Fluss mit einer Brücke, die darüber führte, sehen. Dies war nach der Besichtigung des Bereichs definitiv mein nächstes Ziel. Ich guckte mir alles innerhalb der Mauer so gut wie ich konnte an. Auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs konnte ich von der Mauer über eine breite Ebene gucken und hatte zudem einen super Ausblick auf das Fort selbst. Von dort zog ich weiter meine Runde um das Fort und suchte für einen kleinen Regenschauer in einem kleinen Gewölbe Schutz. Anschließend ging ich zum Eingang zurück und ging zur Brücke am Fluss, die recht schmal war. Hier konnten die Autos nur in eine Richtung fahren, sodass man warten musste, bis die Brücke in die gewünschte Richtung frei war. Das Wasser war auffallend klar und einige Leute wuschen ihre Sachen in dem Wasser oder schwammen in dem Wasser. Von der Brücke machte ich einige schöne Fotos von den Tempeln, die ich mir als nächstes angucken wollte. Schließlich repräsentieren diese den Ort Orchha auf vielen Postkarten. Also lief ich von der Brücke zu den Tempeln bzw. Chhatris (Memorials). Dort hätte ich Eintritt zahlen müssen, um die Chhatris von innen zu sehen, aber da ich dies nicht wollte, machte ich erstmal nur Fotos von außen und umrundete diese. Als ich wieder am Eingang der Chhatris angekommen war, fragte ich einen Engländer, ob es sich überhaupt lohnen würde, für diese Chhatris Eintritt zu bezahlen. Er meinte, dass es sich auf jeden Fall lohnen würde und gab mir sein Tagesticket, weil er es nicht mehr benötigte. So konnte ich mir die Chhatris von innen angucken, nachdem wir uns noch ein wenig ausgetauscht hatten. Ich fand die Chhatris von innen nicht sonderlich spannend, hatte aber auch noch nicht herausgefunden, wie man nach oben kommt, so wie es der Engländer mir gesagt hatte. Als ich aus dem ersten Chhatris wieder herauskam, kam ein Einheimischer auf mich zu und meinte, dass er mitbekommen hatte, dass ich aus Deutschland wäre und er würde mich sehr gerne zu einem Essen einladen. Dazu müsse ich zu seinem Dorf kommen, welches ca. 1 km weit weg wäre und von dort aus könne man wunderbar den Sonnenuntergang sehen. Ich war zuerst sehr skeptisch und vorsichtig, sagte ihm aber zu, dass ich später vorbeikommen werde. Danach erkundete ich weiter die Chhatris und fand schließlich die kleinen schmalen Treppen in die nächst höre Ebene. Man konnte mit diesen Treppen, die wirklich schwer auf den ersten Blick zu finden waren, sogar teilweise bis auf das Dach des Chhatris gehen, von wo man eine fantastische Aussicht hatte. Das zweite Gebäude mit Treppen erkundigte ich natürlich auch ausgiebig.
Nachdem ich genug von der Besichtigung der Chhatris hatte, bahnte ich mir den Weg zurück zur Stadtmitte, wo noch der Ram Rata-Tempel stand. Dort fing mich jemand ab und fragte mich, ob ich mir den Tempel von innen angucken wollte und nach oben klettern wolle. Es würde nur 10 Rs kosten. Ich war wieder skeptisch, wimmelte ihn ab und guckte vorerst einigen Kindern beim Kricketspielen zu. Kricket ist hier in Indien der Nationalsport. Danach fand ich den normalen Eingang zum Ram Rata-Tempel, der vom Basar aus dort hochführte. Am großen Eingangstor hing oben ein großes Wespennest oder so etwas ähnliches, welches aber nicht weiter störte. Die Türen, welche vermutlich nach oben in das Tempelinnere führten, waren mit Vorhängeschlössern versehen, sodass ich dort nicht weiterkam. Also ging ich zum Basar und von dort zurück zu Didi's Café, wo ich mir nochmal Haferflocken mit Bananen bestellte. Außerdem kam ich mit der Inhaberin ins Gespräch, weil sie nach Informationen für Bangkok fragte. Ich sagte ihr, dass ich ihr einen Kontakt vermitteln könne, der in Bangkok gelebt hatte nämlich Vivek. Sie gab mir daraufhin ihre E-Mailadresse und auch noch Tipps zur Stadt. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging ich mit Efrat und Nessy zu dem etwas weiter außerhalb gelegenen Laxmi-Tempel, der das letzte Besichtigungsziel von Orchha für mich darstellte. Dort angekommen, brauchten wir das Tagesticket, um Zugang zu diesem Tempel zu erhalten, welches ich glücklicherweise für 2 Personen hatte. Da der Laxmi-Tempel bald schließen sollte und der Ticketkontrolleur Efrat auf morgen mit einem gültigen Ticket vertrösten wollte, erzählte ich ihm, dass Efrat, wie wir anderen morgen abreisen wird und somit keine Chance zur Besichtigung hätte. Dies war zwar gelogen, aber so bekam auch Efrat die Chance den Tempel von innen zu besichtigen, was sich wirklich lohnte. Der Ticketkontrolleur erzählte uns einiges zur Geschichte und den Wandmalereien in dem Tempel. Anschließend gingen wir noch etwas umher, machten viele Fotos und wurden anschließend gebeten den Tempel nun zu verlassen, weil die Besichtigungszeit um war.
Von dort gingen wir zu einem Berg, wo oben eine Art Grabtempel stand. Niemand war da und wirklich viel zu sehen gab es nicht. So zogen wir weiter bis zu dem kleinen Nachbardörfchen in das ich zum Essen eingeladen war. Ich fand die Person vom Nachmittag nicht und so gingen wir bis zum Eingangstor und bestiegen den Hügel links davon. Ein Affe, der auf der Mauer, die zum Hügel hochführte, rannte vor uns davon. Oben hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf den Sonnenuntergang, der leider durch die am Horizont stehenden Wolken etwas beeinträchtigt wurde. Es war so, als ob die Wolken einen großen Kranz aus allen Richtungen am Horizont um uns bildeten. Von dort gingen wir quer durch die Steppe zurück zu den Tempeln und über den Basar zurück ins Hotel. Ich wollte den heiligen Tempel in der Stadtmitte besuchen, weil dieser nur zur Abendzeit gegen 20 Uhr geöffnet wird. Efrat begleitete mich und nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, gingen wir in den Tempel. Dort fanden sich viele Gläubige ein, unter anderem auch eine Touristengruppe aus Deutschland, deren Führer ich gespannt bei einigen Erläuterungen zuhörte. Ich unterhielt mich zwischenzeitlich ausgiebig mit Efrat und als das Gebet begann, genoss ich die Atmosphäre im Tempel. Später stellte ich mich in die Schlange der Gläubigen, um einmal an dem Schrein vorbeizugehen, dabei wurde unheimlich gedrängelt, als ob die Leute Angst hatten, dass sie nicht mehr dran kämen. Ich war froh nachher wieder draußen zu sein. Nach dem Tempelbesuch trafen wir uns am Hotel mit Ido, Sahar und Nessy und gingen in ein Restaurant, welches noch keine von uns besucht hatte. Dort angekommen, bestellten wir uns etwas zu essen und Efrat gönnte sich ein Bier. Währen des Essens zog ein sehr kräftiger Wind auf, der anschließend starken Regen mit sich brachte. Wir zogen nach dem Essen unter das Wellblech um, da der Stoffpavillon nicht sonderlich schützend wirkte.
Nachdem sich der Sturm verzogen hatte und wir alle bezahlt hatten, half ich an einer Stelle noch kurz das Regenwasser vom Stoffdach zu drücken, schließlich war ich groß. Dabei sprach mich der Mann vom Nachbartisch an, der mit seiner Frau die letzten Gäste in dem Restaurant bildete. Er heißt Frank, kommt aus Deutschland, genauer Krefeld und reist schon seit 20 Jahren nach Indien und ist immer noch sehr begeistert von Indien. Ich war fasziniert jemanden aus meiner Gegend in Indien anzutreffen. Wir unterhielten uns ausgiebig bei einem Bierchen und er gab mir Tipps zur Reise in Indien, was wirklich sehenswert ist und was ich mir besser nicht angucken solle. Er empfahl mir auch, lieber eine Reise in den Süden zu machen, anstatt meinen Plan über die Berge umzusetzen. Seine Frau versuchte ihn davon abzuhalten, aber letztendlich ist es auch meine Entscheidung, was ich genau mache. Ich ließ mir seine E-Mailadresse geben und er erzählte mir noch von Zeiten, als er die Hauptattraktion in Indien war und nicht das Taj Mahal. Außerdem war das damals kostenlos zu besichtigen, wobei es heute anders aussähe. Er versucht die Orte mit ausgeprägtem Tourismus zu vermeiden, weil diese sehr anstrengend seien. Er warnte mich quasi vor meinem nächsten Reiseziel Khajuraho, wo wir morgen hinfahren wollen. Er mag Orchha, weil es ein ruhiger Ort ist, wo niemand auf einen losgestürmt kommt und fragt, wie er helfen kann oder wo man schläft usw. Nach diesem sehr interessanten und ausgiebigen Gespräch gingen wir zu unseren Hotels zurück. Ich genehmigte mir eine kurze heiße Dusche bei Ido und Sahar im Zimmer, während diese sich weiter mit Efrat unterhielten und anschließend ging ich zurück ins Zimmer. Dort packte ich meine Sachen für morgen vor, schließlich müssen wir alle morgen früh aufstehen, um den Zug nach Khajuraho zu bekommen. Danach legte ich mich schlafen.

Sonntag, 21. Februar 2010

Sonntag, den 21. Februar 2010 – Bhopal Tag 2, Besserung in Sicht und Abreise nach Orchha

Diese Nacht habe ich auch nicht besonders gut bzw. viel geschlafen, da immer wieder Mücken ins Zimmer kamen und mich stachen. Ich hatte ca. 3 Mücken. Sobald ich 1-2 davon tötete, kam 1-2 neue. Minimal 1 und maximal 3 Mücken waren ständig da. Zeitweise schlief ich wieder ein und merkte sofort die neuen Mückenstiche. Erst am Morgen kam ich auf die glorreiche Idee, mein Bettlacken über mich zu legen. Ab da hatte ich Ruhe. Bipul war bereits früh auf und man bot mir gegen 9 Uhr Frühstück an, dass ich dankend ablehnte, da ich meinen Magen nicht überfordern wollte. Ich bat jedoch um heißes Wasser, das ich auch bald bekam. Bipul fuhr gegen 10 Uhr mit seiner Frau weg, weil er noch einige Leute treffen wollte und sagte mir, dass mich das private Taxi gegen ca. 12-12.30 Uhr abholen wird, damit wir danach zum Bahnhof fahren können. Also hatte ich noch etwas Zeit mich auszuruhen und tat das so gut ich konnte mit schlafen. Wieder wach, verspürte ich überhaupt keinen Hunger und schrieb an meinem Tagebuch weiter. Um 12.30 Uhr war das Taxi immer noch nicht da, sodass ich etwas nervös wurde. Gegen 13.15 Uhr kam das Taxi endlich und wir konnten los. Von dort fuhren wir recht schnell zu Bipul, weil wir wohl etwas zu spät dran waren und holten sowohl Bipul und Frau als auch die Verwandte ab. Von dort ging es zu einem anderen Bahnhof von Bophal, wo wir unsere Sachen nahmen und in den Bahnhof gingen. Die Verwandte wurde im Anschluss von dem Taxi noch nach Hause gefahren.
Im Bahnhof teilte mir Bipul mit, dass es unterschiedlich schnelle Züge in Indien gibt und den Zug, den wir nahmen, wäre der schnellste Zug mit den wenigsten Zwischenstopps. Das Zugticket war entsprechend teuer. Am Bahnsteig wartend, weil der Zug Verspätung hatte, kümmerte sich Bipul um Kontakte in Agrar und Jhansi, damit diese mir weiterhelfen können, was ich total lieb fand. Bipul und Frau hatten einen Sitzplatz im 1. Wagon, während ich einen Sitzplatz im 7. Wagon hatte. Dort traf ich auch auf weitere Ausländer, mit denen ich mich etwas unterhielt. Als der Zug einfuhr, wurde dieser als erstes gereinigt. Dabei wurden die Müllsäcke, die wirklich voll waren, einfach rausgestellt und ein Mann mit einer Karre lud die auf und fuhr diese weg. Danach bekam der Zug eine neue Nummer, weil er nur zwischen Bophal und New Delhi verkehrt. Im Zug nahm ich meinen Sitzplatz ein und bekam für die Fahrt eine kleine Mahlzeit, die ich mir einsteckte, da ich nicht sicher war, was mein Magen so alles verträgt. Ich war froh, dass ich mein Zwieback mit hatte, wovon ich bisher nur 1 Stückchen gegessen hatte. Auf mehr hatte ich einfach keinen Hunger. Über das heiße Wasser für Tee freute ich mich sehr, da es meinem Magen sehr gut bekam. Danach schlief ich ca. 1 Stunde, bis mich Bipul weckte, weil er meinte, dass wir bald da seien. Er erklärte mir, dass seine Freunde am Bahnhof warten würden und mir weiterhelfen würden, dazu solle ich mit gepackten Sachen zum 1. Wagon kommen. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte und möglichst schnell zum 1. Wagon geeilt war, unterhielt sich Bipul kurz mit seinen Freunden. Als der Zug anfuhr – die Türen werden nicht sofort bei Fahrtantritt geschlossen – verabschiedete sich Bipul und eilte in den Zug. Ich ging mit den Freunden von Bipul zum Bahnhofsausgang/-eingang und hoffte dort das niederländische Paar aus dem Zug anzutreffen, weil ich mit denen gemeinsam nach Orchha fahren wollte, aber leider ohne Erfolg. Also blieb ich bei Bipuls Freunden, welche so nett waren, mich bis nach Orchha zu fahren. Als wir dort ein Hotel für 300 Rs gefunden hatten und sie überzeugt waren, dass ich in einer guten Unterkunft war, verabschiedeten diese sich von mir.
Im Hotel stellte ich meine Sachen ab, trug mich ins Gästebuch ein und ging auf mein Zimmer. Dort hatte ich immerhin eine warme Dusche und ein akzeptables Bett. Danach zog ich los, um ins Internet zu kommen und ich wurde mit 30 Rs pro Stunde fündig. Dort kontrollierte ich meine E-Mail und verschob die Bilder von meinen Kamerakarten auf die externe Festplatte. Hinter mir nutzte ein Kanadier den PC, um zu skypen. Als dieser fertig war, kamen 3 Israelis rein, mit denen ich anschließend essen ging. Da ich nicht sicher war, was mein Magen mittlerweile verträgt, blieb ich bei einfachem Reis, der glücklicherweise drinnen blieb. Ich unterhielt mich prächtig mit Ido, Sahar und Nessy, die schon eine längere Zeit durch Indien reisen. Nach dem Abendessen gingen wir zurück zum Hotel, wobei sie mir erklärten, dass auf den Flaschen und meistens auch auf den Lebensmittelpackungen ein maximaler Verkaufswert draufsteht. Manchmal wird man von den Leuten leider übers Ohr gehauen, wenn man das nicht weiß, auch wenn es nicht sonderlich viel Geld ist. So war es auch bei Sahar, als dieser eine Wasserflasche kaufen wollte, welche max. 13 Rs kosten sollte und hier für 15 Rs verkauft wurde. Nach kurzem Hinweis auf die 13 Rs, bekam er die Wasserflasche auch für den Preis. Als wir am Hotel der Israelis ankamen, sagten sie mir, dass sie nur 150 Rs für ihr Zimmer bezahlen. Nach kurzem verhandeln hatte ich für die morgige Nacht auch ein Hotelzimmer für 150 Rs. Ich ging zurück zu meinem Hotel und legte mich nach einer schönen Dusche und ein paar Tagebucheinträgen ins Bett.

Samstag, 20. Februar 2010

Samstag, den 20. Februar 2010 – Bhopal Tag 1, meine Magenverstimmung

Die Nacht habe ich nicht besonders gut geschlafen. Bin aufgrund der Klimaanlage des Öfteren wach geworden und um 5 Uhr mussten wir schließlich schon wieder aufstehen, da wir gegen 5.30 Uhr in Bophal ankamen. Dort war bereits ein Taxi für das eine Paar da und wir warteten noch auf das andere Taxi. So tranken wir früh morgens jeder einen Chai-Tee am Bahnhof. Danach fuhren wir mit dem Privattaxi zu einem Gästehaus, das komplett für uns reserviert war und Bipul erklärte mir, dass Bophal die Stadt der Seen genannt wird. Ich hatte ein Zimmer in der ersten Etage rechts und Bipul mit Frau links. Gegen 8 Uhr wollten wir wieder aufstehen, so hat es mir Bipul zumindest gesagt und so versuchte ich etwas zu schlafen. Da ich aber nicht schlafen konnte, schrieb ich in der Zwischenzeit an meinem Tagebuch, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Gegen 8 Uhr war ich dann auch wach und bereit, um den Ausflugstag zu starten. Bipul war es jedoch nicht. Er schlief noch tief und fest mit seiner Frau. Als ein Angestellter hochkam, um uns Frühstück zu bringen, hatte ich große Verständigungsproblem, da er kaum bis kein Englisch verstand. Bipul war leider auch nicht wach zu bekommen. So wartete ich und wartete. 30 Minuten später versuchte ich Bipul erneut zu wecken und hatte Erfolg. Er schien jedoch weniger erfreut darüber. Er meinte, wir hätten noch Zeit und so fuhren wir nach einem kleinen Frühstück ca. 10-10.30 Uhr mit dem privaten Taxi zu einer Verwandten von Bipul.
In Indien wird morgens nicht sonderlich viel und groß gefrühstückt, obwohl ich ein gutes morgendliches Frühstück nicht ausschlagen würde. Dafür fallen das Mittagessen schon etwas größer und das Abendessen umso ausgiebiger aus, wenn ich Bipul richtig verstanden habe. Bei der Verwandtschaft angekommen, nahmen wir die Tochter mit auf Besichtigungstour. Wir fuhren zu Bipuls Universität in Bophal und guckten uns die ganze Uni noch einmal an. Zudem aßen wir eine Kleinigkeit in der Uni und im Anschluss fuhren wir zu einem besonderen Zugrestaurant. Die ersten Magenbeschwerden machten sich langsam bei mir bemerkbar. Morgens hatte ich noch gedacht, ob ich nicht die Magentabletten mitnehmen solle. Hätte ich das doch besser einmal getan. Aber nun war es zu spät. Im Restaurant aßen wir, weil wir alle keine Vegetarier wie Vivek sind, Fleischspeisen, die sehr lecker waren. Nebenbei buchte man mir direkt noch ein Ticket für morgen Abend von Bophal nach Jhansi, sodass ich von dort aus weiter nach Orchha reisen kann. Bipul und Frau reisen mit dem Zug direkt bis nach New Delhi, weil er ja Montag wieder arbeiten muss. Nach dem Essen, ich glaube mir sind die sehr scharfen Chillis sogenannte „Pickles“ nicht sonderlich bekommen, fuhren wir mit dem Auto zum Museum „Indira Gandhi Rashtriya Manav Sangrahalaya“, das direkt auf einem Berghang gegenüber eines großen Sees liegt. Dort stiegen wir nach kurzem reinfahren aus, guckten uns die Geschichte von Bophal anhand vieler Bilder an, fuhren zu einem weiteren Museumspunkt, wo wir uns weitere historische Dinge anguckten und nach relativ kurzer Zeit fuhren wir auch schon wieder aus dem Museum raus. Ich empfand den Besuch als recht kurz, sodass ich nicht sonderlich viel gesehen habe. Im Anschluss fuhren wir vom Museum zu einem Fischmuseum, wo einige besondere Fische zu sehen waren. Das Museum war nicht sonderlich groß, die Becken und Scheiben nicht sonderlich klar, sodass wir relativ zügig durch das Museum gingen. Währenddessen kämpfte ich mit meinem Magen, der unheimlich rebellierte.
Vom Fischmuseum fuhren wir zu einem Markt bzw. Basar in Bophal, wo wir gemeinsam durch die Einkaufsstraßen zogen. An einem Stoffgeschäft kaufte Bipul einige Saris für seine Frau und in einem anderen Geschäft noch zwei weitere. Nachdem wir wieder am Basareingang angekommen waren, kauften Bipul für uns alle Eis. Der Eisladen war unheimlich voll, schließlich war es auch warm draußen. Danach musste ich dringend zur Toilette, weil es mit meinem Magen nicht mehr auszuhalten war. So fragte ich Bipul nach einer Toilette, der gerade in einem weiteren Geschäft mit seiner Frau und Anhang verschwunden war. Nachdem er mich zu einer Toilette gebracht hatte, wo man Pinkeln konnte, fragte ich auf dem Rückweg, ob es auch richtige Toilette gäbe. Er meinte, die wären oben. Also ging ich zurück, um die oberen Toiletten aufzusuchen. Nachdem es mir und vor allem meinem Magen wieder besser ging, kehrte ich zum vereinbarten Treffpunkt zurück, wo ich eine Weile auf Bipul und Anhang wartete. Als alle da waren und Bipuls Schuhe geputzt waren, fuhren wir mit dem Auto zurück Richtung Museum, stoppten aber am See, weil Bipul dort eine Bootsfahrt machen wollte. Da ich nicht wusste, wie gut mein Magen ruhig bleiben kann, sagte ich diese Bootsfahrt ab und begab mich zu einem Hotel am Berghang, von wo aus ich eine gute Übersicht über den See hatte sowie eine Toilette in Reichweite vorfand. Die Bootstour dauerte geschätzte 10 Minuten, da es ein Motorboot war, welches einmal um eine Insel fuhr und dann auch schon zurück fuhr. Eine Bootsfahrt, die ich als nicht lohnenswert empfand. Als ich der Meinung war, dass Bipul und Anhang wieder zurück waren, ging ich wieder runter und von dort aus fuhr man mich als erstes zum Gästehaus, weil meine Magenschmerzen immer schlimmer wurden.
Dort nahm ich direkt zwei Tabletten gegen akuten Durchfall ein und versuchte meinen Magen zu beruhige, was mir durch ein wenig Schlaf gelang. Bipul versuchte sich um mich zu kümmern, ich war jedoch mit heißem Wasser und Ruhe sehr zufrieden. Ich bekam nicht mit, wann Bipul und die anderen wegfuhren, jedoch bekam ich mit, als sie wiederkamen. Bipul bat mich, meine Tür von innen zu verschließen und so versuchte ich für den Rest der Nacht zu schlafen, in der Hoffnung, dass es mir morgen besser geht.

Freitag, 19. Februar 2010

Freitag, den 19. Februar 2010 (Teil 2) – Der Besuch der „Marble Rocks“

Ich wachte gegen 12 Uhr mittags bereits auf, stellte fest, dass der Freund von Vivek bereits gegangen war und die Tür hinter sich offen gelassen hat. Also schloss ich diese und legte mich wieder ins Bett. Um 14 Uhr klopfte es an die Tür und Bipul stand davor. Er meinte, er war schon vorher da, aber ich hätte da nicht auf sein Klopfen reagiert. Ich sollte mich fertig machen, weil sie mich zu einem Ausflugsziel in Jabalpur mitnehmen wollten. Innerhalb von 10 Minuten war ich fertig und wir, Bipul, seine Frau und ich fuhren zu einem weiteren Bekannten, der auch auf der Hochzeit war. Dort guckte ich mir mit Bipul dessen Hochzeitsbilder an und erfuhr, woran man unter anderem eine verheiratete Frau erkennt nämlich dem roten Punkt auf der Stirn, die goldene Kette und die rote Haarfärbung. Der Punkt kommt durch die Religion und wird mindestens von jeder verheirateten Frau getragen. Es gibt auch unverheiratete Personen, die diesen Punkt tragen, die dies jedoch rein religiös tun. Die goldene Kette ersetzt die goldene Schärpe/Stoffkette, die bei der Feuerzeremonie der Braut umgelegt wird. Diese muss immer von der Braut getragen werden. Zudem muss sich die Frau den Scheitelansatz ca. 5 cm weit rot färben. Nachdem wir mit dem Fotogucken fertig waren und ich ein hausgemachtes Essen serviert bekommen hatte, fuhren wir mit zwei Autos zu den „Marble Rocks“.
Diese Sehenswürdigkeit wird von einem heiligen Fluss durchflossen, der sich über die Jahrhunderte in den meist weißen Stein eingegraben hat. Wir, d. h. die Familie, Bipul und Frau, ein weiteres Pärchen und ich gingen zu einem Sessellift und fuhren auf die andere Seite des Flusses. Dort gingen wir an die Absperrung, guckten uns die Gegend an, machten Fotos und gingen wieder zum Sessellift zurück. Dort tranken wir noch frisch gepressten Zuckerrohrsaft mit Minz- und Zitronengeschmack und fuhren mit dem Sessellift zurück. Zurück am Auto dachte ich, dass wir uns den Fluss von beiden Seiten angucken würden, aber dies war nicht der Fall. Wir fuhren einen Teil der Strecke ca. 1 km mit dem Auto zurück und stiegen erneut aus, um dort zu einem ebenen Teil des Flusses mit Ruderbooten zu gehen. Dort fand ich einige Kinder vor, die, sofern man Münzgeld ins Wasser schmiss, diesem hinterher tauchte und es ziemlich schnell wieder aus dem Wasser fischte, quasi als kleine Attraktion, wodurch diese sich etwas Unterhalt verdienten. Wir mieteten eines der Boote und Bipul kam mit einigen Getränken und Chips an. Alle im Boot sitzend, fuhren wir mit dem Boot einmal den Fluss hinauf und wieder hinunter, um uns die Marble Rocks anzugucken, die aus wunderbarem und schönen weißen, goldenen und schwarzen Gestein bestanden. Auf der Fahrt saß der 5 jährige Sohn der Gastfamilie neben mir und ich hielt ihn fest, damit er nichts ins Wasser fallen konnte. Dabei wehrte er sich hin und wieder gegen meine lockere Festhalte und packte hin und wieder ins Wasser, obwohl ihm die Eltern dieses verboten hatten. An den Augen konnte man sehen, dass er etwas hinterhältig sein konnte. Später spielte er mit meinem Einverständnis etwas mit meiner Kamera herum, wobei ich diese mit einer Schlaufe immer noch um mein Handgelenk unter Kontrolle hatte.
Wieder zurück an Land liefen wir zurück zu den Autos, wo ich vorne links im Auto Platz nehmen sollte. Dort fand ich den kleinen Jungen vor, der dort nicht weichen wollte. Also nahm ich diesen auf meinen Schoß und schnallte ihn mit an. Es stellte sich später heraus, dass dies ein Fehler war. Der Junge spielte an einigen Instrumenten im Auto herum, wurde weder vom Fahrer noch von den Eltern ermahnt. Zudem schien ihm meine Anwesenheit nicht zu gefallen, sodass er sich gegen mich wehrte bzw. mich angriff. Ich versuchte den Jungen von einigen Dingen wie beispielsweise am Rumspielen am Außenspiegel abzuhalten, da ich Angst hatte, dass dieser kaputt geht. Er dankte es mir, indem er mir mit dem Ellenbogen in die Seite boxte, mit dem Kopf gegen meine Brust hämmerte und mir diesen unters Kinn drückte. Der Fahrer sagte den Eltern Bescheid, als er mich blutig kratze, worauf ich meine Brille auszog, die schon von ihm heruntergeschlagen wurde, und ihn einfach nur noch festhielt. Wieder bei der Familie zu Hause angekommen, setzte ich den Jungen aus dem Auto, um weder ihm noch mir zu schaden und er wehrte sich so vehement, dass er dabei stolperte und sich den Fuß weh tat. Im Haus, während ich ein leckeres hausgemachtes Abendbrot bekam, erzählte der Fahrer von dem Vorfall im Auto dem Vater des Kindes und dieser wollte, dass sich der Sohn entschuldigt, aber das Kind machte keinen Anschein einer Entschuldigung. Hier lernte ich, wie viel die Augen über einen Menschen aussagen können, wenn man darauf achtet. Nach dem Essen wurde Bipul mit seiner Frau und mir von dessen Fahrer abgeholt und zurück zum Hotel gefahren, wo ich meine Sachen schnell packte und diese im Zimmer von Bipul lagerte.
Danach wurden wir in die Nähe von Viveks Haus gefahren, wo uns Vivek mit seinem Auto abholte, weil wir dessen Haus nicht fanden. Dort wurde ich herzlichst empfangen und ich hatte endlich etwas mehr Zeit mit Vivek zu quatschen. Viele aus der Familie wollten sich auch mit mir unterhalten und ein kleiner Junge fiel mir besonders auf. Er hatte unheimlich strahlende klare Augen und kam ziemlich oft in meine Nähe, war jedoch etwas schüchtern. Vivek erzählte mir, dass dieser immer wieder gefragt hatte, wo denn der ausländische große Junge wäre und wann der endlich komme, schließlich wollte er mich unbedingt sehen. Das fand ich so süß. Während meiner Unterhaltung mit einigen Erwachsenen und Vivek kam ich auch dem Kind näher und wir hatten viel Spaß miteinander beim Spielen. Leider hatte ich bei Vivek auch nur eine begrenzte Zeit, denn Bipul wollte mit seiner Frau und einem weiteren Ehepaar noch heute Nacht nach Bhopal reisen und ich hatte dem zugestimmt. Bipul hatte bereits ein einfaches Zugticket für mich besorgt und wollte alles Weitere später klären. Bevor es jedoch wieder von Vivek losging, hatte ich noch die Möglichkeit eine weitere sehr leckere hausgemachte Mahlzeit zu mir zu nehmen. Abschließend wurde ich mit einem Punkt auf der Stirn und einem Geschenk von Vivek verabschiedet, welches aus einem Hochzeitsgewand für mich, einer Essensdose im indischen Stil und 2 Paketen Süßigkeiten bestand. Ich nahm alles dankend mit, obwohl ich später herausfand, dass es ein Fehler war, diese auf meiner weiteren Reise mitzunehmen, dazu später mehr.
Zurück im Hotel packte Bipul mit seiner Frau seine Sachen, ich gab den Turban an ein Familienmitglied von Vivek zurück, welcher anschließend mit dem Auto zu Vivek zurückkehrte. Als Bipul und Frau unten am Hotel ankamen, gingen wir zum um die Ecke liegenden Bahnhof und warteten dort auf den Zug. Hier kam noch einmal die Familie vom Ausflug zur Verabschiedung, weil sie das andere Ehepaar mitgebracht hatte. Der Junge, der mich gekratzt hatte, übergab mir eine Wasserflasche und ich gab ihm dafür ein Stück Schokolade. Für ihn war die Sache von vorher vergessen und für mich damit auch. Als der Zug kam, wollte Bipul, dass ich mit in das klimatisierte 4er Abteil kam. Er hatte schon mit dem Schaffner beim Eintritt gesprochen, sodass ich zumindest den Wagon betreten durfte. Anschließend, als der Zug bereits losgefahren war, sprach Bipul erneut mit dem Schaffner und ich bestach den Schaffner mit 500 Rs, damit ich eines der beiden Betten von Bipul für die Nacht haben konnte. Bipul bezog unten mit seiner Frau das Bett, während ich es mir oben bequem machte. Ich ärgerte mich ein wenig über die so leichtsinnig ausgegeben 500 Rs, weil ich wusste, dass ein normales Ticket in der billigsten Schlafklasse deutlich günstiger war. Dafür verrechnete ich das mit dem kompletten Tag, der mich bisher nichts gekostet hatte, weil alles andere von Vivek oder den anderen bezahlt wurde. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.

Freitag, den 19. Februar 2010 (Teil 1) – Die Feuerzeremonie

Ich liefe also die ca. 500 Meter gemütlich auf einer dunklen Straße zum Hotel, wo ich einmal mit dem „Rei in der Tube“ von meiner Schwester aus dem Globetrotter-Paket ein paar meiner Sachen wusch. Ich hatte zwar kein heißes Wasser, aber kalt ist auch etwas anderes. Nachdem ich fertig war und die Sachen aufgehangen hatte, dachte ich, dass ich zu spät zur Feuerzeremonie zurückkehren würde, weil die Zeit so schnell verstrichen war, aber dem war nicht so. Ich musste noch eine weitere halbe Stunde warten, bis Vivek zurückkehrte und die Feuerzeremonie begann. Scheinbar haben die Inder es nicht so sonderlich mit Pünktlichkeit. In der Zwischenzeit unterhielt ich mich mit den jüngeren Brüdern der Braut, die über mein „gutes“ Englisch sehr erstaunt waren und mehr über mein Land und meine Eindrücke von Indien erfahren wollten. Ich bekam etwas zu Trinken und sollte mich melden, sofern ich noch andere Wünsche hätte.
Während der Zeremonie unterhielt ich mich weiter mit dem jüngsten Bruder der Braut und fragte diesen über alles für mich Interessante aus. Wir unterhielten uns zudem über das in Indien existierende Kastensystem, seine und meine Zukunftspläne und auch über andere Länder und Auslandsaufenthalte. Es war ein sehr nettes Gespräch, während die Feuerzeremonie abgehalten wurde. Die anwesenden Verwandten machten in der Zwischenzeit Liederspiele, indem die eine Seite ein Lied sang und die andere Partei das neue Lied mit dem letzten Buchstaben des letzten Liedes beginnen musste. Schließlich mussten diese nur anwesend sein, hatten aber sonst keine weitere wichtige Rolle bei der Feuerzeremonie.
Die Feuerzeremonie hielt ein Priester mit dem Brautpaar und den Eltern des Brautpaares ab. Generell wird von einem Priester festgelegt, wann genau der richtige Zeitpunkt für die Hochzeit eines Brautpaares ist. Die Feuerzeremonie symbolisiert die 5 Elemente „Feuer“, „Wasser“, „Erde“, „Luft/Himmel“ und „Geist“. In der indischen Religion und Tradition sind drei Punkte im Leben eines Inders sehr wichtig, die Geburt, die Hochzeit/Ehe und der Tod. Das Leben beschreibt einen Kreislauf, der die fünf Elemente, aus denen ein Mensch entsteht beschreibt und zu denen man mit dem Eintritt des Todes auch wieder zurückkehren. In der Feuerzeremonie wird gegenüber dem „Feuer“, welches durch den Rauch und die Verbundenheit mit der Erde durch den Tonkrug, auf dem das Feuer brennt, die oberste Gottheit repräsentiert. Vor dieser Gottheit geben sich das Ehepaar, das Ehepaar den beiden Elternteilen und umgekehrt Versprechen für die bevorstehende Ehe. Bei dieser Zeremonie muss das Brautpaar 7 Mal um das Feuer laufen. Zuerst läuft die Braut mit dem Bräutigam im Schlepptau dreimal um das Feuer, wobei bei jeder Runde etwas in das Feuer geworfen wird. Dann wird die Zeremonie fortgesetzt und nach einer ganzen Weile läuft der Bräutigam mit der Braut im Schlepptau dreimal um das Feuer und wieder wird etwas bei jeder Runde ins Feuer geworfen. Danach wird die Zeremonie weiter fortgesetzt, während dieser auch immer wieder Steine, Erde, Wasser oder ähnliches ins Feuer geschüttet bzw. geworfen wird.
Die Unterhaltung mit dem jüngsten Bruder der Braut musste ich zeitweise auch unterbrechen, weil dieser genauso wie der etwas ältere Bruder Verpflichtungen hatte und zum Priester und damit zum Brautpaar vortreten musste. Vor der letzten Feuerlaufrunde wurde der Braut eine goldene schön verzierte Stoffkette umgelegt und dem Bräutigam eine Schärpe. Als die letzte Feuerlaufrunde anstand, standen alle Leute auf. Mir gab man wie den anderen auch ein paar Blüten in die Hand, die wir über das Brautpaar warfen, als es an uns vorbei um das Feuer lief. Wieder ging der Bräutigam mit der Braut im Schlepptau voran. Danach verließen der Bräutigam und die Braut das Feuerzelt und gingen zum „Haus“ der Braut, also dem kleinen Raum neben dem Festplatz, der das imaginäre Zuhause der Braut darstellte. Dort wurde ein Teil der Zeremonie durchgeführt, an der ich nicht teilnahm, weil ich nicht wusste, ob ich auch dort Zutritt hatte. Also wartete ich, bis Vivek wiederkam. Wir unterhielten uns ein wenig und er fragte nach meinem Zimmerschlüssel für einen Freund von ihm, damit der auch im gleichen Hotelzimmer wie ich übernachten konnte. Für mich war das kein Problem.
Als die Braut und alle anderen wieder vollzählig anwesend waren, begann der Abschluss der Zeremonie, in der die Braut dem Haus des Bräutigams übergeben wird und damit aus der Brautfamilie auszieht. Dies ist wohl immer ein sehr tragischer Moment in dem viele Tränen fließen. Doch zuerst werden die Füße des Brautpaares gebadet und das Brautpaar wird in der gleichen Form, wie normalerweise die Älteren bzw. Eltern gehuldigt werden, geachtet. Hierbei treten die Eltern und die Geschwister, die noch nicht geheiratet haben und an der Zeremonie vorher teilgenommen haben, vor das Brautpaar. Dem Brautpaar wird gratuliert, die Füße des Brautpaares werden berührt und mit dem Wasser aus der Schüssel unter den Füßen des Brautpaars nass gemacht bzw. werden die Füße gewaschen. Wenn alle Personen damit fertig sind, gehört die Braut dem Bräutigam und sie gehen noch einmal gemeinsam in das „Haus der Braut“. Danach kamen alle wieder heraus und die Mutter der Braut hat fürchterlich geweint und wollte die Braut nicht gehen lassen, aber das musste sie. Nachdem sich alle soweit verabschiedet hatten, stieg Vivek mit seiner Frau in das Auto ein und wurde nach Hause gefahren. Dabei mussten sie mit dem Auto über ein oder zwei Kokosnüsse fahren, die leider nicht kaputt gingen, weil sie so hart waren. Ich gratulierte Vivek noch auf Deutsch und ging danach ins Hotel zurück, wo ich die Türe offen vorfand und der Freund von Vivek bereits im Bett auf der rechten Seite schlief. Ich befreite meine Betthälfte von meinem Kram und legte mich auch schlafen, schließlich war es schon nach 6 Uhr morgens.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Donnerstag, den 18. Februar 2010 – Anstrengende Bahnreise und Viveks Hochzeit in Jabalpur

Leider war es nichts mit dem Schlaf, denn ich wurde nach kurzer Zeit geweckt, weil jemand seinen Platz einforderte. Also nahm ich meine Sachen und zog umher. Nur wohin sollte ich gehen? Ich hatte keine Ahnung. Ich ging weiter, bis ich ans Ende der Schlafklasse kam. Dort setzte ich mich an die Tür und wurde von vielen komisch angeguckt. Einen Zugangestellten, wie in China, wo sie für jeden Wagon eine Person haben, hatte ich in Indien noch nicht gesehen. An der Tür war es kalt und es zog, sodass ich mir meine Jacke anzog und versuchte, etwas zu schlafen. Viel Schlaf bekam ich an der Stelle nicht ab, vor allem, weil ich an manchen Haltestellen wieder aufstehen musste, um die Tür aufzumachen und damit auch für die eintretenden Reisenden Platz zu machen. Morgens war die Tür standardmäßig offen, weil die Inder an der Tür standen oder saßen und nach draußen guckten, während der Wind ihnen frisch entgegen blies. Die erste Hälfte der 15-stündigen Fahrt war rum und einmal kam ein Zugschaffner vorbei. Dieser fragte mich nach meinem Ticket, ich sagte ich hätte ein E-Ticket und suchte danach und als ich es hatte, war dieser auch schon wieder weg. Schade, vielleicht hätte er mir ja helfen können.
Zwischenzeitlich bekam ich einmal die Möglichkeit, mich auf einen kurzzeitig freigewordenen Schlafplatz zu legen, von der ich nach einer Weile auch wieder vertrieben wurde, weil der Platzbesitzer sich dort wieder hinlegen wollte. Den Rest der Fahrt verbrachte ich auf dem Gang, auf dem ich mich nicht sonderlich wohl fühlte, aber viel blieb mir nicht übrig. In Jabalpur angekommen, hatte ich in Erinnerung, dass mich ein paar Freunde oder Bekannte von Vivek abholen wollten. Ich wartete ein wenig und als niemand kam, ging ich zur Plattform 1, wo ich einen Bahnhofsangestellten ansprach, der mich an das Touristenbüro draußen verwies. Auf dem Weg dahin wurde ich von vielen Rikscha-Fahrern angesprochen, die wissen wollten, wo ich denn hinfahren möchte. Im Touristenbüro informierte ich mich, wo ich hin müsste und was der ungefähre Preis für die Fahrt zum gewünschten Hotel Galaxy wäre und so fuhr ich nach etwas Feilschen für 50 Rs mit einer Auto-Rikscha zum Hotel.
Dort angekommen, wurde ich in den 3. Stock geführt, wo ein Teil von Viveks Familie zu Mittag aß. Ich wurde herzlichst empfangen und mir wurde sofort das Mittagessen angeboten. Ich empfand etwas zu Essen als wichtiger als ein Hotelzimmer. Nach einem leckeren Mittagessen und vielen Unterhaltungen mit der Familie, kam Vivek zu mir, obwohl man mir gesagt hatte, dass er sein Haus nicht verlassen dürfte. Er erzählte mir, dass er ein paar Verwandte zum Bahnhof geschickt hatte, um mich abzuholen und ich wäre wohl nicht in meinem Abteil gewesen, wo ich hätte sein müssen. Ich fragte Vivek, wie er das meinte, ich selber wusste ja nicht, wo ich hin musste, weil ich doch nur ein Wartelistenticket hatte. Er meinte, dass mein Ticket bestätigt worden war und ich damit einen Platz in Wagon S5 mit Sitz 56 oder so ähnlich gehabt hätte. Ich war überrascht, wie er das rausbekommen hatte und nachdem ich wusste, wie er das erfahren hatte, schob ich mir die Schuld zu, dass ich nicht wusste, wo ich hin musste. Außerdem hingen am Bahnhof Listen aus, auf denen drauf steht, wo wer seinen Platz im Zug hat, falls das Ticket bestätigt wurde. Diese hatte ich natürlich gesehen, aber den Sinn hinter diesen Listen, wo einige Leute wie wild drauf guckten, hatte ich nicht erkannt. Daher bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, mal dort nach meiner Reservierungsnummer zu gucken.
Ich unterhielt mich noch eine ganze Weile mit Vivek und übergab ihm schon einmal die aus Deutschland mitgebrachte Schokolade. Danach gingen wir gut gesättigt zum Hotel gegenüber, wo mir ein Hotelzimmer gegeben wurde, in dem ich mich vorerst etwas ausruhen konnte, wenn ich wollte. Der Hauptteil der Hochzeitszeremonie beginne wohl erst um 19 Uhr. Ich hatte ca. 2 Stunden Zeit mich fertig zu machen und noch etwas auszuruhen. Ich nutzte die Zeit, um mich zu duschen und das Bilderbuch zu vervollständigen. Dazu nutzte ich die Buntstifte, die ich aus einem Kinderset aus dem Flugzeug mitgenommen hatte, weil die Kinder diese nicht wollten. Am Ende nutzte ich die noch verbleibende halbe Stunde, um mich etwas auszuruhen. Gegen 19 Uhr stand ich in meinem maßgeschneiderten grauen Anzug aus China und gestylten Haaren am gegenüberliegenden Hotel Galaxy. Leider hatte ich es nicht mehr geschafft, meine Haare schneiden zu lassen.
Dort wartete ich ca. 10-20 Minuten bis die ersten Leute eintrafen. Ich bekam etwas zu trinken, machte einige Fotos mit Vivek und bekam einen Turban gebunden. Das war richtig spannend und ich sah unheimlich schick aus. Damit hatte sich das Problem mit meinen zu langen Haaren auch direkt erledigt. Als das weiße Pferd draußen angekommen war und alle anderen Familienangehörigen soweit eingetroffen waren, konnte es losgehen. Wir zogen vom Hotelzimmer des Bräutigam zum Ort der Braut. In der Tradition der Inder ist es so, dass der Bräutigam von seinem Haus zum Haus der Braut auf einem Pferd reitet. Die Hochzeitszeremonie geht über mehrere Tage, in denen die Vorbereitung der Hochzeit stattfindet. Sowohl die Eltern des Bräutigams als auch der Braut beten für ihre Kinder und führen Zeremonien zu Hause durch. In diesen Tagen dürfen weder die Braut noch der Bräutigam ihr Zuhause verlassen. Der letzte Tag, hier der dritte Tag, ist der wichtigste Tag an dem die eigentliche Vermählung stattfindet, zu der ich eingeladen wurde. Vivek nahm auf dem weißen Pferd Platz und bildete den Schluss des Hochzeitszuges. Vor Vivek liefen alle Familienangehörigen her und vor diesen wiederum lief eine kleine Kapelle. Diese spielte Musik, zu der getanzt wurde, welche über die großen Lautsprecher am Wagen, der vor dem Zug fuhr, wiedergegeben wurde. Den Zug umgab eine Lichterkette, die von Frauen auf den Köpfen getragen wurde. Diese Lichterkette wurde mit Strom vom Wagen gespeist und ging einmal um die Hochzeitsgesellschaft hinter dem weißen Pferd herum und wieder bis vorne zum Beginn der Kapelle. Für ca. 500 Meter Fußweg brauchten wir ganze 2,5 Stunden, weil wir immer wieder stehen blieben und viel Tanzten. Ich kam nicht ums Tanzen herum, sodass ich mittanzte und sichtlich Spaß daran hatte. Zwischendurch wurden kleine Geldschein von 10 Rs um die Köpfe von tanzenden Personen gekreist und an eine Person in der Kapelle weitergegeben. Damit, wie ich später erfuhr, wird symbolisch gezeigt, dass man kein Geld an dem Tag der Hochzeit scheut, um es allen gut gehen zu lassen. Zudem liegen viel Blicke auf der tanzenden Person und mit dem Geld sollen alle bösen Blicke und Wünsche, also generell das böse Karma, von dieser Person genommen werden und mit dem Geld an eine Person geben werden, die dieses böse Karma auf sich nimmt. Zwischendurch kamen auch schaulustige hinzu und stahlen sich wohl ein wenig Geld. Diese wurden daraufhin außerhalb zur Rechenschaft gezogen, quasi verprügelt, wenn ich dieses auf Einschlagen auf eine Person richtig gedeutet hatte. Ich war wieder erstaunt und geschockt, weil es doch anders ist, als ich es so als friedliebender Mensch kenne.
Außerdem müsst ihr euch noch vorstellen, dass ca. 100 Meter vor Viveks Hochzeitumzug auch noch ein Bräutigam zum Festzelt seiner Braut ritt und dass das Ganze auf einer engen befahrenen Straße stattfand, sodass der Verkehr sehr stark behindert wurde. Aber dies schien niemanden so richtig zu stören. In der heutigen Zeit ist es nicht mehr möglich, eine große Feier in dem Haus der Braut zu feiern, daher wird in der Regel ein Festplatz gemietet, der alle Gäste beherbergen kann. An oder auf diesem Festplatz gibt es einen Raum, der der Braut gehört und das imaginäre Haus der Braut darstellt. Das Hotel, von dem wir losgezogen sind, stellte das imaginäre Haus des Bräutigams dar, damit die Entfernung zum „Brauthaus“ nicht zu groß wird. Für den Hochzeitsweg, der immer mit viel Tanzen zurückgelegt wurde, wusste ich nicht, dass man diesen generell langsam mit viel Tanz und Spaß zurücklegt, schließlich war das alles sehr neu für mich. Am Festplatz angekommen, wurden wir von einem Bruder der Braut im Namen ihrer Familie empfangen und wir erhielten ein kleines Geschenk in Form von einem kleinen Handtuch, einem kleinen Briefumschlag mit 100 Rs darin und einem Begrüßungspunkt auf der Stirn.
Innen ging ich an einem Zelt für die spätere Feuerzeremonie vorbei auf einen riesigen Platz zu. Der Platz war geschätzte 100x100 Meter groß. An der rechten Seite befand sich eine Bühne mit einer Kulisse, auf der 2 große Stühle und ein paar kleine Stühle standen. Vor der Kulisse standen viele Stühle für die Gäste, um der Trauung gemütlich zuschauen zu können. Am linken und hinteren Rand, genauso wie auf einem kleinen Stück am hinteren rechten Rand und in der Mitte hinter den ganzen Stuhlreihen, war ein riesiges Buffet aufgebaut. Es war unglaublich, was es dort alles zu essen gab und alles war vegetarisch. Ich genehmigte mir nur eine Kleinigkeit, weil ich später mit der Familie und vor allem mit dem Brautpaar zusammen essen wollte.
Zuerst stand aber die Vermählung an, der ich direkt auf der Bühne beiwohnte, weil man mich dort hinbestellte. Hierbei sang ein kleiner Chor und im Anschluss fing Vivek seine Braut mit einer Blumenkette ein, worauf die Braut im Anschluss das gleiche mit Vivek tat. Danach wurden viele, sehr viele Fotos gemacht. Vivek und seine Braut standen mindestens eine Stunde und länger da, um Fotos mit allen Freunden und Verwandten machen zu lassen und sich Geschenke überreichen zu lassen. So hatte ich auch endlich die Möglichkeit mein Bilderbuch-Geschenk zu übergeben, denn während dem Tanzen auf dem Weg zur Festwiese war es zeitweise lästig. Währenddessen aßen und tranken alle Leute, die nicht mit auf der Bühne standen, weiter und die Auswahl war immer noch überwältigend. Hier möchte ich auch noch erwähnen, dass Vivek und seine Braut sehr prächtig gekleidet waren. Sie trug eine wunderschöne Sari (Gewand der Inderinnen), einen sehr großen Nasenring mit einer schönen Kette daran, die zu ihrer Sari ging und sie war sehr schön an den Armen bemalt/verziert. Vivek war wie ein Maharadscha gekleidet und auch er wies Körperverzierungen auf, die wohl erst nach einer langen Zeit und vielem Waschen verschwinden.
Gegen 23.30 Uhr, kurz nachdem ich mir eine Kleinigkeit genehmigt hatte, nahm das Brautpaar mit vielen weiteren wichtigen Personen aus der Familie am Essenstisch Platz, wo das traditionelle gemeinsame Essen stattfand. Ich nahm auf Wunsch von Vivek direkt neben diesem Platz und war somit eine wichtige Person auf der Hochzeitsfeier, wie ich durch den Umgang mit mir bemerkte. Ich aß als längster, schließlich wollte ich von allem etwas probieren und ich musste Bescheid sagen, wenn mir etwas sehr gut schmeckte, damit ich davon noch mehr bekam. Ich sollte bloß nicht bescheiden sein. Ich genoss das Essen und merkte zudem, dass es mittlerweile sehr kalt geworden war. Gegen Mitternacht verließ Vivek das Hochzeitsgelände, um sich für die abschließende Feuerzeremonie umzuziehen und er wollte in ca. einer halben Stunde wieder da sein. Ich war so voll gegessen, dass ich mich zuerst ins Feuerzelt begab. Doch von dort entschloss ich einen Spaziergang zum Hotelzimmer zu machen, um dem Magen ein wenig Entspannung zu gönnen.