Die Nacht im Bus war kurz und trotzdem hatte ich einigermaßen gut geschlafen. Wir kamen zwischen 6 und 7 Uhr am Busbahnhof in Jodhpur an. Als ich aus dem Bus ausstieg, war der Busschaffner bereits weg. Da ich noch Wechselgeld von ihm bekam, weil ich es vorher nicht passend hatte, suchte ich ihn. Ein Mann, den ich fragte, führte mich zum Schaffnerbüro, wo ich anschließend mein Wechselgeld bekam. Es war nicht viel, aber mittlerweile zählte für mich jeder Rupie. Danach versuchte ich mich zunächst anhand der kleinen Visitenkarte, die Annie mir von einem guten und bekannten Hotel in Jodhpur gegeben hatte, zu orientieren. Ich lief über die Bahngleise und bahnte mir irgendwie den Weg Richtung des Hotels, war aber letztendlich total falsch, weil ich in Richtung Flughafen unterwegs war. Nachdem ich einige Leute gefragt hatte und mich des Weges vergewissert hatte, lief ich den Weg wieder zurück. Ich ging durch eine Unterführung der Hauptstraße durch und kam irgendwie auf den richtigen Weg zum Hotel, welches direkt neben einer großen Sportanlage lag. Da im Hotel noch niemand wach anzutreffen war und ich keine Lust hatte im Innenhof oder vor der Tür bei den ganzen Mücken zu warten, guckte ich mir den Sportplatz an, wo bereits reges Treiben herrschte. Ich setzte mich auf einem Basketballplatz auf eine Bank und versuchte etwas zu dösen, bis mich letztendlich eine Person von der Bank und dem Sportplatz bat. Schließlich war ich kein Mitglied des Sportplatzes bzw. besaß ich keine Berechtigung hier zu sein. Dennoch hatte ich glücklicherweise ein paar ruhige Minuten auf der Bank gefunden.
Wieder zurück im Hotel fand ich nun die ersten wachen Personen vor. Es war ein Pärchen aus Österreich. Ich unterhielt mich eine ganze Weile mit der Frau, bis der erste Gasthausverwalter wach war, welcher nicht Govind hier, den Annie mir empfohlen hatte. So wie ich verstand ist dieser nur selten im Hotel anzutreffen. Das Durag Niwas Guest House machte einen schönen und sauberen Eindruck auf mich, hatte einen schönen Innenhof und recht viele Zimmer. Leider war hier kein Zimmer unter 300 Rs pro Nacht zu bekommen, sodass ich es als zu teuer für mich einstufte. Trotzdem gestattete mir der gerade anwesende Hausverwalter, meinen Rucksack hier ohne irgendwelche Zusatzkosten im Hotel zwischen zu lagern, während ich den heutigen Tag Jodhpur erkunde. Ich gönnte mir eine warme Milch mit Honig und unterhielt mich weiter mit der Frau, die einen Laptop hatte. Diesen durfte ich für ein paar kleine Internetsachen nutzen. So kontrollierte ich meine E-Mails und schrieb erneut der Botschaft, ob mein Pass mittlerweile angekommen wäre und wenn ja, dass er nun nach Mumbai ins Generalkonsulat geschickt werden soll, da ich bereits weitergereist war. Anschließend bekam ich vom Hausverwalter noch eine übersichtliche Karte von Jodhpur und machte mich dann auf den Weg zum sehr bekannten Meherangarh Fort. Schließlich wollte ich den Tag in Jodhpur so gut wie möglich nutzen und bereits am Abend weiterreisen.
Vom Duras Niwag Guest House überquerte ich über eine Brücke die Zugstrecke zur High Court Road und lief dann nach Westen. An der großen Kreuzung mit der Na Sarak Straße lief ich diese Richtung Clock Tower (Uhrturm) und Sardar Market entlang und passierte damit die alte Stadtmauer, von der ich nicht viel sah. Ich hielt bei den auf dem Weg liegenden Geschäften nach einem Laden mit Postkarten und einem Snackimbiss Ausschau. Mit Letzterem hatte ich auf der Hälfte der Strecke zum Clock Tower Erfolg und gönnte mir einen kleinen morgendlichen Frühstückssnack. Vor dem Sardar Market wurde irgendetwas für eine Festlichkeit aufgebaut, was ich mir jedoch nicht näher anguckte. Ich ging lieber weiter durch den Torbogen auf den Sardar Market,
wo der Clock Tower stand.
An diesem ging ich in nördlicher Richtung vorbei und am anderen Ende des Sardar Markets gönnte ich mir, weil hier noch andere Ausländer frühstückten, ein schönes morgendliches Frühstück. So erfuhr ich unter anderem von einem sehr guten und sehr bekannten Lassi-Geschäft hier in Jodhpur. Lassi ist ein Joghurtgetränk, das in Indien sehr beliebt ist. Nach dem Frühstück ging ich weiter zum Meherangarh Fort, für das ich mir eine Eintrittskarte kaufte.
Zusätzlich zur Eintrittskarte erhielt ich einen Audio-Guide durch das Fort, welcher für mich auf Deutsch eingestellt wurde. Eine Umstellung auf eine andere Sprache wäre zwar nachträglich möglich, aber angeblich sei die Umstellung der Sprache für Laien doch etwas zu schwierig.
Ich guckte mir das Fort von innen so gut ich konnte mit viel Ruhe an und spielte auch an dem Audio-Guide herum. Letztendlich stellte ich die Sprache auf Englisch um und verglich die Ansagen mit der deutschen Übersetzung, welche sehr gut geglückt war. Ich kam an den imposanten Mauern vorbei, bekam einen Ausblick auf einen Stadtteil mit blauen Häusern und sah noch viele andere imposante Dinge des Forts.
Im Fort selbst gab es auch einen Tempel, den man nur barfuß erreichen konnte, was bei den heißen Steinen recht anstrengend war.
Der Tempel war nur für Gläubige von besonderem Interesse. Am Eingang zum Tempel unterhielt ich mich mit ein paar Jungs, die Spenden wie Kokosnüsse, Zucker u. ä. annahmen. Hier gab mir einer ein Stück Kokosnuss und etwas Zucker, was sehr lecker schmeckte. Bisher hatte ich noch keine Kokosnuss frisch gegessen. Oben guckte ich mir auf der Mauer die verschiedenen Kanonen an, die aus aller Welt und vielen Zeitepochen importiert dort standen, machte so gut es ging Fotos vom recht weit entfernten Palast Umaid Bhavan Palace, in dem der Maharadscha wohnt und ging zum Ausgang des Forts. Am Eingang befand sich noch ein Turm, den ich von einer Stelle des Forts zwar gesehen hatte, wo mir jedoch der Zugang von oben nicht ersichtlich war. Als ich nochmal am Eingang vorbeikam, durfte ich mir nach netter Anfrage diesen Turm angucken, indem ich den Aufzug nahm, den ich zu Beginn wegen der Treppen und der auf dem Weg liegenden Streckenpunkte vernachlässigt hatte.
Hier sind ein paar Fotos für den Eindruck des Meherangarh Forts:
Der Clock Tower vom Meherangarh Fort aus fotografiert:
Vom Meherangarh Fort bis zum Jaswant Thada lief man ein Stückchen. Das Jaswant Thada war aus weißem Stein oder Marmor gebaut und ist ein an einem Teich gelegenes Mausoleum. Eine Deutsche, die alleine unterwegs zu sein schien, meinte, dass man vom Jaswant Thada sehr schöne Fotos machen könne, vor allem wenn man runter zum Teich ginge.
Das Meherangarh Fort vom Jaswant Thada aus fotografiert:
Von dort lief ich dann zu einem noch erhaltenen Teil der alten Stadtmauer, den ich schon von der Fortmauer gesehen hatte. Der Weg dahin war gar nicht so einfach, weil es schwierig war sich aus der Stadt heraus zwischen den Gebäuden zu orientieren und die Informationen der Leute waren auch nicht sonderlich präzise. An einem Laden kaufte ich mir, weil ich Hunger hatte und die angebotenen Snacks günstig waren, einen Snack. Vom Laden aus suchte ich weiter nach einem Weg zum Mauerrest, weil ich hoffte von dort schöne Fotos vom Fort machen zu können. Die Aussicht von dort müsste ja frei sein, wenn ich dort hoch klettere. In dem Wirrwarr der Gassen guckten mich die lokalen Anwohner komisch an und ich bemerkte recht spät, dass ich in einer eher Slum-artigen Gegend umherlief. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen wollten, dass ich zu ihnen komme, doch darauf ließ ich mich nicht ein, denn ich wusste nicht, was diese in einer Gruppe alles vorhatten. Endlich an der Mauer angekommen fand ich zunächst keinen Weg nach oben. Also wollte ich an einer Stelle nach oben klettern, was mir aufgrund eines angeblichen Privatgrundstücks verwehrt wurde. An einer anderen Stelle wollte jemand Geld von mir haben, damit ich auf die Mauer konnte, was ich nicht bereit war zu bezahlen. Also suchte ich nach einem anderen Weg. Zwischenzeitlich warfen Kinder sogar Steine nach mir und als ich mich umdrehte, sah ich ein Kind weitere Steine nach mir schmeißen. Daraufhin nahm ich mir den letzten geworfenen Stein und deutete an, diesen nach dem Kind zu schmeißen, welches anschließend aufhörte und verschwand. Von da an lief ich mit einem Stein in der Hand durch die Gegend, um für solche Situationen gewappnet zu sein.
Am anderen Ende des Mauerstücks fand ich endlich eine Möglichkeit auf die Mauer zu klettern, auch wenn das nicht ganz so einfach war. Jedenfalls war es hier sehr ruhig, weil mich niemand störte bzw. ich überhaupt keine Person in der Nähe sah. So kletterte ich in Ruhe die Mauer nach oben und machte Fotos vom Fort
und vom Palast des Maharadschas.
Danach ging ich zurück zum Sardar Market, um mir am Lassi Cafe einen Lassi zu trinken. Wenn man schon einmal hier ist und ein Laden für seine Lassis bekannt ist, dann muss man so etwas schließlich auch probieren. Im Laden gönnte ich mir gleich zwei Lassis, weil der erste schon so lecker geschmeckt hatte und irgendwie verdunstet war, obwohl ich mich bemüht hatte, diesen langsam zu genießen. Dort lernte ich Anna und Simone aus Deutschland und Sam aus England kennen, mit denen ich anschließend noch etwas durch Jodhpur zog. Ich suchte noch immer Postkarten, fand jedoch keine. Dafür kaufte ich mir wiederum einen kleinen Snack und teilte den mit Simone und Anna, weil noch keine von beiden diese kleinen fast ausschließlich aus Zucker bestehenden Bällchen probiert hat. Vom Basars gingen wir in Richtung Zugbahnhof, weil dort angeblich ein Geschäft mit Postkarten sein sollte. Es war nur eine Post, die bereits geschlossen hatte und auch keine Postkarten im Verkauf gehabt hätte. Am Zugbahnhof und Umgebung fand ich leider kein Geschäft mit Postkarten. Dabei wollte ich doch nur noch eine Postkarte vom Meherangarh Fort für meine Familie haben.
Zurück an der Kreuzung Na Sarak Ecke High Court Road trennten sich unsere Wege, da die Mädels zu ihrer Unterkunft in Richtung der blauen Häuser nördlich des Forts liegend mussten. Angeblich hätte ich auf dem Sardar Market in der Nähe des Clock Towers Postkartengeschäfte gefunden, aber die hatten sicherlich auch schon geschlossen und große Lust dort hinzulaufen hatte ich nicht mehr. Also lief ich die High Court Road zurück zum Durag Niwas Guest House und fand auf dem Weg eine geschlossene Touristeninformation. Im Gasthaus war das österreichische Paar noch da und so unterhielt ich mich noch etwas mit diesem und einem Paar aus England, welches auch heute Abend abreist. Ich kaufte mir noch etwas zu trinken im Gasthaus, während die Engländer wiederholt sagten, wie günstig doch alles wäre und auf ein paar (Hundert) Rupie mehr oder weniger kam es da wohl nicht an. Als es Zeit für die Abreise war, bezahlte ich meine Rechnung und ging mit meinem Rucksack zum Busbahnhof. Dort wartete ich eine ganze Weile, bis der nächste Bus über Ranakpur nach Udaipur fuhr. Meine Ankunftszeit in Ranakpur lag in den frühen Morgenstunden zwischen 3 und 4 Uhr. Im Bus bezahlte ich das Ticket nach Ranakpur und nahm einen Platz. In der Hoffnung vom Schaffner bei Ankunft in Ranakpur geweckt zu werden, weil ich nicht die ganze Zeit wach bleiben wollte, schlief ein.
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