Montag, 22. März 2010

Montag, den 22. März 2010 – Pushkar Tag 3, Annie (Mom), Kamelmesse

Die Nacht war im Gegensatz zum Tag sehr kühl. Ich war einerseits sehr überrascht über diesen starken Temperaturunterschied und andererseits sehr froh über die dicke Decke, die jetzt nicht mehr zu dünn war. Dharmu schlief noch, als ich wach wurde und so drehte ich mich noch einmal rum. Nach einiger Zeit waren die anderen, während Dharmu sich noch Zeit ließ, schon auf den Beinen und so stand ich auch auf.


Weil ich nichts zu tun hatte, sammelte ich in der nahen Umgebung auf dem angrenzenden Grundstück Holz. Früh morgens bekam ich zunächst einen Chai-Tee und anschließend wurden auf dem Feuer Chapati zubereitet, die ich als einziger aß.
Als ich nicht mehr wollte, weil es mir komisch vorkam, dass ich als einziger aß, wurden Paratha zubereitet, die dann für alle waren. Die Paratha waren sehr lecker und sahen anders aus, als die sonstigen, weil sie eine dreieckige Form hatten. Während dem Essen fuhren am Morgen 2 Jungs auf ihren Mopeds vorbei und einer von beiden nahm die Kurve auf dem Sand zu steil und machte sich lang. Wir liefen hin, um zu helfen. Glücklicherweise hatte er sich nichts getan. Das Moped hatte ein paar Schrammen mehr, was nicht so gut war, denn es war nur geliehen, aber das ist nur Kosmetik. Balu meinte anschließend zu mir, dass es sich auf Sand anders fährt als auf einer Straße und das muss man eben können.
Dharmu und ich:
Nach dem Essen duschte Dharmu sich und Balu wusch sich seine dicke Haarpracht. Es gab keine richtige Dusche sondern nur die Eimermethode. Das erste Wasser aus dem Wasserspeicher war kühl, während das noch im Eimer befindliche Wasser sich durch die Sonne bereits aufgewärmt hatte.
Auf dem Hof spielende Kinder und der kleine Hund:

Rahgu musste noch Henna in Pushkar einkaufen und ich wollte meinen Rucksack bei Cheeku abholen, also fuhren wir mit dem Moped nach Pushkar zum Laden von Cheeku, der noch nicht da war, auch nach einigen Minuten Warten gab es von Cheeku noch keine Spur. Der Nachbarladen meinte, Cheeku würde erst später kommen, also fuhren wir wieder zurück. Rahgu kaufte am Markt Tomaten und anderes Gemüse und an einem speziellen Laden kaufte Rahgu Henna zum Färben der Pferdefüße. Als wir zurückfuhren, kamen wir dieses Mal von der anderen Seite zurück und mussten dabei über Sand fahren und es fuhr sich wirklich anders auf Sand. Teilweise dachte ich, dass wir wegrutschen würden, aber Rahgu war ein sehr sicherer und guter Fahrer. Zu Hause bereitete Balu das gekaufte Henna vor, doch die gewünschte rote Farbe kam nicht heraus. Das Henna war grün und das ging zum Färben der Pferdebeine für eine Hochzeit mal gar nicht. Gegen 10 Uhr kam Annie mit ihrem Fahrer in dessen Auto. Sie bekam etwas zu essen und so aß ich nochmal eine Kleinigkeit mit.
Raghu und Dharmu:
Balus Frau hatte sich sehr schick zurechtgemacht, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist und wurde daraufhin von Annie und mir fotografiert:

Am Morgen hatte Balu sich bereits um das Pferd gekümmert, und sowohl das Kamel als auch das Pferd hatten zu fressen bekommen. Bevor wir fuhren wollte Rahgu noch ein paar Sachen wie Mehl und Öl einkaufen. Das Kamel nahm er mit zum kleinen Shop, da dort direkt daneben eine Wasserstelle war. Ich hatte auch einen der großen Eimer mit Henkel mitgenommen, um etwas Wasser für die Familie zu holen. Entweder pumpte ich oder nutzte das Wasser aus dem Wassertank, an dessen Wasserhahn sehr viele Stechfliegen waren. Rahgu meinte, dass es mit dem Wasser aus dem Wassertank einfacher wäre und half mir den Wasserhahn aufzudrehen. Dann kaufte er Mehl und Öl und als der Eimer voll Wasser war und das Kamel genug getrunken hatte, gingen wir zurück. Der Eimer und der Mehlsack waren recht schwer und ich war froh, als ich wieder am Haus war. Der Weg war nämlich weiter, als ich gedacht hatte. Annie drängelte ein wenig, weil sie eigentlich schon längst losgefahren sein wollte. Nachdem das Kamel wieder festgemacht war und alles andere verstaut war, tranken wir abschließend noch einen Chai-Tee und die Fahrt nach Borundi konnte losgehen.
In Borundi sollten neben Dharmu, Balus Frau und dem Kind eine weitere Frau und noch 3 Kinder zum Besuch der Eltern mütterlicherseits nach Jodhpur fahren. So konnte einiges an Geld gespart werden, da schonmal 90 Kilometer bis nach Jodhpur per Auto zurückgelegt wurden. Ich saß vorne neben dem Fahrer, während die anderen alle hinter mir oder im Teil des Kofferraums saßen.
In Borundi hielten wir direkt gegenüber vom Busbahnhof. Ich füllte meine im Auto leer gewordene Flasche am Busbahnhof wieder auf, war mir aber nicht bewusst, dass es hier in Borundi kein normales Wasser sondern nur leicht bis stark salziges Wasser gab. Das erfuhr ich von Rahgu, nachdem ich Rahgu etwas von dem Wasser abgegeben hatte und er nur noch meinte, dass es salzig schmeckt. Bisher hatte ich es nicht probiert, also probierte ich das Wasser und gab Rahgu Recht. So Wasser kann man nur schlecht trinken, doch ich tat es, um Geld zu sparen. Annie und Rahgu kauften an einem Laden frische, gekühlte Wasserflaschen. Nachdem ein Großteil der Familie (drei Erwachsene und vier Kinder) mit dem Bus weg war, wurden wir zum großen Platz in Borundi gefahren, um dort über die Kamelmesse zu gehen. Es war ein sehr windiger Tag, sodass der Sand mit dem Wind schön durch die Gegend gewirbelt wurde. So ungefähr nur noch schlimmer stellte ich mir einen Sandsturm vor. Der Sandsturm damals in Peking war echt harmlos dagegen. Wir fuhren an den vielen Zelten und Ständen, die Waren aller Art anboten, vorbei. So etwas hatte ich bereits in Khajuraho gesehen nur mit weniger Wind und viel weniger Sand in der Luft. Ab der Hälfte des Geländes gab es keine Verkaufszelte mehr sondern dort standen ausschließlich Kamele zum Verkauf, die wir uns anguckten.
Rahgu und Balu hatten wirklich Ahnung von Kamelen, fanden aber keins, das ihnen zusagte bzw. wenn es ihnen gefiel, war es für sie zu teuer. Auf dem Platz fanden zusätzlich Wettbewerbe statt, wobei ich den Kamelreitwettbewerb entweder verpasst hatte oder er hier nicht stattfand. Von Annie hatte ich erfahren, dass Dharmu letztes Jahr in Pushkar den Kamelreitwettbewerb gewonnen hatte. Jedenfalls standen hübsch geschmückte Kamele vor Ort, unter denen die drei Besten einen Preis gewannen und ein Mann führte mit seinem Kamel ein paar Kunststückchen vor, wofür er Applaus erntete.
(Vorne im Bild rechts ist Annie zu sehen)
An anderer Stelle sahen wir, wie eine kleine, weiße wirklich hübsche Stute durch einen schwarzen, großen und kräftigen Hengst befruchtet wurde. Damit die Stute nicht unter dem Gewicht zusammenbricht, wurde ihr die Füße zusammengebunden. Der Besitzer des Hengstes bekommt dafür zwischen 2000 und 3000 Rs, falls die Befruchtung Erfolg hatte. Anschließend fuhren wir zu einem gut besuchten Zelt, wo wir uns Chai-Tee gönnten. Hier hatte der Wirt extra große Tonnen mit trinkbarem, nicht salzigem Wasser. Hier konnte ich meine Wasserflasche mit normalem Wasser auffüllen. Annie kaufte in der Zwischenzeit in der Nähe ein paar mit Glocken besetzte Schellen, die eigentlich zur Schmückung für Pferde verwendet werden. Sie wollte diese ein wenig umgestalten und für Hochzeiten, die sie in nächster Zeit vorbereitet, verwenden.
Am Ende des großen Messeplatzes gab es noch eine Verkaufsfläche mit Pferden, über die wir gingen, Da ich nicht viel Interesse an den schönen Tieren hatte und ich auch erschöpft war, war mein Besuch bei den Pferden nur kurz. Danach setzte ich mich zurück ins Auto, wo ich vor dem sandigen Wind geschützt war. Dem Wind waren auch diverse Überdachungen bei den Pferden ausgesetzt und einmal rissen einige der Verankerungen aus dem Boden, die dem Winddruck nicht mehr standhalten konnten. Damit kippte das Dach einfach über den Pferden zusammen, die dadurch natürlich sehr erschreckt wurden. Es dauerte etwas, bis die Überdachung wieder stand und die Pferde beruhig waren. Annie und ich guckten uns alles aus dem Auto heraus an und sie erzählte mir, dass die Pferde mit den Ohrspitzen zueinander gerichtet besonders gute und teure Pferde seien. Balus Pferd war auch eins davon. Als Rahgu und Balu mit der Besichtigung fertig waren, fuhren wir wieder nach Pushkar zurück.
Rahgu und Balu wurden zu Hause abgesetzt und ich fuhr mit Annie weiter nach Pushkar. Annie wurde vor ihrem Hotel abgesetzt und sagte mir, dass ich nichts für die Fahrt bezahlen müsse, obwohl die Fahrt immerhin 1000 Rs kostete! Ich wurde noch ein kurzes Stück weiter mitgenommen und lief dann den ganzen Rest bis zum Laden von Cheeku, der geschlossen war, aber der Nachbarladen meinte, dass er nachher noch einmal kommen würde. So wartete ich und als Cheeku kam, gab ich ihm seine private Visitenkarte im Austausch gegen meinen Rucksack und eine neue Visitenkarte. Zusätzlich bekam er noch das Geld für die Kameltour von mir und dann machte ich mich mit dem Rucksack auf den Weg zurück zu Annies Hotel, wo Balu den gestern begonnen Film zu Ende guckte.
Gebäude in Pushkar:
Gestern hatten wir zwar mit dem Filmgucken angefangen, aber aufgrund von der ziemlich schnell entleerten Batterie konnten wir den Film nicht zu Ende gucken, obwohl Rahgu immer wieder vorgespult hatte. Das Haus von Rahgu, Balu und Dharmu hat nämlich keinen Strom, was es aus meiner Sicht wiederum sehr gemütlich macht. So ist man auf das natürliche Licht des Tages angewiesen. Bei Annie duschte ich mich und stellte leider wieder fest, dass es meinem Magen schlechter geht. Anschließend musste ich eine ganze Weile warten, bis ich von Balu nach Hause gefahren wurde, sodass ich in der Zwischenzeit mich mit dem Sohn des Hotelbesitzers unterhielt. Die Familie war zwar finanziell reicher, hatte aber vor einiger Zeit einen sehr großen Verlust hinnehmen müssen, weil ihre Tochter verschwunden ist und bisher nicht mehr aufgetaucht ist. Es besteht die Vermutung, dass sie entführt wurde, genaueres ist aber nicht bekannt. Balu guckte lebhaft den Film zu Ende und um das ein wenig zu beschleunigen, weil Annie ihn drängte, spulte er immer wieder vor. Als der Film zu Ende war, konnten wir endlich fahren.
Annie erinnerte Balu daran, noch einmal zu tanken, weil wohl nicht mehr viel Benzin im Tank sei. Er sollte nämlich nicht wie beim letzten Mal wieder aufgrund eines leeren Tanks unterwegs schieben müssen. Wir fuhren los und kauften am Ende von Pushkar noch neues rotes Henna. Ich nahm mir eine der heruntergefallenen Chilis mit, weil meine Chili-Samen aus Manali im schwarzen gestohlen Rucksack waren. Danach fuhren wir nach Hause und unterwegs, obwohl ich Balu vorher auch nochmal gefragt hatte, ob er nicht noch tanken wolle, ging uns der Sprit aus. So schob er das Motorrad und ich lief mit dem Rucksack im Dunkeln zurück. Straßenlampen gab es hier keine. Zurück am Haus gab es Abendessen und ich unterhielt mich noch etwas mit Rahgu, der anschließend für eine Feier zum Nachbarn ging. Balu bereite das Hänna vor, um es anschließend auf die Füße des Pferdes aufzutragen. Meine Taschenlampe, die deutlich besser als die von Balu war, fand ihren großen Einsatz in dieser Nacht. Ich war nach diesem sehr langen und erlebnisreichen Tag froh, endlich im Bett zu liegen und zu schlafen.

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