Nach knapp 6 Stunden Schlaf wurde ich morgens gegen 7 Uhr durch lautes Telefonieren geweckt. Ein Inder lag bequem in seinem Bett und machte keinerlei Anstalten sich zum Telefonieren aus dem Zimmer bzw. dem Bett zu bequemen. Sein Gespräch dauerte gute 20 Minuten und war einfach nur nervend. Mir wurde das zu viel, sodass ich aufstand, meine Sachen soweit zusammenpackte und runter zum Frühstück ging. Es war ein kleines Frühstück mit zwei Scheiben Toast, die man sich toasten konnte, etwas Obst und Marmelade mit Butter dazu. Ich war nicht satt davon, freute mich aber über das heiße Wasser zum Frühstück, was meinem Magen sicherlich gut tat. An meinem Tisch saß noch ein Mann aus Israel mit seinem Laptop, der hin und wieder Internet hatte. Ich fragte, ob ich das Internet auch mal nutzen könne und so bekam ich nach dem Frühstück Zugriff auf meine E-Mails. Vivek, dem ich noch in Haridwar von meinem Unglück geschrieben hatte, hatte mir bei meinem Google-Konto zurückgeschrieben, mit der überraschenden Nachricht, dass mein Reisepass gefunden worden war. Woher er diese Information hatte, habe ich nie erfahren, aber er wusste, dass jemand meinen Pass in einem Zug gefunden hatte und dieser seinen Verwandten informiert hatte, an dessen Telefonnummer wiederum irgendwie Vivek gekommen war. Ich versuchte daraufhin mit dem Telefon vom Israeli diesen Mann anzurufen, doch ein Gespräch kam nur kurz zustande und brach dann ab. Mit dem Namen und der Telefonnummer von Rajinder (besaß meinen Reisepass) und den Kontaktdaten von Bibhaw, Bipul, Devesh und Vivek schnappte ich mir meine Sachen, checkte in der Jugendherberge aus und begab mich direkt wieder zur Deutschen Botschaft.
Dort war man über mein erneutes Eintreffen (3. Tag in Folge) sehr überrascht. Obwohl auf der Bank vor dem Botschaftsschalter einige Leute saßen, wurde ich direkt von der Inderin reingebeten und gefragt, ob ich nicht gestern bereits alles bekommen hätte, was ich brauchte und weswegen ich dann heute da wäre. Daraufhin erzählte ich ihr von meinem wiedergefundenen Reisepass und sagte ihr, dass es wohl das Beste wäre, wenn der Reisepass zur Deutschen Botschaft geschickt werden würde und die Deutsche Botschaft sich darum kümmern würde. Also gab ich ihr die entsprechenden Ansprechpartnerinformationen, die ich mir vorher sorgfältig auf einem Zettel notiert hatte und bat sie den Herrn Rajinder zu kontaktieren. Sie sollte ihm die Adresse der Deutschen Botschaft mitteilen, damit Herr Rajingder den Reisepass an die Deutsche Botschaft schickt, doch das schien zu viel verlangt. Sie sagte, sie könne das nicht machen und ob es nicht möglich wäre, dass ich den Herrn Rajinder anrufe, um ihm mitzuteilen, dass er die Deutsche Botschaft anrufen solle, damit diese ihm dann das weitere Vorgehen erklären könne. Ich war verwirrt. Warum ging das jetzt nicht?
Ich war in einem fremden Land bei der Deutschen Botschaft und brauchte Hilfe und bekam keine. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass ich diese Person bereits versucht hatte, von einem fremden Telefon anzurufen, was aber fehlgeschlagen war. Außerdem wüsste ich jetzt nicht, wo sonst noch ein Telefon hier in der Nähe sei, von dem ich mal eben einen Anruf tätigen könne. Nach kurzer Diskussion verlangte ich, empört über dieses unverschämte Verhalten, ihre Vorgesetzte zu sprechen. Auf einmal konnte man dann doch einen Anruf tätigen und so wartete ich auf das Ergebnis. Als sie zurückkam, sagte sie, dass sie Herrn Rajinder nicht erreicht habe. Dafür hatte sie Vivek erreicht, der versucht Herrn Rajinder mitzuteilen, dass der Reisepass an die Deutsche Botschaft geschickt werden soll. Sie wollte es aber später noch einmal versuchen. In der Zwischenzeit wartete ich vor dem Schalter auf eine Rückmeldung von der Inderin und andere Personen wurden hereingebeten. Unter anderem war da auch ein etwas älterer Deutscher bei, mit dem ich mich dann unterhielt.
Arno wurden auch sein Ausweis und noch andere wichtige Sachen in Haridwar gestohlen. In Haridwar wurde er absichtlich von irgendwelchen Leuten mit Dreck beschmutzt. Anschließend haben Kinder ihn darauf hingewiesen und ihm eine Möglichkeit zur Reinigung seiner Sachen (eine Wasserstelle) gezeigt. Er war zu dem Zeitpunkt mit einem Freund aus Deutschland unterwegs, der momentan draußen vor der Botschaft auf ihn wartete. An der Wasserstelle stellte er seinen Rucksack ab und wollte sein T-Shirt ausziehen, als plötzlich sein Rucksack mitsamt der Brille darauf weg war. Somit war neben dem Reisepass, seinem kleinen Rucksack und der Brille auch sein ganzes Geld in Form von Reiseschecks weg. Das war schon ein großer Schock für ihn und es waren nur Sekunden die das Unheil herbeigeführt hatten. Nun besaß er weder einen Reisepass noch Geld, war aber zum Glück nicht so wie ich alleine unterwegs. Sein Freund konnte ihm als erfahrener Indientourist vorerst mit Geld aushelfen und seinen Englischkenntnissen aushelfen, da Arnos Englisch eher schlecht war. Als Arno am Schalter in der Kabine war, unterhielt er sich mit der Inderin und er durchlief auch die ganze Prozedur, wie ich es bereits einen Tag zuvor gemacht hatte. Als dieser von der Inderin auch keine wirkliche Hilfe bekam und ihm auch kein Geld als Unterstützung in Form eines Darlehens oder ähnlichem zur Verfügung gestellt wurde, verlangte er nach der Vorgesetzten, denn ihm wurde die Sache einfach zu bunt. Diese kam nach einiger Zeit und war noch schlimmer als die Angestellte. Sie war pampig und patzig zu ihm und beschwerte sich bei Arno, warum dieser nicht einfach alles mit der Inderin regeln konnte.
Arno hatte genau wie ich das Gefühl, dass die Inderin nicht immer alles, was man in Deutsch sagte, verstand. Nachdem für mich soweit alles mit meinem Reisepass und der Wiederbeschaffung geklärt war, wollte die Inderin meinen frischen Ersatzreisepass zurück haben. Dagegen wehrte ich mich, denn schließlich hatte ich den bezahlt und ich brauchte den auch, um überhaupt in Hotels unterkommen zu können. Sie meinte, wenn ich später meinen anderen Reisepass wiederbekommen würde, müsse ich den vorläufigen Reisepass abgeben, weil ich nicht mit zwei Reisepässen ausreisen könne. Tja, die sollte mal sehen, wie ich das kann. Arno bot ich im Anschluss meine Hilfe an und ging dann vor die Botschaft um seinen Freund über Arnos Situation in der Botschaft zu informieren. Draußen sagte mir dann sein Freund, dass er zurück ins Hotel fahren würde, weil er keine Lust hätte, so lange auf Arno zu warten. Dieser wüsste ja, wo man ihn finden könne. Nachdem ich draußen noch ein wenig gewartet hatte, ging ich wieder zurück in die Botschaft. Auch wenn das eigentlich nicht möglich war, kannte man mich hier schon sehr gut und ließ mich somit wieder rein. Danach wartete ich eine ganze Weile auf Arno, bis sein vorläufiger Reisepass fertig war und verließ dann mit Arno die Botschaft.
Von dort fuhren wir mit einer Auto-Rikscha zum Foreigners' Regional Registration Office und gingen dort zunächst entsprechende Unterlagen mit Arno kopieren. Danach stellten wir uns im Office an. Ich war der Übersetzer für Arno und der ganze Prozess dauerte. Derweil versuchte ich meinen vorläufigen Reisepass zurück zu bekommen. Doch egal wie oft ich fragte, vor 16 Uhr bekam ich diesen nicht zurück. In der Zwischenzeit hatte ich auch alles Notwendige mit Arno geregelt und obwohl dieser alle Unterlagen wie Reisepasskopie, Visumkopie usw. hatte, musste dieser auch bis zum nächsten Tag warten, um den vorläufigen Reisepass zurück zu erhalten. Die wollten noch einmal alle Angaben eingehend prüfen. Also hätte ich generell länger in New Delhi warten müssen, auch wenn ich alle Unterlagen direkt beisammen gehabt hätte. Danach fuhren wir zurück zur Botschaft, wo ich meinen Rucksack abholte und dann fuhren wir weiter ins Zentrum.
Gate of India in New Delhi:
Dort half ich Arno seine Reiseschecks sperren zu lassen, weil das wohl vorher nicht geklappt hatte. In einem Reisebüro half man uns sehr freundlich weiter und so konnten wir dort den Anruf zur kostenlosen Hotline tätigen. Nachdem die Reiseschecks gesperrt waren und Arno wusste, dass er morgen um die Ecke neue Reiseschecks ausgestellt bekommt, war er erleichtert. So hatte er bald wieder Bargeld.
Von dort gingen wir dann zum Reisebüro von Türkish Airlines, mit denen er geflogen war, doch die Hilfe fiel hier nur spärlich aus. Wir bekamen die Info, dass eine Anfrage über die Preise beim Umbuchen des Fluges in Deutschland getätigt werden müssten, da die Bestimmungen unterschiedlich seien. Diese Bestätigung würde aber nicht mehr vor Feierabend kommen und somit müssten wir morgen wiederkommen. Ich machte ihr verständlich, dass ich morgen nicht mehr für Übersetzungen zur Verfügung stehen würde, doch das störte die Dame hinter dem Schalter wenig. Nachdem die Anfrage nach Deutschland gesendet war und Arno ein Flugdatum mit voraussichtlicher Reservierung in der Hand hielt, packte die Dame prompt ihre Sachen und machte Feierabend. Ich fand es einfach nur unhöflich.
Von dort liefen Arno und ich zum Zugbahnhof, wo ich mich im Touristenbüro über Fahrmöglichkeiten nach Pushkar informierte. Ein Zugticket für heute Abend bekam ich leider nicht mehr, dafür aber für Freitagabend. Ich besorgte mir das Ticket und anschließend gingen wir um die Ecke in der Bahnhofskantine ein Thali essen, was sehr günstig war. Vom Bahnhof ging es zu Arnos Hotel, wo ich kurz auf Arno wartete, der seinen Freund abholte. Danach guckte ich mich mit den beiden nach einem möglichst günstigen Zimmer für die Nacht um. Die Suche stellte sich als schwieriger heraus als gedacht, doch letztendlich wurde ich fündig. Es war ein kleines Zimmer, welches für eine Nacht vollkommen ausreichte und mich 150 Rs kostete. Von dort gingen wir noch ein wenig durch die Gegend und tranken uns in einem Restaurant etwas. Auf dem Rückweg, es war schon recht spät, kauften wir uns auf der Straße noch sehr leckere Kekse oder so etwas Ähnliches. Dann ging es zurück ins Hotel von Arno und seinem Freund und dieser gab mir noch ein paar Informationen zu Pushkar. Zunächst werde ich mit dem Zug in Ajmer ankommen, wie ich bereits im Zugbahnhof erfahren musste. Von dort muss ich zum Busbahnhof laufen, wo ich dann einen Bus nach Pushkar nehme. Für Pushkar zeichnete er mir noch auf, wo ich genau günstige Hotels finden würde und wie die heißen. Das war echt super. Abschließend verabschiedete ich mich, ging ins Hotel und legte mich schlafen, weil ich einfach total müde war. Morgen wollten Arno und ich uns um 9 Uhr treffen, um alle für Arno wichtigen Angelegenheiten, wie Reiseschecks, Flugumbuchung und die Abholung des vorläufigen Reisepass zur erledigen.
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