Sonntag, 28. März 2010

Sonntag, den 28. März 2010 – Udaipur Tag 2

Trotz eines akzeptablen Bettes und genügend Zeit zum Schlafen gönnte sich mein Körper nur das Schlafminimum. Dafür blieb mir in Anbetracht der frühen Stunde für den Tag mehr Zeit. Außerdem hatte ich noch einen Tag mehr in Udaipur, da ich irgendwie mit den Wochentagen durcheinander gekommen bin, denn ich dachte heute am Sonntag wäre eigentlich Montag und damit schon Abreisetag. Unten unterhielt ich mich kurz mit dem Hotelportier und sagte ihm, dass ich mich heute um eine Busfahrt nach Mumbai kümmern würde, weil ich sicher gehen möchte rechtzeitig in Mumbai anzukommen. Deshalb werde ich gegen Mittag auschecken. Ich durfte meinen Rucksack sogar bis zum Nachmittag im Hotel lassen und muss ihn erst kurz vor der Abreise abholen. So zog ich zunächst durch Udaipur, mit dem Ziel mir eine neue und günstigere Bleibe für die letzte Nacht zu besorgen. Im Gegensatz zu den letzten Tagen in Udaipur waren heute die Straßen geschmückt und viele Leute unterwegs. Es schien mir, als ob heute ein besonderes Fest in Udaipur war. Ein Feiertag war es jedenfalls nicht, weil die Geschäfte alle noch geöffnet hatten.
Auf einer Straße Richtung Clock Tower waren rechts und links Tische mit Getränken aufgestellt, an denen man nicht ohne ein Getränk in der Hand vorbei kam. Diese Getränke hatten eine pinke Farbe und wurden mit gekühltem Wasser für die noch kommenden Menschenmassen bereitgestellt. Eine Parallelstraße weiter stand ich dann an der T-Kreuzung, weil die Straße durch einen langen Menschenzug blockiert war. Nachdem ich eine Weile gewartet und mir den Zug angeguckt hatte, drängelte ich mich langsam an den stehengebliebenen Leuten vorbei und ging gemütlich am Zug bis zur Zugspitze vorbei. Unterwegs wurden mir Früchte und weitere Getränke in die Hand gedrückt, die ich nicht verwehrte. Den Anfang des Zuges überholte ich schnell und wartete dann am Clock Tower auf den Zug, um mir das ganze Spektakel anzugucken.



Es schien mir, als ob der Zug nur aus Schülerinnen und Schülern bestehen würde, die für Recht und Ordnung oder ähnliches protestierten. Auf einem Wagen kamen Kinder als eine Familie verkleidet vorbei. Der Mann wurde von einem kleinen Jungen gespielt und schlug neben dem Alkoholverzehr dauernd seine Frau. Die Frau und die Kinder waren derweil nur am Schuften, die auch von Kindern spielt wurden.


Ich fand es gut dargestellt und vermute, dass viel Wahrheit hinter dieser inszenierten Darstellung liegt.
Danach setzte ich meinen Weg Richtung City Palace und Museum fort, weil ich gestern von den Deutschen in Kumbhalgarh gehört hatte, dass dort günstige Unterkünfte zu finden sind. Vor dem City Palace bog ich Richtung Pichhola Lake ab und fand dort 3 Hostels, wobei ich mir das günstigste mit 125 Rs nach Verhandlung aussuchte. Als ich bezahlte, hatte ich nur 150 Rs passend und bekam kein Rückgeld, weil die Leute 150 Rs für das Zimmer haben wollten, obwohl ich auf 125 Rs runtergehandelt hatte. Die Kommunikation mit ihnen war etwas schwierig, was ich verstärkt bei der „Anmeldung“ bemerkte.
Foto vom Lake Palace:
Nachdem der Papierkram endlich erledigt war, begab ich mich auf den Rückweg zum Touristenhotel, um meinen Rucksack zu holen und um mir ein Busticket nach Mumbai zu besorgen. Der Rückweg gestaltete sich ähnlich schwierig wie der Hinweg, da ich den Menschenzug von vorher nun auf dessen Weg zu einem großen freien Platz erwischte. Dieser führte nun die Nebenstraße entlang, wo ich die pink gefärbten gekühlten Getränke erhalten hatte. Als ich mit dem Zug mitlief, konnte ich nicht einfach geradeaus gehen, sondern musste mit der Masse durch einen Hofeingang auf einen großen freien Platz gehen, auf dem nun sehr viele Menschen versammelt waren.


Am Hofausgang drängelten sich bereits viele Leute um kleine Geschenke, von denen man beim Verlassen des Platzes genau eins bekam. Das kleine Geschenk war eine Art Gebäck und schmeckte sehr lecker. Endlich wieder auf dem Weg zum Hotel guckte ich mich nach Taschenlampen um, weil ich von meiner in Manali gekauften Taschenlampe sehr begeistert war. Das gleiche Modell fand ich schließlich in einem Laden und überlegte diese zum Arbeiten für die Garage zu Hause zu kaufen. Jedoch verschob ich den Kauf auf später. Am Ende der Straße traf ich dann auf die Deutschen Ines und Pepe, die meinten, dass sie wohl gerade in dem Hostel, wo ich kurz zuvor eingecheckt hatte, ausgecheckt hatten. Wohlmöglich hatte ich sogar deren altes Zimmer bekommen. Da wir drei noch etwas in Udaipur sehen wollten, verabredeten wir uns zum Abendessen, weil ich so von dem guten Thali-Restaurant geschwärmt hatte.
Nun erkundigte ich mich nach einem Busticket nach Mumbai und fand heraus, dass die Preise überall ähnlich waren. So kaufte ich gegenüber vom Touristenhotel letztendlich das Busticket nach Mumbai für Montagspätnachmittag, was mit 400 Rs für einen Sitzplatz günstiger als das Zugticket war. Ein Schlafplatz im Bus hätte mich ganze 600 Rs gekostet. Dann holte ich meinen Rucksack mit der Begründung ab, dass ich nachher abreisen werde und brachte den Rucksack in das neue günstiger Hostelzimmer. Vom neuen Hostel machte ich mich auf den Weg zum Chai-Tee-Trinken. Vorgestern hatte ich auf dem Weg zum Nehru Island Park einen kleinen Stand mit sehr leckerem und günstigem Chai-Tee gefunden. Weil der so lecker war, hatte ich mir gestern bereits zwei Tees gegönnt und heute tat ich das gleiche wieder. Hier unterhielt ich mich mit einem der dort sitzenden Leute einem Taxifahrer, der mir etwas über die Gegend erzählte. Er erzählte mir auch vom Sajjan Garh, zu dem er mich gegen eine Gebühr fahren könne, weil man dort wohl nur mit einem Auto oder ähnlichem hineinkäme. Dort gibt es wohl freilaufende wilde Tiere im Park, die man ggf. zu Gesicht bekommt. Ich verabschiedete mich vom Taxi-Fahrer und lief zum ca. 8 km entfernten Sajjan Garh, das ursprünglich als Astronomiezentrum gebaut wurde und das nun als Monsun Palast und Jagdresidenz mit einem angeblich atemberaubenden Ausblick auf Udaipur dient.
Der Weg dahin war weit und die Mittagssonne sehr heiß, dennoch kam ich an dem Eingangstor zum Sajjan Garh an. Von dort aus waren es weitere 4 km zu Fuß zum Monsun Palast oder man nahm sich ein Taxi oder ähnliches, für das man zusätzlich zum Eintrittspreis von 100 Rs bezahlen muss. Ich entschied mich gegen die Besichtigung, da mir der Berg zu weit weg war und ich auch kein Taxi nehmen wollte. Nur für ein paar gute Aufnahmen von Udaipur und den Seen lohnte es sich für mich nicht. Vor Sajjan Garh-Eingang lief ich ungefähr zurück in Richtung Udaipur und machte dabei einen größeren Bogen um den Park. An einer Stelle neben dem Park hätte man sehr einfach über die Mauer klettern können und sich sicherlich den Weg bis zur Straße bahnen können, doch aufgrund von wild umherlaufenden Tieren, fand ich das schon sehr riskant, falls das mit den Tieren stimmt. Auf dem Weg zum oberen Teil des Fateh Sagar Lakes machte ich, soweit es die Hitze zuließ, eine erholsame Pause.
Danach setzte ich meinen Weg fort, passierte ein paar Dörfer und kam an den westlichen Teil des Sees. Ich lief über das teilweise ausgetrocknete Seebett und ging nachher auf der Straße weiter, bis ich auf der östlichen Seite ankam. Dort folgte ich der Straße bis zur Kreuzung, an der der Weg zum Saheliyon Ki Bari-Tempel abging, den ich nach oben ging. Der Weg nach oben war anstrengend, weil ich schon so viel gelaufen war und kurz vor dem Tempel mussten auch noch die Schuhe ausgezogen werden, was sich als doch sehr angenehm herausstellte. Die Aussicht von oben war bombastisch. Besser hätte ich meinen Aussichtspunkt über Udaipur mit seinen Seen nicht wählen können. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Aussicht von Sajjan Garh so gut wie hier gewesen wäre, weil das so weit ab vom Schuss liegt.

Nachdem ich mich ein wenig ausgeruht, die Landschaft genossen und der Musik am Tempel gelauscht hatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Hostel, wo ich mit Ines und Pepe verabredet war. Einen Großteil des Tempelweges lief ich barfuß hinunter und anschließend ging ich besohlt an der östlichen Seite des Sees entlang. Die Aussicht auf den See, den Hintergrund mit den Bergen und der bald untergehenden Sonne war einfach spitzenmäßig.

Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich an der vorhandenen Promenade die Aussicht länger genießen können. Unterwegs gab es an einer Stelle am See mehrere kleine Restaurants bzw. Imbissbuden, an denen ich mir etwas zu essen und zu trinken holte. Danach ging ich gestärkt zügig zum Hostel zurück und kam etwas verspätet am verabredeten Treffpunkt an.
Ines und Pepe warteten bereits an der Abzweigung City Palace und Museum Richtung Hostel auf mich. Von dort liefen wir gemeinsam den ganzen Weg bis zum Touristenhotel und aßen uns im Restaurant um die Ecke ein wirklich leckeres Thali. Ines und Pepe waren von der Vielfalt und Menge des Thalis total begeistert. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und tauschten anschließend E-Mail-Adressen aus. Danach gab ich Ines den geliehenen Kugelschreiber zurück, und begleitete sie noch ein wenig in Richtung Zugbahnhof. Nachdem sich unsere Wege getrennt hatten. Ging ich wieder zurück zum Hostel, holte meine Kamera und drehte eine letzte Abendrunde, um Fotos vom Lake Palace
und vom Jagmandir im Pichhola Lake zu machen. Unten am Ufer konnte man wunderbar entlanglaufen, doch am City Palace wurde ich gebeten zu gehen, weil es privates Gelände war. Der Sicherheitsmann war sehr unfreundlich, sodass ich versuchte mit ihm die Angelegenheit freundlicher zu regeln. Es hat ein wenig gedauert, bis er mich verstanden hatte und danach wurde ich freundlich gebeten zu gehen, was ich daraufhin auch umsetzte. Ein wirklich schönes Foto vom Jagmandir konnte ich von der Stelle jedoch nicht machen, sodass ich nach einem anderen besseren Platz für ein Foto suchte.
Neben dem Hotel traf ich auf einen Inder, der mich fragte woher ich kam und als ich Deutschland antwortete, begrüßte er mich auf Deutsch. Er hatte eine Weile in Deutschland studiert und deutsch gelernt. Es war eine nette Unterhaltung mit ihm, doch allzu viel Zeit hatte ich nicht, da ich noch nach einem besseren Punkt für das Foto vom Jagmandir suchte. Also verabschiedete ich mich und lief einmal um den gesamten City Palace herum, weil es sonst keine andere Möglichkeit gab, wieder an das Seeufer zu gelangen. Nach einer guten halben Stunde stand ich endlich wieder am See und machte ein paar Aufnahmen vom Jagmandir, der in einem schönen Gelb leuchtete.


An der Stelle traf ich auf 3 Jungs mit ihren Mopeds und unterhielt mich mit ihnen, weil ich schließlich auch Mopedfahrer bin. Als ich einige Meter Richtung Hostel gelaufen war, wurde ich von den Mopedjungs gefragt, ob sie mich auf ihrem Nachhauseweg mitnehmen konnten. Als ich sagte, dass ich am Eingang vom City Palace wohne, nahmen sie mich mit, was mir viel Zeit und Lauferei ersparte. Am Hostel fand ich dieses geschlossen vor, weil es von innen verriegelt war. Der deutsch sprechende Inder vom Nachbarhaus empfahl mir, das ich einmal an der Tür klingeln solle, damit man mir aufmache. Die Klingel war mir in der Dunkelheit überhaupt nicht aufgefallen. Nachdem ich geklingelt hatte, wurde mir von der jungen Tochter der Hostelb-Besitzer geöffnet und nach einer schönen Dusche, legte ich mich zu Bett. Doch mit dem Schlafen war es nicht so einfach, da Mücken im Zimmer waren. Also nutzte ich die gekauften Mückenräucherstäbchen und schlief ein. Nach einer Weile wachte ich wieder aufgrund von ein paar juckenden Mückenstichen auf. Die Räucherstäbchen waren bereits abgebrannt. Also rieb ich mich mit der Anti-Mückensalbe ein und versuchte weiter zu schlafen.

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