Die Nacht war eine sehr mückenlastige Nacht und zudem kämpfte ich immer noch mit meinen Magenproblemen, aber daran gewöhnte man sich. Ich wachte zwar früh auf, hatte aber für den Tag mehr geplant, als ich in der verbleibenden Zeit des Tages schaffen könnte. Dafür hätte ich bereits unterwegs sein müssen. Ich stellte meinen Rucksack wie Ines und Pepe zuvor bei den Hostel-Besitzern im Wohnraum ab und machte mich auf den Weg zum City Palace und Museum. Zunächst guckte ich mich nach einer Möglichkeit für ein morgendliches Frühstück um und fand in der Nähe des Jagdish Tempels einen Laden mit Frühstückssnacks, die günstig waren und sehr lecker schmeckten. Als draußen ein paar Leute einen großen Karren mit vielen Bananen darauf vorbeischoben und kurz vor dem Laden hielten, bestellte ich über den Ladenbesitzer ein paar Bananen. Diese waren mit 15 Rs sehr günstig und zudem auch noch sehr lecker. Danach kam ich gegen 11 Uhr am City Palace an und kaufte mir ein Ticket für das Museum ohne Zusatzticket für den Garten.
Mit dem Zusatzticket kommt man über den Garten an die Bootsanlegestelle für den Lake Palace und Jagmandir. Die Bootsfahrt setzt natürlich ein weiteres Ticket voraus. Dafür hatte ich zu wenig Zeit und Geld, schließlich muss ich mein Geld noch für Mumbai einteilen, falls ich dort keine günstige Übernachtungsmöglichkeit finde. In den nächsten Stunden schaute ich mir das City Palace Museum gemütlich an. Da meine Eintrittsticket ohne Fotoberechtigung war, musste ich meine Kamera am Eingang abgeben. Nachdem ich mir die ersten Räume anschaut hatte, ruhte ich mich in der oberen Etage im kleinen Garten mit viel Schatten und einem schönen Ambiente etwas aus. Glücklicherweise hatte ich ein Fotohandy mit, das ich anstelle der Kamera für Fotoaufnahmen nutze. Hätte ich das Handy vorher anstelle der Kamera in der Kameratasche gehabt und die Kamera in der Hosentasche, so hätte ich wahrscheinlich jetzt die Kamera nutzen können, da nach Abgabe dieser keine weitere Kontrolle auf eine Kamera stattfand.
Der Stadtpalast (City Palace) ist sehr schön und unbedingt für Besucher von Udaipur sehenswert.
Kurz nach dem kleinen Dachterrassengarten hörte ich hinter mir eine deutsche Touristengruppe, der ich mich anschloss. Ich lauschte gespannt dem Reiseführer, da er sehr viele interessante Dinge über den Stadtpalast zu erzählen wusste. Die Besichtigung dauerte für mich so natürlich länger, als wenn ich einfach nur zum Fotografieren und Bestaunen durch den Stadtpalast gegangen wäre, doch es lohnte sich.
Zwischenzeitlich unterhielt ich mich mit ein paar Leuten der Reisegruppe, die mich bemerkt hatten und interessiert fragten, warum ich in Indien bin. Dabei erfuhr ich, dass sie eine 2-wöchige geführte Reise durch Indiens Rajasthan machten, wo alles vom Reiseveranstalter durchgeplant, gebucht und bezahlt war. Das ist natürlich eine einfache und bequeme Reise, die in diesem Fall 3.500 € kostet und für mich damit definitiv aus dem Rahmen fällt. Ich gebe abgesehen vom Flug gerade mal ca. 250 € pro Monat in Indien aus. Am Ausgang trennten sich unsere Wege, da die Reisegruppe ein Ticket für den Garten des Palasts hatte, um anschließend mit einem Boot zum Lake Palace und Jagmandir überzusetzen. Ich wollte noch unbedingt zum Sunset Point, weil man von dort auch eine schöne Aussicht auf Udaipur haben soll. Also lief ich wie am Tag zuvor den Weg um den Stadtpalast herum, der mir in der Mittagshitze weiter vorkam, als gestern Abend. Dort erkundigte ich mich nach dem Sunset Point und wurde entsprechend die Straßen langgeschickt. Als ich vor einem Sessellift stand, der zum Sunset Point führte, ärgerte ich mich, da ich zu Fuß hochlaufen wollte und jetzt einen großen Umweg gelaufen war. Also lief ich das letzte Teilstück bis zu den Treppen zum Sunset Point zurück und marschierte den langen Weg zum Sunset Point ohne T-Shirt nach oben, um in der knalligen Sonne brauner zu werden.
Oben an der Sesselliftstation füllte ich meine Wasserflasche auf, lief zu den links davon etwas abseits gebauten Steinpavillons und machte Bilder vom Stadtpalast, dem See und der Umgebung.
Dabei wünschte mir eine Kamera mit einem größeren Kamerawinkel, weil die Aussicht von hier oben sehr schön war. Während ich den Eichhörnchen beim Spielen zuguckte, genoss ich die leichte Windbrise, die sich schön kühl und erfrischend anfühlte. Den Eichhörnchen gab ich ein paar Brotkrumen und etwas Wasser, was sie mit ein wenig Geduld auch annahmen. Danach ging ich auf der Bergkuppe in südlicher Richtung entlang, wo ein Tempel und Überreste eines alten Forts standen. Der Tempel interessierte mich nicht aber das Fort umso mehr. Ich fand alle Türen verschlossen vor, sah aber, dass wohl schon einige Leute vor mir über die Mauer in die Fortüberreste geklettert waren, was ich damit auch tat.
Ich erhoffte mir, damit eine bessere Stelle für ein Foto vom See und dem danebenliegenden Stadtpalast zu finden. Auch das alte Fort war nicht weit genug weg und ich beschloss auf die dahinter weiterführende Mauer zu gelangen. Am Ende dieser Mauer gab es einen Eckturm, der wohlmöglich die geeignete Stelle ist. So lief ich zum voraussichtlichen Durchgang der Mauer, wo der Zugang durch eine mit einem Vorhängeschloss versehene Tür versperrt war. Ich guckte mir die Türmauer an und beschloss darüber zu klettern, was mit etwas Vorsicht gut klappte. Auf der anderen Seite kam auch wunderbar auf die Mauer herunter, ob das jedoch auch umgekehrt klappt, blieb abzuwarten. Ich lief die mit Gras zugewachsene Mauer entlang und bemerkte, dass bereits einige vor mir hier gewesen sein mussten, weil es im Gras einen Pfad gab.
Am Ende der Mauer stand eine Art Mauerturm, der nicht mehr intakt war. Von dort hatte ich eine ganz gute Aussicht auf den See und den Stadtpalast, der mir jetzt schon wieder zu weit weg war. Mit meiner Kamera konnte ich eben nicht alles haben und genoss das kleine selbst geschaffene Abenteuer.
Nachdem ich vom Turm auf der Mauer zurück zum Fort gegangen war, kam nun der knifflige Teil. Wie sollte ich wieder über die Türmauer nach oben kommen? Ich fand nur wenig Halt an der Mauer, der aber reichte, um mich an der Mauer hochzuziehen.
Ich durfte nur nicht abrutschen, weil es rechts neben mir steil bergab ging. Gekonnt über die Türmauer auf die andere Seite geklettert, ging ich über das Fort zurück zum Sessellift, wo ich mir noch einmal vor meinem Abstieg die Wasserflasche auffüllte und dann den ganzen Weg bis zum Hostel zurückging.
In der Nähe des Jagdish Tempels kaufte ich mir eine Tüte frische Milch, die ich daraufhin innerhalb weniger Meter leerte. Deshalb kaufte ich direkt eine weitere Tüte Milch, die ich mir für später aufsparte. Anschließend holte ich meinen Rucksack und ging am Clock Tower vorbei zurück zum Touristenhotel. Kurz vor der Hauptstraße kaufte ich mir noch für 70 Rs die gleiche Taschenlampe, wie ich sie bereits besaß und ging mit ein paar Bananen im Gepäck zum Reiseunternehmen, wo ich auf meinen Bus wartete. Ich wartete eine geschlagene Stunde, um von meiner Reisegesellschaft anschließend zu einer anderen Reisegesellschaft geschickt zu werden, die einen Sitzplatz für mich in deren Reisebus hatten. Scheinbar werden die Busse untereinander vollgemacht, anstatt halbleere Busse loszuschicken. Mein Sitzplatz war in der letzten Reihe in Fahrtrichtung hinten rechts am Fenster. Man hatte mir vorher auf mein Nachfragen versichert, dass ich genügend Beinplatz auf meinem Sitzplatz hätte und dass dieser mittig im Bus liegt. Jetzt sah die Situation wieder ganz anders aus und ich war sehr enttäuscht. Aber eine andere Wahl hatte ich nicht. Meinen Rucksack bekam ich nicht unter den Sitz, sodass ich den zwischen meine Beine nahm. Es war einfach nur eng.
Auf der Fahrt las ich entweder im Buch oder ruhte mich aus, bis wir unseren ersten Stopp zum Reifenwechsel machten, weil ein Reifen neu aufgezogen werden musste. Das war eine interessante Aktion, die ich mir einen Moment lang anguckte. Dabei sprach mich ein Inder an, dessen Frau eine Gehbehinderung hat. Wir wollten uns später weiter unterhalten, wenn wir fürs Abendessen an einem Rasthof halten. Die freie Zeit nutzte ich, indem ich mir ein paar kleine Snacks an einem Imbissstand, den ich zwischen den ganzen Autoreparaturwerkstätten entdeckt hatte. Während ich meinen Snack aß, schaute ich mir interessiert auf dem Rückweg zum Bus diese Werkstätten an, alles andere als sauber waren. Es gab viel Öl verdreckten Boden und die Leute sahen aus, als ob man sie nur mit viel Spezialseife, viel warmem Wasser und langem Bürsten wieder sauber bekommen würde. Nachdem der Reifen gewechselt war, ging die Fahrt weiter, bis wir unseren nächsten großen Stopp an einer großen Raststätte mit Restaurant machten. Hier kamen wohl regelmäßig Personen mit Bussen oder Autos her, um zu essen oder eine Rast einzulegen.
Ich traf mich mit dem Mann von vorher und wir waren die letzten, die aus dem Bus gingen und sich ins Restaurant setzten. Der Weg dauerte etwas länger, weil seine Frau mit der Gehbehinderung nicht so schnell vorankam. Wir setzten uns und es wurde neben dem Essen und eine Flasche Sprite bestellt. Anschließend ging wir um die Ecke des Restaurants, wo man uns nur schlecht sehen konnte, weil er hochprozentigen Alkohol trinken wollte und man das in Indien nicht in der Öffentlichkeit machen darf. Er gab mir auch etwas Alkohol gemischt mit Sprite ab und nachdem wir unsere Becher geleert hatten gingen wir zurück zum Tisch, an dem seine Frau bereits auf uns wartete. Wir aßen sehr lecker Sachen, die ich bisher noch nicht gegessen hatte. Ich war überrascht, wie lecker das Essen in Indien sein kann, wenn man weiß, was man bestellen muss. Der Mann erzählte mir die Hintergründe der Behinderung seiner Frau und möchte nur das Beste für seine Frau. Plötzlich waren alle bis auf uns aus dem Bus mit Essen fertig und bereits im Bus. Er bezahlte die Rechnung und wir beeilten uns in den Bus zu kommen, auch wenn seine Frau nicht schneller zum Bus gehen konnte. Im Bus ging ich noch mit in sein Schlafabteil, wo wir uns weiter unterhielten und Kontaktdaten austauschten. Er hätte gerne, dass ich mich in Deutschland für seine Frau nach den neuesten und besten Gehhilfen umgucke. Sie sollten vor allem leichter und praktischer als die aktuell vorhandene schwere Beinstütze sein. Er meinte, dass die Technik in Deutschland wesentlich weiter entwickelt ist als in Indien. Nach dem Gespräch ging ich auf meinen Platz hinten in der Ecke und versuchte etwas zu schlafen, spät genug war es bereits dafür.
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