Mittwoch, 17. März 2010

Mittwoch, den 17. März 2010 – New Delhi Tag 2, Ersatzreisepassbeschaffung

Ich war relativ früh wach, hatte in der Nacht 1-2 Mal meinen Rucksack von der Bank geschmissen und diesen im Halbschlaf wieder aufgehoben. Außerdem versuchte ich mich unter meinem Bettbezug vor den nervigen Mücken zu verstecken, was mir aber nicht immer glückte. Ich war der erste vor der Botschaft und sah, wie nach und nach einige Leute kamen, um später in die Botschaft zu gehen. Es verging eine ganze Weile, bis ich meinen Rucksack wegbrachte. Dieser wurde heute erneut gescannt. Dieses Mal jedoch nicht so gründlich wie gestern, da man mich noch vom Vortag kannte und ich immer noch nichts Gefährliches im Rucksack hatte. Dann wartete ich noch ein wenig auf einer Bank vor der Botschaft und unterhielt mich mit einem Inder. Gerade als ich in die Botschaft gehen wollte, half ich noch einem Inder einen Antrag für die Botschaft auszufüllen. Er arbeitet in Deutschland und seine Frau möchte er gerne mit nach Deutschland nehmen. Beim Ausfüllen des Antrags war er sehr unsicher. Anschließend ging ich in die Botschaft und trotz anderer dort wartender Personen wurde ich direkt als erstes reingebeten. Die Inderin von gestern fragte mich erstaunt, was ich denn noch hier in New Delhi machen würde. Also erklärte ich ihr die Umstände und startete den Beantragungsprozess erneut. Nach einer kurzen Weile kam sie dann wieder und sagte, dass sie jetzt eine E-Mail mit hoher Dringlichkeit nach Deutschland geschrieben hätte, um anhand meiner Reisepasskopie verifizieren zu lassen, ob ich auch wirklich ich wäre. In einer halben Stunde sollte voraussichtlich eine Antwort aus Deutschland eintreffen. Also ging ich nach draußen und setzte mich gemütlich auf der Wiese auf meine Jacke. Nach kurzer Zeit legte ich mich hin und döste bzw. schlief so vor mich hin. Als ich mich ausgeruhter fühlte, war es bereits 11.30 Uhr und ich dachte, dass mit Sicherheit mittlerweile die erwartete Antwort aus Deutschland angekommen sein müsste. Also ging ich wieder in die Botschaft.
Wie bei jedem Eintreten, wird zuerst in der Botschaft angefragt, ob man überhaupt eingelassen werden darf. Dann wird man kontrolliert und geht zum Empfangsschalter. Dort fragt man nach dem Erscheinungsgrund und telefoniert anschließend mit der Botschaft. Nach der Bestätigung wird man eingelassen und einer Schalternummer zugewiesen oder eben abgewiesen. Da man mich bereits kannte, ging dieser Prozess bei mir deutlich schneller. Wieder am Schalter bekam ich die Auskunft, dass noch immer keine Antwort eingetroffen wäre, was nach kurzer Denkpause auch nicht verwunderlich war, denn wenn in Indien 11.30 Uhr ist, ist in Deutschland 3,5 Stunden zurückgerechnet gerade mal 8 Uhr morgens also Arbeitsbeginn. Also hatte ich noch mehr Zeit und ging wieder in die Nähe des gestern aufgesuchten Fotogeschäfts, um mir dort auf dem sehr kleinen Bazar etwas zu essen. Auf dem Weg dahin fand ich eine Jugendherberge, bei der ich mich direkt einmal nach den Preisen pro Nacht erkundigte. Diese waren mit 250 Rs nicht gerade günstig, aber besser als nichts. Nach einer kurzen kleinen Mahlzeit ging ich gemütlich zurück zur Botschaft, während meine Uhr mittlerweile 13 Uhr anzeigte. Damit war die Hauptbetriebszeit rum und es sollte in der Botschaft wieder Ruhe eingekehrt sein. In der Botschaft sprach ich erneut mit der Inderin und diese versicherte mir, dass sie nach zweimaligem Anrufen in Deutschland endlich eine Bestätigung erhalten hatte. Dies hörte sich mehr nach einer zusätzlichen Dienstleistung als einer Selbstverständlichkeit an. Gut das ich diese Dienstleistung nicht auch noch bezahlen musste. Nun konnte der Beantragungsprozess endlich weitergehen und nach ca. 1 Stunde Wartezeit und 3 Passbildern hatte ich endlich meinen vorläufigen Reisepass. Warum ich auf einmal 3 Passbilder brauchte und es 1 Stunde anstelle der vorher angegebenen 30 Minuten dauerte, konnte man mir nicht sagen. Jedenfalls war der vorläufige Reisepass mit 1.280 Rs (ca. 20 €) recht teuer, vor allem, wenn man nur noch knapp 6.000 Rs für die restlichen 2 Wochen übrig hat. Anschließend erfuhr ich auf Nachfragen, was ich bezüglich meines Visums zu erledigen habe. Sie sagte mir, dass ich zum „Foreigners' Regional Registration Office“ muss, um dort mein Ausreisevisum in den vorläufigen Reisepass eintragen zu lassen, welches heute natürlich nur noch bis 16 Uhr geöffnet hatte. Dieses war ca. 2,5 km von der Botschaft entfernt und ich hatte nur noch 30 Minuten, um dort rechtzeitig zu erscheinen.
Ich war sauer und beschwerte mich, warum man mir nicht bereits gestern die vollen Informationen gegeben hatte, sondern mir die Informationen immer stückchenweise hinschmeißt und ich immer für jede Kleinigkeit rennen muss anstelle mit allen Unterlagen nur einmal zu kommen. Darauf bekam ich keine Antwort. Außerdem war ich sauer, dass ich wieder ein ganzer Tag mit Warten verschwendet war, nur weil man nicht gestern um 14 Uhr, als ich bereits die Reisepasskopie vorgelegt hatte, direkt eine Anfrage in Deutschland getätigt hatte, ob ich ich bin. Ich war über die Abwicklung an der Deutschen Botschaft sehr enttäuscht. Hätte mir der Sicherheitschef gestern nicht noch das mit dem Visumnachtrag erzählt und hätte ich die Frau am Schalter nicht drauf angesprochen, wer weiß, ob ich überhaupt davon erfahren hätte. Hätte man mir bereits gestern am Schalter vom Foreigners' Regional Registration Office und dem Visumnachtrag erzählt, dann hätte ich auch gestern den Passprozess starten können.
Da ich nicht mehr viel Zeit hatte, schnappte ich mir meine Unterlagen und lief von der Botschaft zum Foreigners' Regional Registration Office. Der Weg dahin war doch recht weit und da ich den Weg dahin nicht kannte, nahm ich mir auf der Hälfte des Weges nach mehrmaligem Verhandeln eine Auto-Rikscha, die im Nachhinein betrachtet auch wieder zu teuer war. Aber da konnte ich jetzt nichts machen. Im Foreigners' Regional Registration Office war es voll mit Indern und einige Ausländer. Ich erfuhr, dass ich diverse Kopien von meinen Unterlagen brauche und so lief ich wieder raus zu einem Kopierladen, der um die Ecke war. Hier kopierte ich für 1 Rs pro Seite meinen vorläufigen Reisepass und die Polizeibescheinigung über den „Verlust“ meiner Sachen. Danach ging ich wieder zurück, stellte mich an und beantragte an Schalter 5 meinen Visumeintrag. Ich konnte alle wichtigen Informationen liefern, hatte aber unglücklicherweise keine Kopie von meinem Visum dabei. Nachdem die Dame einige Formulare und Zettel ausgefüllt hatte und meine Kopien zusammengeheftet hatte, musste ich damit zu einem anderen Schalter gehen. Während ich dort wieder warten musste, unterhielt ich mich mit einem Deutschen Reiseleiter, der mir wegen meiner misslichen Lage empfahl, den Rückflug sofort umzubuchen und möglichst sofort zurück zu fliegen, um einen Schlussstrich zu ziehen. Das gab mir zu denken, aber irgendwie wollte ich nicht noch mehr Geld ausgeben und damit den Urlaub vorzeitig abbrechen. Am Schalter fragte man mich wieder nach der Visumkopie und sagte mir anschließend, dass ich morgen um 16 Uhr wiederkommen solle, dann wären die Daten überprüft. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich wollte doch nur meinen vorläufigen Reisepass mit dem Visumeintrag nehmen und aus New Delhi verschwinden, was mir aber definitiv verwehrt wurde. Auch das Gespräch mit einer anderen scheinbar wichtigeren Person brachte nichts und so verließ ich ohne Pass das Office.
Mittlerweile war 18 Uhr durch und ich lief das 3-4 km lange Stück vom Office bis zur Jugendherberge, um dort ein Bett für die Nacht zu reservieren. Glücklicherweise hatte diese noch ein Bett frei und so bezahlte ich neben dem Bett direkt noch eine Jugendherbergsmitgliedschaft für ein Jahr mit, da der Preis in Deutschland 3-4 Mal so teuer ist. Nachdem ich meine alte Visumnummer angab und meine Polizeibescheinigung vorlegte, damit man verstand, warum ich momentan keinen Reisepass besaß, bekam ich auch mein Bett zugewiesen. Als ich aus der Jugendherberge rausging traf ich 2 deutsche Mädchen, mit denen ich mich unterhielt. Diese waren etwas entsetzt über mein Unglück und gaben selbst zu, dass sie recht leichtfertig mit ihren eigenen Reiserucksäcken umgingen. Als sie von Indern, die sie in New Delhi kennengelernt hatten, abgeholt wurden, ging ich zur Botschaft zurück, um meinen großen Rucksack zu holen. Dabei war es bereits dunkel. An der Botschaft fragten die angestellten Inder, ob nun alles mit mir in Ordnung sei und man bot mir an, da ich noch nichts gegessen hatte, dass man mir ein Thali besorgen könne. Ich lehnte dankend ab und war beeindruckt sowie überrascht, wie hilfsbereit die Inder sein können, wenn man in Not ist, im Gegensatz zur Deutschen Botschaft und deren deutschsprachigen Angestellten.
Als ich sagte, dass ich jetzt zur Jugendherberge laufen wollte und ein Bekannter des Nachtdienstes mit dem Motorrad angekommen war, bot man mir eine Fahrt auf dem Motorrad zur Jugendherberge an. Ich nahm dankend an und war froh, dass ich nicht mehr mit dem doch recht schweren Rucksack en weiten Weg laufen musste. An der Jugendherberge begrüßte mein Fahrer auch die Nachtwache, die er ebenfalls zu kennen schien. In der Jugendherberge bezog ich direkt mein Zimmer und genehmigte mir unten im Essensraum noch ein Glas heißes Wasser mit Salz, weil ich Durchfall hatte, der wohl vom kaum vorhandenen Schlaf und dem vielen Stress kam. Man sagte mir, dass schwarzer Tee da helfen würde, doch mir reichte momentan mein heißes Wasser. Bevor ich zu Bett ging, setzte ich mich nach einer gemütlichen, langen und heißen Dusche auf der Terrasse auf eine Schaukel und entspannte mich. Auf der gegenüberliegenden Schaukel schlief ein Mann, der genau auf die Bank passte, die für mich natürlich zu klein war. Danach ging ich ins Bett und war froh endlich in einem Bett zu liegen.

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