Gegen 6 Uhr morgens wachte ich auf und konnte nicht mehr schlafen. Also döste ich bis 8 Uhr vor mich hin und schaltete den Wecker direkt aus, als ich der Alarm den ersten Klingelton von sich gab. Eine Viertelstunde später standen Siggi und ich letztendlich auf und wir beide machten Morgensport, der uns gut tat. Anschließend packten wir unsere Sachen und lagerten diese an der Rezeption des Hotels in einem Nebenraum zwischen. Von dort aus gingen wir wie die letzten beiden Tage in die Panami-Bäckerei und gönnten uns beide einen Kaffee. Siggi kaufte sich wieder ein kleines Gebäck und verwarf damit die Aussicht auf die gestern angesprochene Nudelsuppe. Schließlich meinte er, dass sein Bauch so dick und aufgequollen sei und er etwas dagegen tun wolle. Außerdem wollte er sich nicht wieder überessen, wie es hin und wieder bei unseren Mahlzeiten passiert.
Da ich zur Nördlichen Tempel-Pagode wollte, nahmen wir für ein paar Haltestellen den Bus. Weil ich mich mit der Ausstiegshaltestelle vertat, stiegen wir leider zu früh aus und mussten deshalb noch ein ganzes Stückchen laufen. Ich übersprang das Frühstück, da ich die Zeit eher für die Besichtigung der tollen Pagode und des Tempelgeländes nutzen wollte. Nachdem ich uns beiden zwei vergünstigte Eintrittskarten gekauft hatte, betraten wir das Pagodengelände. Dabei war die Pagode nicht zu übersehen.
Anschließend stiegen Siggi und ich in der Pagode gemütlich eine Etage nach der anderen nach oben, bis wir im 8. Stock der Pagode ankamen. Nach der chinesischen Zählung ist es das 9. Stockwerk. Von oben hatten wir eine fantastische Aussicht über SuZhou und genossen zudem das angenehme Wetter bei einer leichten Brise Wind.
Wieder im Erdgeschoss der Pagode angekommen, besichtigten wir noch gemütlich den Rest der Tempelanlage und den kleinen Park mit großem Teich.
Vor dem Tempelgelände kaufte ich mir einen kleinen Snack für unterwegs und weiter ging es zum Lingering Garden. Auf dem Weg dahin fragte ich an einer Haltestelle ein junges Mädchen nach dem Weg, die daraufhin ihren Opa ansprach. Der erklärte uns auf sehr freundliche Weise den Weg und ließ ihn mir auch noch aufschreiben, damit auch ja nichts schief gehen kann. Als er sich nach unserer Herkunft erkundigte und fragte, ob Siggi mein Vater wäre, erklärte ich ihm, dass er mein Freund und Judolehrer ist und zudem auch noch Tai-Chi könne. Das nahm der Opa zur Aufforderung mit Siggi Pushing Hands zu praktizieren, woran er merkte, dass ich die Wahrheit sprach. Von der Haltestelle aus liefen wir weiter in Richtung westliches Tor und kamen dabei durch eine kleine mit Kleinläden durchzogene Straße, die uns eine andere Seite von China zeigte. Nämlich nicht nur riesige Gebäude und Hochhäuser, sondern ganz im Gegenteil das einfache Leben, das fernab der Großstadt existiert, was Siggi und mir sehr gefiel.
Als wir endlich im Lingering Garden ankamen, führte ich Siggi durch den dezenten Garten hindurch. Die erste Attraktion im Garten war eine Frau auf einem Boot, die auf einer chinesischen Laute spielte und dazu sang. Siggi war fasziniert.
Leider herrschte im Garten ein reges Treiben durch viele chinesische Reisegruppen, sodass man das Schauspiel nicht in vollem Maße genießen konnte. Nach der Aufführung gingen wir im Garten weiter umher und kamen auch an ruhigere Stellen.
Als ich die 2. Aufführung hörte, bei der ein Mann und eine Frau auf einer Laute spielen und dazu abwechselnd singen, leitete ich Siggi zurück zum kleinen Teich, wo wir uns auch diese Aufführung anguckten. Dabei genossen in Ruhe ein paar Keksen.
Bevor die Aufführung zu Ende war zogen schon weiter, weil ich Siggi auch noch den Rest des Gartens zeigen wollte. Am anderen Ende des Gartens spielte eine Frau in einem kleinen Haus auf einer chinesischen Zither mit 7 Saiten, der wir beide gespannt lauschten. Leider gingen immer wieder Reisegruppen mit Lautsprechern vorbei, sodass die Musik dadurch gestört wurde. Manche Leute, die genau neben dem Raum standen, brüllten zudem draußen rum, was wirklich nicht nett war, aber sagen konnte man dagegen auch nichts. Die Zitherspielerin ließ sich davon jedoch nicht stören. Nachdem wir eine halbe Stunde den schönen Klängen gelauscht hatten, verneigten wir uns beim Rausgehen und die Zitherspielerin nahm unseren Dank an.
Nachdem wir den restlichen Park besichtigt hatten, machten wir an einem ruhigen Platz im Park eine kleine Rast und genossen den leichten Wind sowie das Vogelgezwitscher um uns herum. Beim weiteren Umherwandern bot sich uns in der Nähe des Ausgangs ein kleines Schauspiel, welches der chinesischen Oper ähnelt. Dieses guckten wir uns mit Genuss an. Die Darsteller hatten neben der klaren Stimme auch eine starke Körpersprache. Fantastisch, für all die Aufführungen liebe ich diesen Garten. Jetzt kann ich verstehen, dass dieser Garten aus Sicht der Chinesen ein hochbegehrt ist.
Um die uns verbleibende Zeit sinnvoll zu genießen, ging ich mit Siggi noch einmal zur Zitherspielerin zurück, die in der für uns letzten halben Stunde im Garten noch weitere schöne Stücke spielte. Gegen 16.20 Uhr mussten wir uns dann wirklich vom Garten trennen, schließlich wollten wir vor unserer Abfahrt noch etwas essen.
Wir liefen gemütlich einen für uns neuen Weg zurück und fanden in einem kleinen Restaurant genau die Nudelsuppen, die Siggi mochte. Wir bestellten uns jeweils eine Nudelsuppe und ich gönnte mir dazu noch eine doppelte Portion Jiaozi dazu, damit auch ich einigermaßen satt wurde. In einem Nachbarladen kaufte ich uns 2 Flaschen Bier, da das kleine Restaurant kein Bier hatte. Nach dem sehr gemütlichen Abendessen liefen wir auf meinen Wunsch in Richtung des buddhistischen Ladens, weil ich mir überlegt hatte, doch eine Kette zu kaufen. Aber als ich fast vor dem Laden stand war ich mir nicht sicher, ob ich diese Kette überhaupt anziehen würde und ließ den Kauf bleiben. Im Hotel ruhten wir uns vom vielen Laufen noch eine Runde aus, bevor wir gegen 19.15 Uhr unsere Sachen nahmen und zur Hauptstraße liefen, wo wir mit dem Bus 202 zum Hauptbahnhof von SuZhou fuhren.
Im Bahnhof setzten wir uns in die Nähe des Bahnsteigeingangs und warteten auf die Öffnung des Tors. Ich unterhielt mich derweil mit einem Bahnangestellten neben uns, der uns kurz vor Ankunft des Zuges, das Tor neben uns öffnete, sodass wir, die beiden Ausländer, vor allen anderen zum Bahnsteig gehen konnten. Das war spannend und interessant zugleich. Wir freuten uns, auch wenn wir mit dieser Aktion an genau das für uns falsche Ende des Zuges liefen. Schließlich war unser Treppenabgang am Waggon 1 und unsere Tickets galten für den Waggon 16. Im Zug fanden wir schnell unsere Plätze und nachdem ich meinen Blog aktualisiert hatte und die Lichter gelöscht waren, versuchten wir so gut wie möglich zu schlafen.
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