Montag, 9. April 2012

Montag, den 09.04.2012 – BeiJing Tag 5: Treffen mit Bill

In der Nacht wachten sowohl Siggi als auch ich immer wieder auf, so ungefähr im 2-Stundenrhythmus. Dennoch fühlten wir uns morgens, als wir in BeiJings Südbahnhof ankamen, einigermaßen frisch und fit. Ich freute mich, dass das U-Bahnnetz mittlerweile so gut ausgebaut ist und es auch an diesem Bahnhof eine U-Bahnanbindung gibt. Es ersparte mir Zeit, mich nach passenden Busverbindungen umzugucken. Bei McDonald’s kaufte ich Siggi seinen morgendlichen Kaffee, während ich nach Übernachtungsmöglichkeiten in BeiJing herumtelefonierte. Schließlich wollten wir Arnaud nicht zu viel belästigen. Die Preise in BeiJing waren jedoch gewaltig. Unter 200¥ gab es kein Doppelbettzimmer mit integriertem Bad, außer wir würden erneut eine öffentliche Dusche sowie ein öffentliches WC akzeptieren. Siggi wollte jedoch nach dem letzten Hotel endlich einmal wieder ein eigenes Bad auf dem Zimmer haben. Letztendlich gingen wir in die Jugendherberge neben der verbotenen Stadt. Ich hatte am Telefon einen Preis von 220¥ verstanden, doch vor Ort lag der Preis plötzlich bei 240¥. Wir nahmen das Zimmer für den Preis, weil Siggi meinte, wir könnten uns ja mal etwas gönnen. Ich fand den Preis zu teuer, sagte aber nichts. Ich kann Siggi verstehen, dass er keine Lust hat, noch weiter nach einer anderen Übernachtungsmöglichkeit zu gucken. Also bezahlten wir für 3 Nächte mal eben 820¥ inklusive einer Kaution von 100¥.
Nachdem wir unsere Rucksäcke im Hostel zwischengelagert hatten, weil unser Zimmer noch nicht beziehbar waren, rief daraufhin kurz unsere E-Mails ab und anschließend zogen wir los. Ich wollte Siggi meine alte Firma Vanceinfo zeigen, wo ich 2007 bis 2008 ein Jahr gearbeitet hatte. Vor allem wollte ich dort ganz bestimmte Leute besuchen, die evtl. noch vor Ort arbeiten. Heidi rief ich auf dem Weg zu VanceInfo an, doch diese hatte heute leider keine Zeit, sodass wir uns für Mittwochabend zum Essen verabredeten. In Xi‘ErQi angekommen hat sich vieles verändert. Die Bahnhaltestelle wurde um ca. 100 Meter verlegt, weil Xi’ErQi nun eine Transferstation für eine weitere U-Bahnlinie in den Norden ist. Die alte Station existiert zwar noch, war jedoch inaktiv. Bei meiner alten Firma angekommen, erkundigte ich mich nach Bill und Tom, doch diese Namen kannte man dort nicht. Na klar, es sind ja auch nicht die chinesischen Namen, sondern selbstgegebene englische Namen. Ich hatte also keine Ahnung, wie ich überhaupt an diese Personen rankommen sollte. Ich hatte weder eine E-Mail-Adresse noch eine Mobiltelefonnummer von den beiden mit. Tom war mir nicht so wichtig, aber Bill wollte ich auf jeden Fall wiedersehen, da er mir in meinem Auslandsjahr ans Herz gewachsen war. VanceInfo besaß im gleichen Teil des Gebäudes nur in der 3. Etage eine weitere Abteilung, in der damals Tom und Bill gesessen hatten. Dort wollte mein Glück versuchen. Auf dem Weg zum Treppenabgang fand ich am Ende des Korridors eine weitere Tür zu Arbeitsräumen vor, die für mich neu war. Als einen Blick hinein warf, traute ich meinen Augen nicht, denn da saß Bill und unterhielt sich mit jemandem.
Ich war überglücklich Bill dort sitzen zu sehen und er konnte es ebenso wenig fassen wie ich, mich nach so langer Zeit plötzlich in China zu sehen. Nachdem Siggi und ich 10 Minuten auf Bill gewartet hatten, gingen wir gemeinsam Essen. Bill suchte viele lecker Sachen aus und bestellte drauflos. Nachdem wir Bill auch nach Getränken fragten, kamen im Nu noch 3 Bier dazu. Das Essen war wirklich lecker und nicht gerade günstig. Zwischenzeitlich kam eine Rechnung von ca. 280¥ am Tisch an und Bill bestellte noch ein weiteres Gericht sowie 3 weitere Biere. Wenn wir tranken, leerten Bill und ich immer sofort unsere Gläser. Glücklicherweise waren es nur kleine Gläser und das Bier hat nicht so viele Umdrehungen wie bei uns in Deutschland. Ansonsten wäre ich wirklich schnell betrunken gewesen. Als ich die Rechnung bezahlen wollte, setzte sich Bill vehement zur Wehr. Ich konnte ihn nicht davon abhalten, die Rechnung zu bezahlen. Nach diesem wirklich fantastischen Mittagsessen brachten wir Bill zurück zur Arbeit, wo er mir noch etwas zu trinken mit auf den Weg gab.


Im Gebäude direkt um die Ecke befand sich ein weiteres von VanceInfo bewohntes Gebäude, in dem nach meinem Wissensstand Sarah vorzufinden sein sollte. Diese war jedoch gerade nicht vor Ort, sodass Siggi und ich zum dritten VanceInfo-Gebäude, in dem ich damals als Tester für VMware-Projekte gearbeitet hatte, gingen. Auf dem Weg dahin, guckte ich, ob das damalige YunNan-Cousin-Restaurant noch existierte. Fehlanzeige. Im anderen Gebäude angekommen hatte ich leider auch Pech. Sarah und Sabine waren beide leider nicht anzutreffen. Sabine schon alleine deswegen nicht, weil sie seit ca. einer Woche den Job bei VanceInfo gekündigt hatte, was ich von der neuen Projektleiterin erfuhr. Also fuhren wir mit einem Zwischenstopp bei der Bank, um neues Geld zu holen, mit dem Bus nach ZhongGuanCun.
ZhongGuanCun ist für sein Elektronik- und Zubehörangebot sehr bekannt. Daher wollte ich eine Laptoptasche für Anitas Netbook, einen USB-Stick zur Datensicherung und einen SD-Kartenleser – mein letzter wurde in Indien gestohlen – einkaufen. Die Netbook-Tasche haben wir für 10¥ bekommen, den SD-Kartenleser für 5¥ und den USB-Stick mit 16 GB Speicherplatz für 60¥. Der Kauf von letzterem war wohl kein gutes Geschäft für die beiden Damen. Sie schienen nach dem Kauf geknickt, haben jedoch bei der Übergabe des Geldes nichts gegen den Kauf gesagt, sodass damit das Geschäft wirksam war. Der USB-Stick hat für uns größte Bedeutung, weil die Festplatte von Anita Problem macht und ich Sorge habe, dass die Festplatte bald ganz den Geist aufgibt und die ganzen Bilder sowie der Blog damit weg sind. Zum Abschluss unseres ZhongGuanCun-Besuchs suchte ich noch nach einem Akku für meine Kamera, musste aber mit Bedauern feststellen, dass sich in den Ebenen, wo 2008 noch allerhand Computersachen, Akkus und Werkzeug verkauft wurden, nun ausschließlich Mobiltelefonverkaufsstände befinden. Nach einer umfangreichen Suche fand ich einen kleinen Laden mit Akkus, der mir für 80¥ einen Akku für meine Kamera anbot. Das war mir in diesem Fall zu teuer und so beendeten wir unseren Einkauf in ZhongGuanCun.
Von ZhongGuanCun aus wollten wir, vielmehr ich, zum Olympiastadion fahren. Ich bemerkte aber, dass Siggi keine Lust mehr dazu hatte und sich außerdem die Zeit langsam der 18 Uhr näherte. Daher änderte ich meinen Plan und fuhr mit Siggi sofort zu unserem Hostel. Am TianAnMen-Ost angekommen sollte bald die Parade zum Flaggeneinholen stattfinden. Da Siggi das hier in BeiJing noch nicht gesehen hatte, machten wir einen kurzen Abstecher zum TianAnMen-Platz. Dabei wurden wir zwei Mal kurz hintereinander von jungen Mädels angesprochen, ob wir neu in BeiJing wären, und nicht Lust hätten, gleich mit ihnen etwas trinken zu gehen. Da uns beiden diese Masche bekannt war, lehnten wir freundlich dankend ab und wurden sie so nach kurzer Zeit auch wieder los. Nachdem die Flagge erneut erfolgreich gesichert in die verbotene Stadt getragen wurde, machten wir uns auf dem Weg zurück ins Hotel und kauften unterwegs jeweils ein Bier für 4¥. Die WangFuJing lag quasi auf dem Weg und dort herrschte wieder reges Treiben, sodass ich Siggi die vielen Essenständen an der WangFuJing zeigte. Siggi war faszinierend von der Essensvielfalt, die dort angeboten wurde. Dennoch aßen wir von allem nichts, weil ich darauf zum einen keinen Appetit hatte und es zum anderen auch überteuert war. Im Hostel stellten wir unsere Bierflaschen ab und ruhten uns etwas aus. Bevor wir uns zum Abendessen begaben, sicherte ich die Bilder, Videos und den Blog auf den gekauften USB-Stick.
Anschließend zogen wir zum Abendessen los. Nicht weit entfernt gab es ein kleines Restaurant, das günstig aussah und auch auf der Speisekarte keine teuren Gerichte aufwies. Das Bier kostete laut Karte 8¥ und so bestellten wir 3 kleine Gerichte und 2 Flaschen Bier dazu. Als Siggi bezahlen wollte, bekam er eine Rechnung über 82¥. Unsagbar teuer! Ich wunderte mich, warum es so teuer war und hakte nach. Der Restaurantbesitzer hat uns angeblich Bier verkauft, das nicht auf der Karte steht und 20¥ pro Flasche kostet! Wucher! Das war bisher das teuerste Bier, das wir je in China getrunken haben. Ich war empört, weil wir gerade verarscht wurden und ich nicht wusste, wie ich mich wehren sollte. Dem Restaurantbesitzer schien das nichts auszumachen und er bestand darauf, dass die Rechnung bezahlt wurde. Auf der einen Seite spart man und dann, wenn man nicht aufpasst und nicht nach jedem kleinsten Detail ausführlich fragt, schmeißt man das Geld wieder zum Fenster raus. Bisher haben wir in China ja nur nette Leute getroffen, aber der Typ hatte es in sich. Wir bezahlten freundlich lächelnd und damit hatte er uns das letzte Mal gesehen.
Nach diesem schlechten Erlebnis gingen wir noch einmal über die WangFuJing, auf der Suche nach einem Kaffee- und Frühstücksladen für Siggi. Mit McDonald’s wurden wir, so glaube ich, für Siggi fündig. In einem Laden fragte ich noch nach Bananen für Siggi und mich, die mir jedoch mit 8¥ für 500 Gramm viel zu teuer waren. Im kleinen Supermarkt neben dem Hotel kosteten diese pro 500 Gramm lediglich 3¥. Wir kauften 4 Bananen und gingen ins Hotel zurück, wo ich beim Empfang das sehr langsame Internet nutzte und den Blog aktualisierte, während Siggi sich aufs Zimmer begab.
Als ich wieder im Zimmer ankam erzählte mir Siggi, dass der Haarfön nicht funktioniert und das Wasser warm, aber nicht heiß ist. Ich fand den Preis von 240¥ für das Zimmer teuer, da wir bereits bessere Hostels kennenlernen durften, deren Ambiente bei günstigerem Preis um ein vielfaches besser war. Ich hätte am liebsten sofort das Hostel gewechselt, aber ohne eine gute Alternative war das keine gute Idee. In einer Reisegemeinschaft muss man sich eben einigen können und Kompromisse eingehen. Ich bin wohl recht rebellisch, wenn es um schlechte Erfahrungen geht. Siggis Rat alleine zu reisen, ist für mich eine gute Option, weil ich mich so nicht nach anderen Leuten richten muss und damit viel flexibler bin. Zum Schluss schrieb ich noch den Blog für den heutigen Tag, wusch ein paar meiner Sachen aus und legte mich anschließend hin. Für Siggi hatte ich vor dem Schlafengehen immerhin noch eine gute Nachricht, nämlich dass das Frühstück im Hotel für ein Iss-So-Viel-Du-Kannst-Buffet 20¥ kostet. Da ist dann definitiv mehr als ein Kaffee für Siggi drin.

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