Montag, 2. April 2012

Montag, den 02.04.2012 – HuaShan Tag 2

Gegen 5 Uhr waren die ersten Leute in unserem Zimmer wach und Siggi und ich damit auch. Zwar stand unser Wecker auf 5.30 Uhr, aber ich war irgendwie froh Siggi Richtung Toilette aufbrechen zu hören. Als dieser zurück war, meinte er nur, dass draußen ein unglaublicher Trubel herrsche und an der Toilette eine lange Schlange anstand. Scheinbar war die halbe Welt auf dem Weg zur Bergspitze, um den Sonnenaufgang mitzuerleben. Kurzerhand beschloss ich mit Siggi auch aufzubrechen, da ich nicht weiterhin lustlos wach im Bett zu liegen. Also nahmen wir die Füße in die Hand und machten uns mit gepackten Sachen an den Bergaufstieg.
Draußen war es dunkel und tatsächlich waren wirklich sehr viele Leute unterwegs. Viele von ihnen waren sehr müde. Entweder haben sie weiter unten irgendwo übernachtet oder sind vom Fuße des Berges bereits um Mitternacht rum aufgebrochen, nur um den Sonnenaufgang mitzuerleben. Wir beiden waren jedenfalls froh, dass wir für die Nacht ein Bett und zudem auch noch guten Schlaf hatten. Am Wegrand standen in Abständen kleine Leuchten, sodass für den Bergaufstieg in der Regel keine Taschenlampe benötigt wurde. Für uns stellten sich die unterschiedlich hohen Stufen als größeres Problem heraus, weil man sich im Trott auf keine einheitliche Stufenhöhe einstellen konnte. Hinzu kamen die vielen Leute, die einfach mittendrin stehen blieben und damit den Gehfluss unterbrachen. Siggi ärgerte sich darüber immens und noch mehr über sich selbst, weil er innerhabl kürzester Zeit immer wieder an seinen Grenzen stieß. Er spuckte, fauchte und fluchte. Ich konnte nur schwer mit dem Verhalten umgehen und meine Versuche ihn zu beruhigen, stießen scheinbar auf taube Ohren. Dennoch ging Siggi stetig weiter, bis wir an einem Schild ankamen, an dem sich der Weg gabelte und uns viele Chinesen den Weg versperrten.
Ich orientierte mich kurz an dem Schild und schon konnte es weitergehen, doch Siggi war plötzlich weg. Ich hatte ihn verloren und wusste nicht, ob er an den rechten oder den linken Weg genommen hatte. Also lief ich den ziemlich ebenen Weg nach rechts entlang, stieß jedoch auf keine andere Person. Also folgte ich zurück am Schild den Weg links vorbei weiter nach oben, wo mich Siggi bereits mit schlechter Laune an einer weiteren Abzweigung erwartete. Es war windig und er stand dort und wartete mit nassgeschwitzten Klamotten auf mich. Wir bogen nach links ab und waren nach wenigen Metern an meinem gewünschten Zielpunkt dem Pavillon angekommen.



Die Wolken am Himmel ließen vermuten, dass heute wohl kein toller Sonnenaufgang stattfinden wird. Da ich mir noch den kompletten Gipfel angucken wollte, Siggi hingegen keinen weiteren Schritt tun wollte, vereinbarten wir, dass ich meinen Rundgang am HuaShan über die unterschiedlichen Gipfel alleine mache und wir uns anschließend am Pavillon wiedertreffen. Da wir schon so früh unterwegs waren, konnte meine Rundtour früher als geplant starten. Ich kletterte zügig zum Ostgipfel hinauf, wo ich an der steilen Treppe einige Chinesen beim Hochklettern überholte, weil die einfach nur langsam waren. Oben auf dem Berg war es brechend voll, doch vom Sonnenaufgang war nicht viel zu sehen. Ich konnte noch nicht einmal einen einzigen Sonnenstrahl erhaschen.



Vom Ostgipfel ging ich zum noch höheren Südgipfel und legte am Südlichen Himmelstor (NanTianMen) einen Zwischenstop mit Ausblick auf den Ostgipfel ein.






Am Südgipfel war es ein wenig kühler als am Ostgipfel und zudem fand ich noch einige Schneeüberreste vom Winter. Ich war richtig froh, dass ich neben einem Unterhemd noch ein langes T-Shirt, einen Pullover und eine Jacke an hatte. Oben angekommen, bot sich mir eine phantastische Aussicht.





Nachdem ich mich mit ein paar jungen Chinesen unterhalten hatte, ging ich weiter zum Westgipfel, wo ich auf ein ausländisches Pärchen traf, die für 95¥ pro Person im Mehrbettzimmer auf dem Westgipfel übernachtet hatten. Die Unterkunft soll dort sehr sauber gewesen sein.





Noch schnell Fotos mit und für Chinesen gemacht, guckte ich mir den Westgipfel an und genoss die Aussicht auf den Südgipfel, den Ostgipfel, wo Siggi auf mich wartete und die weitere Umgebung. Die Sonne hatte keine Chance durch die Wolkendecke zu kommen, also ging ich möglichst schnell ohne Umwege über den Zentralgipfel zu Siggi zurück. Dieser hatte sich vom Pavillon auf eine Bank zurückgezogen, weil es da weniger windig und damit wärmer war. Er hatte bereits alle seine Sachen an, die er zum Anziehen mithatte und meinte, dass es sehr frisch wäre. Siggi, der möglichst auf direktem Weg nach unten gehen wollte, konnte von mir zu einem kleinen Umweg überredet werden. So gingen wir noch kurz wenige Stufen nach oben, um zumindest einmal gemeinsam auf dem Zentralgipfel gestanden zu haben. Der Tempel auf dem Zentralgipfel war kurz vor unserer Ankunft geschlossen worden.



Da nicht abzusehen war, wann der Tempel wieder geöffnet wird und Siggi geschafft war, begannen wir gemütlich mit unserem Abstieg, der recht zügig voranging. Nachdem wir ungefähr 500 Meter zurückgelegt hatten, fiel mir auf dem Boden die Marke von 7,2 km ins Auge, die wohl die Entfernung vom Eingang bis hier angibt.



Auf dem Weg nach unten kamen uns sehr viele Leute entgegen und wir waren froh, dass wir in die entgegengesetzte Richtung liefen. Außerdem zog sich der Himmel immer weiter zu, sodass wir teilweise ein paar recht sandige Regentropfen abbekamen, der seine Spuren auf unseren Klamotten hinterließ.


Während des Abstiegs bewunderten Siggi und ich die Leute, die unglaublich schwere Sachen, wie Verpflegung, Eisenstangen und vieles mehr nach oben trugen, was wirklich Schwerstarbeit ist.



Der Weg bis zu den letzten Stufen des Berges zog sich und wir waren sehr froh, als wir die letzte Stufe des Berges passiert hatten.




Von dort aus verblieben bis zum Bergeingang noch ca. 3,8 km. Doch ohne Stufen auf nassem Untergrund zu laufen, war keine leichte Aufgabe. Siggi hatte mit seinen Sportschuhen richtig Probleme auf dem rutschigen Untergrund Halt zu finden. Da hatte ich es mit meinen Wanderschuhen deutlich einfacher. Zudem zog sich der Weg richtig in die Länge und wir mussten beim Bergabgehen sehr auf unsere Knie aufpassen, weil diese sehr beansprucht wurden.
Als wir endlich die restlichen Kilometern und einige Fotos mit Chinesen später am Eingang ankamen, gingen wir durch den davorliegenden Garten und ruhten uns erst einmal ein wenig aus. Nach einem weiteren Foto chinesischen Damen und dem Verzehr der restlichen Vorräte von Schokolade und Keksen gingen wir zur liegenden Statue vor dem Garten, wo Siggi noch ein abschließendes Foto mit einer jungen Chinesin machte.


An der Busstation passierten wir die lange Warteschlange nach XiAn und aßen uns unten an der Hauptstraße in einem Restaurant eine sehr leckere Nudelsuppe. Nach dem leckeren Essen reihten wir uns in die Schlange für den Bus ein, da es nach Auskunft einer Frau keinen anderen Bus nach XiAn gibt. Nach kurzer Wartezeit waren wir zwei Stunden später wieder in XiAn. Nach einem Kaffee und einem Milchshake bei McDonald’s suchten wir unser Hostel auf und legten uns nach einer erfrischenden Regendusche ein Weilchen schlafen.



Gegen Abend aßen wir uns um die Ecke vom Hostel in einem Restaurant vier Gerichte bei einer Flasche Bier. Die Gerichte waren lecker, groß und günstig. Damit wurde dieses Restaurant für die restliche Zeit in XiAn zu unserem Stammrestaurant. Im Hostel setzten wir uns noch etwas ins Lokal und überprüften unsere E-Mails, die wir umgehend beantworteten. Zwischenzeitlich unterhielten wir uns mit einer ausländischen Studentenreisegruppe aus BeiJing, die direkt neben uns saßen. Sie studieren in BeiJing Chinesisch und bleiben die ganze Woche zum Urlaub in XiAn. Dabei steht für die Jungs und Mädels auch noch der HuaShan auf dem Reiseplan. Geschafft vom gestrigen und heutigen Tag begaben wir uns ins Bett, tranken noch eine Flasche Bier zusammen auf den zwar anstrengenden und dennoch schönen Ausflug und schliefen ein.

Keine Kommentare: