Freitag, 19. Februar 2010

Freitag, den 19. Februar 2010 (Teil 2) – Der Besuch der „Marble Rocks“

Ich wachte gegen 12 Uhr mittags bereits auf, stellte fest, dass der Freund von Vivek bereits gegangen war und die Tür hinter sich offen gelassen hat. Also schloss ich diese und legte mich wieder ins Bett. Um 14 Uhr klopfte es an die Tür und Bipul stand davor. Er meinte, er war schon vorher da, aber ich hätte da nicht auf sein Klopfen reagiert. Ich sollte mich fertig machen, weil sie mich zu einem Ausflugsziel in Jabalpur mitnehmen wollten. Innerhalb von 10 Minuten war ich fertig und wir, Bipul, seine Frau und ich fuhren zu einem weiteren Bekannten, der auch auf der Hochzeit war. Dort guckte ich mir mit Bipul dessen Hochzeitsbilder an und erfuhr, woran man unter anderem eine verheiratete Frau erkennt nämlich dem roten Punkt auf der Stirn, die goldene Kette und die rote Haarfärbung. Der Punkt kommt durch die Religion und wird mindestens von jeder verheirateten Frau getragen. Es gibt auch unverheiratete Personen, die diesen Punkt tragen, die dies jedoch rein religiös tun. Die goldene Kette ersetzt die goldene Schärpe/Stoffkette, die bei der Feuerzeremonie der Braut umgelegt wird. Diese muss immer von der Braut getragen werden. Zudem muss sich die Frau den Scheitelansatz ca. 5 cm weit rot färben. Nachdem wir mit dem Fotogucken fertig waren und ich ein hausgemachtes Essen serviert bekommen hatte, fuhren wir mit zwei Autos zu den „Marble Rocks“.
Diese Sehenswürdigkeit wird von einem heiligen Fluss durchflossen, der sich über die Jahrhunderte in den meist weißen Stein eingegraben hat. Wir, d. h. die Familie, Bipul und Frau, ein weiteres Pärchen und ich gingen zu einem Sessellift und fuhren auf die andere Seite des Flusses. Dort gingen wir an die Absperrung, guckten uns die Gegend an, machten Fotos und gingen wieder zum Sessellift zurück. Dort tranken wir noch frisch gepressten Zuckerrohrsaft mit Minz- und Zitronengeschmack und fuhren mit dem Sessellift zurück. Zurück am Auto dachte ich, dass wir uns den Fluss von beiden Seiten angucken würden, aber dies war nicht der Fall. Wir fuhren einen Teil der Strecke ca. 1 km mit dem Auto zurück und stiegen erneut aus, um dort zu einem ebenen Teil des Flusses mit Ruderbooten zu gehen. Dort fand ich einige Kinder vor, die, sofern man Münzgeld ins Wasser schmiss, diesem hinterher tauchte und es ziemlich schnell wieder aus dem Wasser fischte, quasi als kleine Attraktion, wodurch diese sich etwas Unterhalt verdienten. Wir mieteten eines der Boote und Bipul kam mit einigen Getränken und Chips an. Alle im Boot sitzend, fuhren wir mit dem Boot einmal den Fluss hinauf und wieder hinunter, um uns die Marble Rocks anzugucken, die aus wunderbarem und schönen weißen, goldenen und schwarzen Gestein bestanden. Auf der Fahrt saß der 5 jährige Sohn der Gastfamilie neben mir und ich hielt ihn fest, damit er nichts ins Wasser fallen konnte. Dabei wehrte er sich hin und wieder gegen meine lockere Festhalte und packte hin und wieder ins Wasser, obwohl ihm die Eltern dieses verboten hatten. An den Augen konnte man sehen, dass er etwas hinterhältig sein konnte. Später spielte er mit meinem Einverständnis etwas mit meiner Kamera herum, wobei ich diese mit einer Schlaufe immer noch um mein Handgelenk unter Kontrolle hatte.
Wieder zurück an Land liefen wir zurück zu den Autos, wo ich vorne links im Auto Platz nehmen sollte. Dort fand ich den kleinen Jungen vor, der dort nicht weichen wollte. Also nahm ich diesen auf meinen Schoß und schnallte ihn mit an. Es stellte sich später heraus, dass dies ein Fehler war. Der Junge spielte an einigen Instrumenten im Auto herum, wurde weder vom Fahrer noch von den Eltern ermahnt. Zudem schien ihm meine Anwesenheit nicht zu gefallen, sodass er sich gegen mich wehrte bzw. mich angriff. Ich versuchte den Jungen von einigen Dingen wie beispielsweise am Rumspielen am Außenspiegel abzuhalten, da ich Angst hatte, dass dieser kaputt geht. Er dankte es mir, indem er mir mit dem Ellenbogen in die Seite boxte, mit dem Kopf gegen meine Brust hämmerte und mir diesen unters Kinn drückte. Der Fahrer sagte den Eltern Bescheid, als er mich blutig kratze, worauf ich meine Brille auszog, die schon von ihm heruntergeschlagen wurde, und ihn einfach nur noch festhielt. Wieder bei der Familie zu Hause angekommen, setzte ich den Jungen aus dem Auto, um weder ihm noch mir zu schaden und er wehrte sich so vehement, dass er dabei stolperte und sich den Fuß weh tat. Im Haus, während ich ein leckeres hausgemachtes Abendbrot bekam, erzählte der Fahrer von dem Vorfall im Auto dem Vater des Kindes und dieser wollte, dass sich der Sohn entschuldigt, aber das Kind machte keinen Anschein einer Entschuldigung. Hier lernte ich, wie viel die Augen über einen Menschen aussagen können, wenn man darauf achtet. Nach dem Essen wurde Bipul mit seiner Frau und mir von dessen Fahrer abgeholt und zurück zum Hotel gefahren, wo ich meine Sachen schnell packte und diese im Zimmer von Bipul lagerte.
Danach wurden wir in die Nähe von Viveks Haus gefahren, wo uns Vivek mit seinem Auto abholte, weil wir dessen Haus nicht fanden. Dort wurde ich herzlichst empfangen und ich hatte endlich etwas mehr Zeit mit Vivek zu quatschen. Viele aus der Familie wollten sich auch mit mir unterhalten und ein kleiner Junge fiel mir besonders auf. Er hatte unheimlich strahlende klare Augen und kam ziemlich oft in meine Nähe, war jedoch etwas schüchtern. Vivek erzählte mir, dass dieser immer wieder gefragt hatte, wo denn der ausländische große Junge wäre und wann der endlich komme, schließlich wollte er mich unbedingt sehen. Das fand ich so süß. Während meiner Unterhaltung mit einigen Erwachsenen und Vivek kam ich auch dem Kind näher und wir hatten viel Spaß miteinander beim Spielen. Leider hatte ich bei Vivek auch nur eine begrenzte Zeit, denn Bipul wollte mit seiner Frau und einem weiteren Ehepaar noch heute Nacht nach Bhopal reisen und ich hatte dem zugestimmt. Bipul hatte bereits ein einfaches Zugticket für mich besorgt und wollte alles Weitere später klären. Bevor es jedoch wieder von Vivek losging, hatte ich noch die Möglichkeit eine weitere sehr leckere hausgemachte Mahlzeit zu mir zu nehmen. Abschließend wurde ich mit einem Punkt auf der Stirn und einem Geschenk von Vivek verabschiedet, welches aus einem Hochzeitsgewand für mich, einer Essensdose im indischen Stil und 2 Paketen Süßigkeiten bestand. Ich nahm alles dankend mit, obwohl ich später herausfand, dass es ein Fehler war, diese auf meiner weiteren Reise mitzunehmen, dazu später mehr.
Zurück im Hotel packte Bipul mit seiner Frau seine Sachen, ich gab den Turban an ein Familienmitglied von Vivek zurück, welcher anschließend mit dem Auto zu Vivek zurückkehrte. Als Bipul und Frau unten am Hotel ankamen, gingen wir zum um die Ecke liegenden Bahnhof und warteten dort auf den Zug. Hier kam noch einmal die Familie vom Ausflug zur Verabschiedung, weil sie das andere Ehepaar mitgebracht hatte. Der Junge, der mich gekratzt hatte, übergab mir eine Wasserflasche und ich gab ihm dafür ein Stück Schokolade. Für ihn war die Sache von vorher vergessen und für mich damit auch. Als der Zug kam, wollte Bipul, dass ich mit in das klimatisierte 4er Abteil kam. Er hatte schon mit dem Schaffner beim Eintritt gesprochen, sodass ich zumindest den Wagon betreten durfte. Anschließend, als der Zug bereits losgefahren war, sprach Bipul erneut mit dem Schaffner und ich bestach den Schaffner mit 500 Rs, damit ich eines der beiden Betten von Bipul für die Nacht haben konnte. Bipul bezog unten mit seiner Frau das Bett, während ich es mir oben bequem machte. Ich ärgerte mich ein wenig über die so leichtsinnig ausgegeben 500 Rs, weil ich wusste, dass ein normales Ticket in der billigsten Schlafklasse deutlich günstiger war. Dafür verrechnete ich das mit dem kompletten Tag, der mich bisher nichts gekostet hatte, weil alles andere von Vivek oder den anderen bezahlt wurde. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.

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