Wir standen heute Morgen wieder sehr früh auf. Gegen 5 Uhr waren wir alle wach und pünktlich gegen 5.40 Uhr waren wir unten am Eingang versammelt, schließlich hatten wir für 5.45 Uhr eine Bootsfahrt gebucht. Dennoch warteten wir und mit einer ganzen Weile Verspätung kamen noch 3 Französinnen, die auch mit auf diese Bootsfahrt gingen. Wir folgten gemeinsam dem Bootsfahrer und stiegen in das Boot. Danach ruderte er gemütlich auf dem Ganges flussaufwärts. Wir waren in unserer Gegend die einzigen, aber weiter den Fluss hoch waren noch mehr Boote unterwegs. Die Ghats waren bereits sehr belebt, denn viele meditierten oder wuschen sich im Ganges. Vom Fluss aus konnte man wunderbare Bilder der Ghats und der Gebäude machen. An unserem Umkehrpunkt spielten einige Kinder Kricket am Ghat und einige Frauen wuschen Wäsche im Ganges. Auf der gegenüberliegenden Seite von Varanasi ging langsam die Sonne auf. Welch schöner Anblick. Als wir zurückfuhren, sahen wir auch ein paar Koreaner, die mit den Indern ins Wasser gehen wollten. Dort blieben sie aber nicht lange. Während wir zurückfuhren, kam ein Mann in einem Boot an uns heran und gab uns etwas in die Hand, was wir einfach ins Wasser setzen sollten. Ich riet Nessy davon ab, da er sicherlich im Anschluss dafür Geld haben wollte und so war es auch. Auf dem Wasser trieben auch einige aus Papier gefertigte kleine blütenähnliche Boote, die eine Kerze in sich trugen. Diese trieben zur Huldigung des Gottes Ganga im Wasser. Auf einem anderen Boot versuchte einer einmal das Boot durch Rudern zu steuern, stellte sich aber nicht sonderlich geschickt an. Dies versuchte ich auf unserem Boot wenig später auch und ich war deutlich erfolgreicher Man kann ja nur über andere lästern, wenn man es selber auch einmal probiert hat. :)
Wieder zurück an unserem Ablege-Ghat, schauten wir uns noch ein wenig um und gingen zu dem Marktplatz von gestern. Dort aßen Ido und ich etwas Leckeres zum Frühstück, nachdem wir kein anderes offenes Restaurant in der Gegend gefunden hatten. Sahar hatte keinen Hunger darauf und freute sich bald wieder zurück im Hotel zu sein, wo wir uns oben auf die Dachterrasse setzten und uns etwas unterhielten. Sahar bestellte sich etwas zu essen und wir anderen tranken etwas. So lernte ich auch die Französinnen vom Boot kennen, die am anderen Tisch saßen und eine kleine Rundreise in Indien machten. Aurélie schrieb mir ihre E-Mailadresse in mein Tagebuch, sodass ich sie bei einem Besuch in Frankreich auch mal kontaktieren könnte.
Danach zogen wir aus dem Mishra-Hotel aus und gingen Richtung Shiva-Hotel, wo wir auf dem Weg dahin Efrat aus Orchha trafen, die heute ihren Vater vom Flughafen abholen wollte. Nachdem Ido, Sahar und Nessy jeweils ihre Zimmer bezogen hatten, setzten diese sich oben auf die Dachterrasse und ich unterhielt mich mit Ido über Orte in Rajasthan, die diese bereits besucht hatten und die für mich wohl auch lohnenswert wären. Nessy war derweil im Internet und nachdem Ido und ich einen Chai-Tee getrunken hatten und es mittlerweile auch früh genug war, einmal in Deutschland per Skype anzurufen, machte ich mich auf die Suche nach einem Internetcafé, weil die Skype-PCs im Shiva-Hotel alle belegt waren. In der Gegend des Goldenen Tempels fand ich eine recht günstige Skype-Möglichkeit, die zudem auch schnelles Internet für nur 20 Rs bereitstellte. Hier konnte ich sowohl meine SD-Karten auf die Festplatte entleeren als auch mit meinen Eltern quatschen. Diese hörten sich nicht sonderlich wach an, da sie wohl gestern noch etwas länger in den Geburtstag meiner Schwester reingefeiert hatten, die somit auch zu Hause war. Was für ein Zufall.
Wir unterhielten uns eine gute Stunde und es war schön einmal die Stimmen der Familie alle beisammen zu haben. Nach dem Telefonat mit meiner Familie rief ich noch bei Siggi an, der meinte, dass er eigentlich gerade auf dem Weg nach Köln Anita abholen wäre. Da er aber noch etwas vergessen hatte, wäre er noch einmal zurückgekommen und just in dem Moment rief ich an. Es war kein Zufall sondern Schicksal, wie er meinte. Nach einem kurzen Gespräch mit Siggi telefonierte ich noch etwas mit ShaoYan in China und danach begab ich mich auch schon auf den Rückweg. Die vorher für mich so verwirrenden Gassen wurden bei jedem Mal einfacher und übersichtlicher für mich. Scheinbar kehrte mein Orientierungssinn zurück. Zurück auf der Dachterrasse war Nessy etwas bunt. Ein mit bunter Farbe gefüllter Wasserballon war auf die Dachterrasse geflogen und hatte ein paar Gäste etwas gefärbt. Diese Farben gehen nur sehr schwer wieder aus den Klamotten heraus, wie ich später erfuhr.
Am Tisch saßen noch ein paar andere Israelis, die mir zu meinem nächsten Reiseziel Agra ein paar Infos geben konnten. Danach ging ich mit Nessy und Ido noch zum Goldenen Tempel, wo keine Fotos gemacht werden durften, sodass ich alles, was ich nicht brauchte, im Hotel zurückließ. Nachdem wir auf Gegenstände kontrolliert worden waren, mussten wir drinnen bezeugen, dass wir „Gläubige“ wären und wir mussten uns dafür in eine Liste eintragen. Ido fand das komisch und wartete auf Nessy und mich. Wir mussten dafür etwas zum Beten kaufen und im Tempel wurden wir quasi nur so durchgeschoben, sodass wir vom Tempel selber kaum etwas sahen. Letztendlich mussten wir noch eine „Spende“ an Shiva richten und Nessy legte für mich wie schon zu Beginn etwas aus. Ich hatte nämlich kein Geld mitgenommen. Nach dieser Erfahrung, die man auch nur einmal macht, zeigte ich Nessy und Ido den Internetraum und von dort aus gingen wir noch eine Kleinigkeit speisen. Diese schien mir nicht sonderlich gut bekommen zu sein, da ich im Hotel zurück direkt die Toilette aufsuchen musste.
Danach packte ich meine Sachen und verabschiedete mich von Ido, Sahar und Nessy und wünschte ihnen auf ihrer Reise noch viel Spaß und viele tolle Erfahrungen. Mit gepackten Sachen lief ich bis zum Bahnhof, in der Sorge zu spät dort anzukommen. Eine Rikscha wollte ich nicht nehmen, egal wie viel Leute mich fragten oder es mir anboten. Im Bahnhof angekommen, musste ich warten, weil der Zug Verspätung hatte. So ging ich noch einmal zum Busbahnhof, um dort mein Wasser aufzufüllen und in naher Umgebung noch etwas Verpflegung in Form von Bananen und Keksen zu kaufen. Sobald ich vom Bahnhof aus rausging, sprachen mich wieder eine Menge Rikscha-Fahrer an, aber als ich von außen auf den Bahnhof zuging, sprach mich keiner an. Vor dem Bahnhof stand jedenfalls eine große Menge an Rikschas rum. Im Bahnhof schrieb ich fleißig an meinem Tagebuch weiter, wobei mich nur die Mücken etwas störten. Als mein Zug endlich eintraf, ging ich mit vielen Reisenden zum entsprechenden Gleis und stieg in den entsprechenden Zugabteil ein. Die deutschen Mädels, die ich morgens noch im Mishra-Hotel auf der Dachterrasse gesehen hatte, waren auch in meinem Zugabteil, doch mit denen unterhielt ich mich überhaupt nicht. Ich quatschte eher mit den zwei Franzosen, die zwei Betten im gleichen Abteil hatten. Nachdem ich später noch etwas mein Tagebuch weitergeschrieben hatte und auch noch etwas gelesen hatte, legte ich mich schlafen. Morgen wollte ich fit für Agra sein.
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