Donnerstag, 25. Februar 2010

Donnerstag, den 25. Februar 2010 – Anstrengende Busreise nach Varanasi

Wir sind gegen kurz vor 5 Uhr aufgestanden, haben uns recht zügig fertig gemacht und waren gegen 5.15 Uhr auf dem Weg zum Busbahnhof. Schließlich hatte der Ladeninhaber vom Vortag gesagt, dass wir ca. 30 Minuten vor Eintreffen des Busses da sein sollten. Das Hotel hatten wir gestern Abend noch bezahlt, damit wir heute Morgen damit keine Probleme mehr hatten. Wir kamen gegen 5.30 Uhr pünktlich am Busbahnhof an und der Ladenbesitzer war bereits da, hatte aber noch nichts aufgebaut. Er sagte, wir sollten etwas Geduld haben, der Bus käme auf jeden Fall. Wir genehmigten uns einen morgendlichen Chai-Tee und wir kauften uns etwas Verpflegung für die Busreise, als der Bus angekommen war. Ich entdeckte Kokosnusskekse, die sogar in einer Vorratspackung für nur 10 Rs verkauft wurden. Davon kaufte ich mir eine Packung und ich kaufte mir eine Ausgabe des Kamasutra-Buches. Es gab noch eine günstigere Buchversion als die für 40 Rs, aber die schienen mir qualitativ nicht gut. Die Busfahrt kostete ca. 270 Rs und sollte wohl den ganzen Tag dauern. Mit uns reiste ein Franzose von Khajuraho nach Varanasi. Der Busschaffner meinte, dass es hinten wohl etwas holprig werden würde, was ich aber erst später verstehen sollte. Dafür hatte ich hinten meine entsprechende Beinfreiheit. Die anderen Reisenden, die während der Fahrt noch hinzustiegen, setzen sich möglichst weit vorne hin, was uns zunächst hinten viel Freiraum ließ.
Ca. alle zwei Stunden machten wir einen etwas längeren Stopp, sodass wir uns etwas zu essen kaufen konnten. Die Busfahrt war nicht sonderlich spannend. Ich las viel auf der Busfahrt, was sehr anstrengend war, da ich für 1 Seite so lange wie unter normalen Umständen für 4 Seiten brauchte. Die Busfahrt war eben sehr holprig und wir fuhren nicht auf den besten Straßen. Mir kam es vor als ob der Fahrer absichtlich die Straßen mit den meisten Unebenheiten und Schlaglöchern wählte. Teilweise hoben wir hinten auf den Sitzen einen halben Meter ab bzw. standen, falls wir es rechtzeitig bemerkten. Auf der Fahrt hörte ich noch einiges an Musik oder schlief, sofern ich es konnte.
Gegen Abend ca. 20-21 Uhr kamen wir in Varanasi an und wir waren von der Fahrt geschlaucht. Der Franzose hatte eine ungefähre Vorstellung, wo er hin wollte und er informierte uns, dass wir das den Rikscha-Fahrern nicht sagen sollten, da diese versuchen eine Provision für das Auffinden des Hotels beim Hotel selber abzusahnen, die wir natürlich draufzahlen müssen. Wir hängten uns an den Franzosen, der nur eine Gegend angab, sodass wir mit zwei Rikschas zu der gewünschten Stelle gefahren wurden. Zwischendurch hielten die Rikscha-Fahrer an und fragten, ob wir wirklich schon ein Hotel hätten, ansonsten hätten sie da etwas für uns. Ja wir waren uns sicher, ein Hotel zu haben, auch wenn das gelogen war. Nachdem wir angekommen waren und der Franzose die Gegend kurz überprüft hatte, bezahlten wir die Rikscha-Fahrer und machten uns auf den Weg. Das vom Franzosen gewünschte Hotel war voll. Wir machten uns auf die Suche nach einem anderen Hotel und komischerweise hatte der Hotelinhaber direkt jemanden für uns an der Hand, der uns zu einem anderen Hotel führen konnte, obwohl wir das nicht wollten. Ich hängte mich an den Typen, während der Franzose es woanders versuchte. Letztendlich war es etwas chaotisch, da ich später mit Ido mir das andere Hotel anguckte, der Franzose wohl zwischenzeitlich etwas gefunden hatte und wir damit von ihm getrennt waren. Wir kamen für einen angemessenen Preis von 450 Rs für das Dreierzimmer und Nessy mit 200 Rs für das Einzelzimmer in einem Hotel unter. Der Führer wollte etwas Geld von uns habe, aber wir wollten ihm nichts geben. Nach einem kleinen Abendsnack legten wir uns zum Schlafen hin. Ido nahm noch eine Tablette gegen eine Erkältung ein, da es ihm nicht sonderlich gut ging. Morgen wollten wir dann nach einer neuen Unterkunft suchen, dem Shanti-Hostel, welches Ido und Sahar sich vorher ausgeguckt hatten.

Da an diesem Tag nicht sonderlich viel passiert ist, möchte ich hier noch etwas von dem Hochzeitsgespräch mit dem jüngeren Bruder erzählen. Wie ich vorher schon erwähnt hatte, unterhielten wir uns auch über das Kastensystem in Indien, welches nach wie vor eine große Bedeutung in Indien besitzt. In Indien gibt es 4 verschiedene Kasten mit entsprechenden Unterkasten: Hinduismus (1. Brahmanen, 2. Kshatriyas, 3. Vaishyas, 4. Shudras), Buddhismus, Muslime und Christen. Vivek und seine Frau gehören der obersten Kaste den Brahmanen an, die auch nur untereinander heiraten dürfen. Es besteht immer noch der Glaube, dass man die unterschiedlichen Kasten nicht miteinander mischen darf/sollte. Es ist auch nicht erlaubt bzw. gern gesehen, wenn Personen des Hinduismus mit anderen Religionen in dem Fall auch Kastenarten heiraten, was aber vorkommt. Falls ein/e Inder/in eine/n Christen/in heiratet, gehört er nicht mehr dem Hinduismus bzw. dieser Kaste an.
Das Kastensystem wirkt sich auch auf die Berufswahl und die Einstellungsmöglichkeiten aus. Dem Entsprechend stehen den oberen Klassen bessere Berufsmöglichkeiten zur Auswahl, was alleine durch die entsprechende Schulbildung unterstützt wird. Denn diese Leute haben ausreichend Geld, um ihren Kindern eine Privatschule zu finanzieren, sodass diese sehr gutes Englisch als 1. Sprache lernen und Hindi als 2. Sprache. Ich war sehr überrascht das zu hören. Dennoch will der jüngere Bruder der Braut später etwas an dem Kastensystem bzw. -wesen ändern und er erhofft sich dies, indem er als erstes für neue bzw. mehr Arbeitsplätze sorgt. Das ist natürlich ein großes Vorhaben, wenn er für möglichst jeden einen Arbeitsplatz schaffen möchte, wenn man die Bevölkerungsdichte Indiens betrachtet. Wenn er seine Träume in dieser Beziehung umsetzen kann, ist das natürlich super. Dies soweit zum Kastensystem/-wesen.

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